Anmeldungen bis Ende Oktober online möglich

Mit Lehrgang mehr Frauen für Gemeindepolitik ermutigen

Freitag, 13. September 2024 | 13:26 Uhr

Von: mk

Bozen – Nach den Wahlen 2020 zeigte sich folgendes Bild in Südtirols Gemeindestuben: Elf Prozent aller Bürgermeistersessel wurden von Frauen besetzt, in den Gemeinderäten waren 26 Prozent der Mitglieder Frauen. Zwei Drittel der Südtiroler Gemeinden werden von einem männlichen Duo (also Bürgermeister und Vizebürgermeister) geleitet, nur zwei – nämlich Laas und Branzoll – von einem weiblichen Führungsduo. Was braucht es, damit Frauen kandidieren und in der Folge auch gewählt werden? Diese Frage stellte die Präsidentin des Landesbeirates für Chancengleichheit für Frauen, Ulrike Oberhammer, bei der Pressekonferenz zur Vorstellung eines neuen Lehrganges für Frauen.

Dieser Lehrgang ist das Ergebnis einer vielschichtigen Befragung, die Eurac Research im Zusammenhang mit zwei wissenschaftlichen Publikationen zu Frauen in der Gemeindepolitik durchgeführt hat. Eurac-Forscherin Sara Boscolo, die bei der Erarbeitung des Lehrganges mitgearbeitet hat, wies darauf hin, dass sich weibliche Leadership in der Politik positiv auf die Qualität der Politik als Ganzes auswirke. Gerade deshalb sei es ratsam, auch in der Politik den Frauenanteil zu steigern. Der Lehrgang trage dazu bei, ebenso wie die seit 2022 wirksame Gesetzesänderung, wonach ein Drittel aller effektiven Kandidaten (nicht nur aller möglichen Kandidaten) Frauen sein müssen.

Der Basislehrgang für Frauen in der Gemeindepolitik ist darauf ausgerichtet, potentielle Kandidatinnen zu bestärken, sie auf den Wahlkampf vorzubereiten und miteinander zu vernetzen. Der Lehrgang, erarbeitet vom Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen, dem Frauenbüro und Eurac Research, startet am 8. November.

Anmeldungen sind ab sofort und bis zum 31. Oktober online auf dem Landeswebportal im Bereich Chancengleichheit möglich. Um möglichst vielen die Teilnahme daran zu ermöglichen, wurde der Lehrgang vor allem mit Online-Modulen organisiert. Der Auftakt und der Abschluss sind als Präsenztreffen eingeplant, um Sichtbarkeit zu ermöglichen und die Motivation der anwesenden Frauen einzufangen. Nach den Gemeindewahlen im Mai 2025 soll ein Aufbaulehrgang für die gewählten Gemeindepolitikerinnen folgen, bei dem Fachwissen zu diversen Bereichen vermittelt wird.

Lehrgang ermöglicht Netzwerkarbeit
“Frauen haben den Lehrgang nicht notwendiger als Männer, aber es braucht ihn zur Vernetzung, zum Austausch und zur Wissenserweiterung”, hielt Präsidentin Oberhammer fest. Beiratsvizepräsidentin Nadia Mazzardis brachte vor, dass es nach wie vor ein patriarchales Muster in unserem Wählverhalten gebe: “Frauen müssen ihre Kompetenz erst unter Beweis stellen – Männer nicht!” Der Lehrgang solle dazu beitragen, den Frauen das Gefühl der Unzulänglichkeit zu nehmen und sich selbst Zeit für qualitätsvolle Beziehungen zu gönnen, während Pflege- und Betreuungsarbeiten mit den Männern der Familie geteilt werden könnten.

Auch der für Chancengleichheit zuständige Landesrat, Landeshauptmann Arno Kompatscher, ermutigte dazu, am Lehrgang teilzunehmen, nicht weil Frauen mehr Wissen bräuchten, um zu kandidieren, sondern weil es nach wie vor ungleiche Startbedingungen für die Geschlechter gebe. “Der Lehrgang ermöglicht Netzwerkarbeit und hilft konkret dabei, dass wir als Gesellschaft weiterkommen. Denn gemeinsam getroffene Entscheidungen sind bessere Entscheidungen”, ist der Landeshauptmann überzeugt.

In dieselbe Kerbe schlugen Gemeindenverbandspräsident Andreas Schatzer und der Präsident von Eurac Research Roland Psenner. “Der Lehrgang sollte vor allem dazu ermutigen, sich in die Gemeinde, in die Politik, einzubringen”, hielt Schatzer fest. Und auch Beiratspräsidentin Ulrike Oberhammer rief alle Interessierten dazu auf, sich anzumelden. Geplant sei, den Lehrgang periodisch zu wiederholen, “um einen breiten Pool an Kandidatinnen aufzubauen, die sich motiviert und unterstützend auf einen Wahlkampf einlassen.”

Info und Anmeldung unter https://chancengleichheit.provinz.bz.it/de/frauen-und-politik

Bezirk: Bozen