STF fordert Amnestie für Freiheitskämpfer der 1960-er Jahre

„Lasst sie zurück in ihre Heimat!“

Dienstag, 27. Februar 2024 | 12:35 Uhr

Bozen – Im Jahr 2015 hat der Landtag mit großer Mehrheit einen Antrag zur Begnadigung der Südtiroler Freiheitskämpfer angenommen. Neue Erkenntnisse im Fall Tiralongo und der Porzescharte hatten gezeigt, dass die Freiheitskämpfer zu Unrecht beschuldigt worden waren. Doch passiert ist seitdem nicht viel. Aus diesem Grund hat die Süd-Tiroler Freiheit nun erneut einen Antrag im Landtag eingereicht. Mit diesem will sie die Amnestie der Südtiroler Freiheitskämpfer erwirken und deren Rückkehr in die Heimat ermöglichen.

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„Die Begnadigung von Heinrich Oberleiter im Dezember 2021 durch den italienischen Staatspräsidenten Sergio Mattarella war ein bemerkenswerter Akt der Menschlichkeit“, erklärt die Bewegung. Der Präsident stellte fest, dass Oberleiter – und damit indirekt die vier ‚Pusterer Buibm‘ – für keinen Mord verantwortlich sei und niemanden verletzt habe.

Vor allem italienische Medien und Rechtspolitiker rechnen den Pusterern immer noch die Ermordung des Carabiniere Vittorio Tiralongo an. Er wurde 1964 hinterhältig erschossen. Die vier Pusterer Freiheitskämpfer haben stets bestritten, etwas mit dem Mord zu tun gehabt zu haben. Auch der ehemalige Vorgesetzte von Tiralongo glaubte an ihre Unschuld. Doch Beweise für einen DNA-Abgleich, etwa ein am Tatort vorgefundenes Taschentuch, waren plötzlich verschwunden. „Mit der Feststellung des höchsten Repräsentanten der italienischen Republik fiel nun die Täterthese endgültig in sich zusammen“, so die Süd-Tiroler Freiheit.

Trotz der Begnadigung im besagten Einzelfall und trotz weiterer neuer Erkenntnisse auch in anderen Fällen habe Italien noch keine weiteren Maßnahmen zur Begnadigung oder Amnestie auch der übrigen noch lebenden Freiheitskämpfer ergriffen, erklärt die Bewegung. Aus diesem Grund reicht die Süd-Tiroler Freiheit erneut einen Antrag ein. Mit diesem soll sich der Landtag für eine umgehende Amnestie der verbliebenen Freiheitskämpfer aussprechen. Zudem soll der Landtag den italienischen Justizminister und den italienischen Staatspräsidenten auffordern, die ausstehende Amnestie der Freiheitskämpfer der 1960-er Jahre unverzüglich in Angriff zu nehmen, damit diese in ihre Heimat und zu ihren Familien zurückkehren können.

Die Erstunterzeichnerin des Antrages, Myriam Atz Tammerle, spricht im Zusammenhang mit der geforderten Maßnahme von einem „Akt der politischen Willensbekundung und der Wiedergutmachung eines menschlichen Unrechts, der längst überfällig wäre“. Es wäre aber auch, so Tammerle weiter, ein „Zeichen der Dankbarkeit und Wertschätzung gegenüber jenen Menschen, die persönliche Nachteile in Kauf nahmen und denen für die Heimat kein Opfer zu schwer war.“

Und einen weiteren wichtigen Punkt will die Süd-Tiroler Freiheit festhalten: „Den Freiheitskämpfern konnte kein einziger Mord, nicht nur bezüglich des Vorfalls auf der Porzescharte, sondern auch bezüglich der Vorfälle auf dem Pfitscher-Joch-Haus und der Steinalm nachgewiesen werden.“ Diese Vorfälle, bei denen insgesamt acht Menschenleben zu beklagen waren, haben andere Hintergründe, was mittlerweile auch wissenschaftlich erwiesen sei, wie die Landtagsabgeordneten betonen. Die Süd-Tiroler Freiheit verweist dabei auf zahlreiche Publikationen, insbesondere des österreichischen Militärhistorikers Dr. Hubert Speckner. Eine dieser Publikationen trägt den Titel „Pfitscherjoch, Steinalm, Porzescharte. Die drei ‚merkwürdigen Vorfälle‘ des Höhepunktes der Bombenjahre in den Jahren 1966 und 1967“. Die Süd-Tiroler Freiheit wird diese Publikation, die auch in italienischer Fassung vorliegt, allen Südtiroler Landtagsabgeordneten überreichen – mit dem Ziel, „dass die Kollegen im Landtag auf den neuesten Stand der Forschung gebracht werden und sie sich bewusst werden, dass die Mordschuld der Freiheitskämpfer, an der Italien bis heute stur festhält, sich in Luft aufgelöst hat“.

Aktive Unterstützung für ihre Forderung nach der Amnestie der Freiheitskämpfer bekommt die Süd-Tiroler Freiheit auch von der FPÖ Tirol. Die Tiroler Landtagsabgeordnete Gudrun Kofler wird im Tiroler Landtag einen inhaltlich ähnlichen Antrag einreichen. Kofler macht deutlich: „Bei den zu amnestierenden Freiheitskämpfern handelt es sich nicht ausschließlich um Südtiroler Freiheitskämpfer, sondern um Tiroler Freiheitskämpfer, die für die Einheit Tirols kämpften. Dies sind nur zwei Gründe, weshalb wir gut beraten sind, wenn alle Tiroler Landesteile mit einer Stimme sprechen.“

Von: mk

Bezirk: Bozen

Kommentare
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Universalgelehrter
2 Monate 24 Tage

Können ja zurück in die Heimat. Werden sich dann eben ihrer Vergangenheit stellen müssen.

Paladin
Paladin
Universalgelehrter
2 Monate 24 Tage

@info: Es gibt so einige Menschen die sich nicht mal ihrer Gegenwart stellen, geschweige denn der Zukunft.

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Universalgelehrter
2 Monate 24 Tage

ja, Paladin, die nennt man “Ewiggestrige”

krokodilstraene
krokodilstraene
Universalgelehrter
2 Monate 24 Tage

Sind sie jetzt plötzlich der Meinung, Italien wäre ihre Heimat?
😳😳

Doolin
Doolin
Kinig
2 Monate 24 Tage

…es ist kaum anzunehmen, dass sie Italien als ihre Heimat ansehen, eher als Besatzungsmacht ihrer Heimat…

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