Schäden nach indischen Angriffen auf Pakistan am Mittwoch

Kämpfe zwischen Indien und Pakistan weiten sich offenbar aus

Freitag, 09. Mai 2025 | 22:07 Uhr

Von: APA/AFP/Reuters

Die Kämpfe zwischen den Atommächten Indien und Pakistan haben sich offenbar am Freitagabend ausgeweitet. Erstmals wurden aus der den Sikh heiligen indischen Stadt Amritsar im Bundesstaat Punjab Explosionen gemeldet. In Jammu im indischen Teil Kaschmirs waren Geschosse und Lichtblitze am Nachthimmel zu sehen. Reportern der Nachrichtenagentur Reuters zufolge fiel der Strom aus. Auch die Winterhauptstadt der Region wurde die zweite Nacht in Folge von Detonationen erschüttert.

Die indische Armee teilte mit, dass Drohnen an 26 Orten gesichtet worden seien und abgefangen würden. Das Gebiet erstrecke sich von Kaschmir aus entlang der im Westen an Pakistan grenzenden Bundesstaaten bis hinunter zum Arabischen Meer.

Eine Stellungnahme von Pakistan lag zunächst nicht vor. Die Regierung in Islamabad wies zuletzt indische Vorwürfe zu Angriffen zurück. Die seit drei Tagen anhaltenden Kämpfe sind inzwischen die schwersten zwischen den Erzfeinden seit fast drei Jahrzehnten. Unbestätigten Angaben beider Seiten zufolge sollen insgesamt etwa 50 Menschen getötet worden sein. Auslöser war ein Angriff radikaler Islamisten auf hinduistische Touristen im indischen Kaschmir am 22. April, bei dem 26 Menschen starben. Indien erklärte, zwei der drei Tatverdächtigen seien pakistanische Staatsangehörige, legte jedoch keine detaillierten Belege vor. Pakistan weist jede Verwicklung zurück.

Indien und Pakistan haben seit ihrer Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1947 bereits zwei ihrer drei Kriege um Kaschmir geführt. Sie verfügen dem International Institute for Strategic Studies zufolge gegenwärtig über je etwa 170 Atomsprengköpfe.

Indische Armee meldet mehrere Angriffe

In der Nacht hätten pakistanische Streitkräfte mit Drohnen und anderer Munition Ziele entlang der Westgrenze Indiens, teilte die indische Armee mit. Die Angriffe seien wirksam abgewehrt worden. Zudem habe Pakistan an der De-facto-Grenze in der Region Kaschmir gegen Waffenstillstandsvereinbarungen verstoßen, auf die man reagiert habe. Auf alle “schändlichen Pläne” werde man mit Macht antworten.

Laut der indischen Grenzschutztruppe wurde am Donnerstagabend zudem ein “größerer Infiltrationsversuch” in der Region Samba in Kaschmir vereitelt. In der Region Uri gab es am Freitag weiterhin schweren Artilleriebeschuss, wie ein Vertreter der Sicherheitsbehörden sagte. In der Region Bikaner im indischen Bundesstaat Rajasthan bleiben Schulen geschlossen. Bewohner aus Orten nahe der pakistanischen Grenze wurden gebeten, in weiter davon entfernte Orte zu Verwandten oder von der Regierung gestellten Unterbringungen zu gehen. In der Stadt Bhuj in Gujarat stehen den Behörden zufolge Reisebusse bereit, um Bewohner zu evakuieren.

Pakistan: Bleiben im Kriegszustand

Pakistans Außenministerium hatte Neu-Delhi zuvor am Freitag “Hurrapatriotismus und Kriegshysterie” vorgeworfen. “Es ist sehr bedauerlich, dass Indiens rücksichtsloses Verhalten die beiden nuklear bewaffneten Staaten näher an einen größeren Konflikt gebracht hat”, sagte der pakistanische Außenamtssprecher Shafqat Ali Khan in Islamabad. Pakistan werde jedoch “nicht deeskalieren”, sondern “im Kriegszustand” bleiben, solange die Souveränität des Landes “bedroht” sei, erklärte Armeesprecher Ahmed Sharif Chaudhry bei einer Pressekonferenz am Freitag.

Eine Sprecherin der indischen Armee sprach von “300 bis 400” pakistanischen Drohnen, die auf den indischen Teil Kaschmirs abgefeuert worden seien. Pakistans Armeesprecher bestritt derartige Angriffe.

Nach pakistanischen Angaben wurden seit Mittwoch insgesamt 77 indische Drohnen zerstört. “Am 8. Mai schoss Pakistan 29 indische Drohnen ab, über Nacht wurden 48 Drohnen zerstört”, meldete der Staatssender PTV News.

Jahrzehntelanger Konflikt um Kaschmir

Mittwochfrüh war der jahrzehntealte Kaschmir-Konflikt militärisch eskaliert: Indien bombardierte mehrere Ziele in Pakistan, Islamabad antwortete mit Artilleriefeuer. Seitdem wurden mindestens 50 Menschen getötet. International löste die Verschärfung der Lage Besorgnis aus. Die EU-Kommission, die USA und andere Länder riefen beide Seiten zur Deeskalation auf.

Auslöser des Wiederaufflammens des Konflikts war ein Anschlag auf indische Touristen, bei dem am 22. April im indischen Teil Kaschmirs 26 Menschen erschossen wurden. Indien wirft Pakistan die Unterstützung des Anschlags vor, die pakistanische Regierung weist die Vorwürfe zurück. Es handelt sich um die schwerste Konfrontation seit Jahrzehnten zwischen den beiden verfeindeten Nachbarländern, die bereits zwei Kriege um die Himalaya-Region Kaschmir geführt hatten.

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