Für einen angemessenen Arbeitsvertrag

Journalisten streiken heute in ganz Italien

Freitag, 28. November 2025 | 00:01 Uhr

Von: red

Bozen – Der gesamtstaatliche Journalistenverband FNSI hat für den heutigen 28. November einen ganztägigen Streik ausgerufen. Grund dafür ist die seit zehn Jahren ausstehende Erneuerung des Kollektivvertrags. Die Journalistengewerkschaft der Region Trentino-Südtirol unterstützt den Streik.

Im Folgenden die Stellungnahme der FNSI:

Heute streiken die Journalistinnen und Journalisten im gesamten Staatsgebiet. Wir streiken, weil unser Arbeitsvertrag seit zehn Jahren abgelaufen ist – und vor allem, weil wir der Ansicht sind, dass der Journalismus, ein grundlegender Pfeiler des demokratischen Lebens im Land, von den Verlegern der FIEG nicht die nötige Aufmerksamkeit erhalten hat: viele Kürzungen, wenige Investitionen – trotz millionenschwerer staatlicher Subventionen.

In mehr als zehn Jahren haben der Stellenabbau in den Redaktionen und die Kürzung der Gehälter über Krisenerklärungen, Entlassungen, Vorruhestandsregelungen und den eingefrorenen Kollektivvertrag massive Folgen für den Pluralismus und das Recht der Bürgerinnen und Bürger auf verlässliche Information gehabt. In diesen zehn Jahren ist die Zahl festangestellter Journalistinnen und Journalisten gesunken, während die Ausbeutung von freien Mitarbeitenden und prekären Kräften enorm zugenommen hat: Sie erhalten wenige Euro pro Nachricht, ohne Rechte und ohne Perspektive.

In diesen zehn Jahren wurde die Kaufkraft der Journalistengehälter durch die Inflation ausgehöhlt – laut ISTAT um fast 20 Prozent. Deshalb fordern wir eine Erhöhung, die im Einklang mit anderen Tarifverträgen steht. Die Verleger haben jedoch eine lächerlich geringe Erhöhung angeboten und zudem verlangt, die Löhne für Neueingestellte weiter zu kürzen – eine untragbare Verschärfung des Generationsgefälles in den Redaktionen.

Das ist für uns keine korporative Auseinandersetzung. Wir sind überzeugt, dass wirklich freie und vielfältige Information, die demokratische Kontrolle ermöglicht, Journalistinnen und Journalisten braucht, die unabhängig und glaubwürdig sind – und wirtschaftlich nicht erpressbar.

Wir verlangen einen neuen Kollektivvertrag, der Rechte schützt und den Journalismus im Licht der neuen digitalen Berufsbilder sieht, der den Einsatz Künstlicher Intelligenz regelt und eine faire Vergütung für Inhalte sicherstellt, die ins Netz gestellt werden.

Wir wollen die Verleger dazu bewegen, in die Zukunft zu blicken, statt weiter nur die Gegenwart zusammenzustreichen. Wenn der Verband FIEG wirklich an professioneller Information interessiert ist, muss er in Technologie und in junge Menschen investieren, die nicht zu billiger intellektueller Arbeitskraft degradiert werden dürfen.

Das schuldet er uns Journalistinnen und Journalisten – und vor allem den Bürgerinnen und Bürgern, deren Recht auf Information durch Artikel 21 der Verfassung geschützt ist.

Auch Redakteure von Südtirol News beteiligen sich am nationalen Streik. Deshalb erscheinen heute keine Meldungen mit Südtirol-Bezug und deutlich weniger Meldungen als gewohnt. Außerdem werden Kommentare nicht im gewohnten Rhythmus freigeschaltet und eventuell gar nicht veröffentlicht.

Bezirk: Bozen

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