Papst Leo XIV. derzeit in der Türkei zu Gast

Papst-Attentäter Agca wollte zu Leo XIV.

Freitag, 28. November 2025 | 15:16 Uhr

Von: apa

Der einstige Papst-Attentäter Mehmet Ali Agca hat es nicht bis zu Leo XIV. geschafft. Er wurde von den türkischen Behörden aus der Stadt Iznik begleitet, ohne den Papst zu treffen, wie türkische Medien am Freitag laut Kathpress berichteten. Agca selbst sagte, er sei freiwillig abgereist. Am Tag vor dem Kurzbesuch Leos Freitagnachmittag in Iznik war Agca dort aufgetaucht. Er heiße den Papst in der Türkei willkommen und hoffe auf ein Gespräch mit ihm, sagte der 67-Jährige.

Agca erklärte dies laut türkischer Nachrichtenagentur DHA am Donnerstag nach einem Besuch der historischen Sophienkirche im antiken Nizäa, die heute eine Moschee ist. Agca hatte am 13. Mai 1981 auf dem Petersplatz mehrere Schüsse auf Papst Johannes Paul II. (1978-2005) abgefeuert und ihn lebensgefährlich verletzt. Der Papst überlebte und vergab dem Attentäter später.

Agca saß 19 Jahre lang in Italien im Gefängnis. Dann wurde er an die Türkei überstellt, um eine Strafe für den Mord an einem türkischen Journalisten abzusitzen. 2010 wurde er aus der Haft entlassen.

In dem Interview nahm Agca den amtierenden Papst gegen Verschwörungstheorien in Schutz, die unter türkischen Nationalisten kursieren und wonach der Vatikan eine Rückeroberung von Nizäa plane. “Das sind dumme und ignorante Verschwörungstheorien”, so der 67-Jährige. “Der Papst kommt nur, um seinen Glauben zu bekunden.”

Agca hoffte auf Gespräch

Die Türkei müsse das Bündnis mit dem Vatikan suchen, riet Agca. Nach seiner Haftentlassung vor 15 Jahren hatte der rechtsextreme Auftragskiller neben vielem anderen behauptet, den Auftrag für das Attentat auf Johannes Paul II. aus dem Vatikan bekommen zu haben. Die Hintergründe der Tat wurden aber nie aufgeklärt.

Die türkische Polizei kontrollierte zum Papstbesuch in Iznik schon seit Tagen die Personalien aller Besucher und Passanten in der Stadt und an den Einfallstraßen. In seinem Interview vom Donnerstag sagte Agca dennoch: “Ich hoffe, dass ich mich hier in Iznik oder in Istanbul ein paar Minuten mit ihm zum Gespräch zusammensetzen kann.”

Heiliger Vater betete bei versunkener Basilika

Gemeinsam mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchen Bartholomaios I. erinnerte der Heilige Vater Freitagnachmittag in Iznik an das erste ökumenische Konzil von Nicäa vor 1.700 Jahren. An der Ruine einer zerstörten Basilika aus dem vierten Jahrhundert am Ufer des Iznik-Sees beteten die beiden Kirchenoberhäupter in Gedenken an das historische Konzil.

Das 1.700-jährige Jubiläum ist der Grund, warum Leo für seine erste Auslandsreise die Türkei ausgewählt hat, obwohl es in dem Land bei einer Bevölkerung von rund 85 Millionen nur etwa 180.000 Christen gibt. Nicäa, das heutige Iznik südlich von Istanbul, war Schauplatz ebendieses Konzils.

Im Jahr 325 trafen sich dort auf Einladung des römischen Kaisers Konstantin I. die Bischöfe des ganzen Reiches, um ihre Streitigkeiten beizulegen und sich auf theologische Grundlagen zu einigen. Das Konzil einigte sich unter anderem auf das Glaubensbekenntnis, das viele Christen noch heute sprechen. Im Kern geht es darum, dass Jesus Christus ganz Mensch und zugleich ganz Gott ist.

Klare Absage an Fundamentalismus und Fanatismus

Leo appellierte bei der Feier für eine Annäherung zwischen katholischer und orthodoxer Kirche. “Der Wunsch nach voller Gemeinschaft unter allen, die an Jesus Christus glauben, geht immer mit dem Streben nach Geschwisterlichkeit unter allen Menschen einher.” Es gebe bereits ein “tiefgehendes Band”.

Gleichzeitig stellte er sich gegen das “Heranziehen von Religion, um Krieg und Gewalt zu rechtfertigen”. Dies sowie jede Form von Fundamentalismus und Fanatismus müssten entschieden abgelehnt werden. Stattdessen solle auf “geschwisterlichen Begegnung, Dialog und Zusammenarbeit” gesetzt werden.

Ruine lag früher auf Grund des Iznik-Sees

Die Grundmauern der zerstörten Basilika, an der Leo nun mit Bartholomaios sowie weiteren christlichen Würdenträgern betete, wurden erst 2014 auf dem Grund des Iznik-Sees entdeckt. Damals lag die Ruine noch zwei Meter unter der Wasseroberfläche und etwa 30 Meter vom Ufer des Sees entfernt. Wegen der andauernden Dürre in der Gegend liegen die Grundmauern heute jedoch frei.

Türkische Forscher glauben, die oft als Unterwasserbasilika bezeichnete Kirche sei zum Gedenken an das Konzil nach 390 errichtet worden. Nach Angaben des Vatikans wurde sie 740 durch ein Erdbeben zerstört und ihre Überreste vom See verschlungen. Benannt ist sie nach dem Heiligen Neophytos, der 303 am Seeufer im Zuge der damaligen Christenverfolgung ermordet worden sein soll.

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