Aufarbeitung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Vier Jahre nach Corona: Hitzige Debatte um Kommission im Landtag

Donnerstag, 09. Mai 2024 | 15:15 Uhr

Bozen – Mit einem Beschlussantrag, eingebracht in den Südtiroler Landtag, hat das Team K angemahnt, die momentan ruhige Zeit dazu zu nutzen, das Pandemiemanagement während der Corona-Zeit von einer unabhängigen Fachkommission unter Einbindung aller Gesellschaftsschichten der Südtiroler Bevölkerung endlich aufzuarbeiten. Denn die Aufarbeitung der Pandemie müsse als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden und nun aus einer etwas größeren zeitlichen Distanz offen, kritisch, konstruktiv, ganzheitlich und objektiv aufgearbeitet werden, um tragfähige Lehren für zukünftige Krisen ziehen und Wiederholungsfehler vermeiden zu können.

Mit neun Ja-Stimmen, sechs Enthaltungen und 19 Nein-Stimmen mit dem alleinigen Verweis der Landesregierung, dass eine Kommission zur Aufarbeitung von Corona im Regierungsprogramm vorgesehen sei, lehnte der Südtiroler Landtag heute nach einer teils hitzig geführten Debatte den Antrag des Team-K-Abgeordneten Franz Ploner dazu ab. In seinem Beschlussantrag, der von den Grünen, Sandro Repetto vom PD und von Andreas Leiter Reber von der Freien Fraktion mitunterzeichnet worden war, definierte Erstunterzeichner Franz Ploner Zusammensetzung, Aufgaben, Ziele und Adressaten der unabhängigen Fachkommission zur faktenbezogenen Aufarbeitung der Corona-Pandemie glasklar: “Die Kommission muss aus Expertinnen und Experten verschiedener Disziplinen und aus Bürgerinnen und Bürgern unterschiedlicher Berufs- und Gesellschaftsschichten, auch durch die Corona-Maßnahmen suspendierten Personen, bestehen. Sitz und Stimme müssen in dieser Kommission Seniorenvereinigungen ebenso wie Jugendorganisationen, Verbraucherschutz, Vertreter aus dem Bildungsbereich ebenso wie aus Altersheimen und dem Gesundheits- und Sozialbereich haben. Denn die Pandemie hat in all diesen Bereichen spezifische, tiefschürfende Narben und seelische Traumata hinterlassen, deren Symptomatik aus den unterschiedlichsten Perspektiven genauestens analysiert werden muss.”

Als einen weiteren Aufgabenbereich der unabhängigen Fachkommission nannte der Team-K-Landtagsabgeordnete “die sachlich-wissenschaftliche Aufarbeitung der Auswirkungen von Lockdown-Maßnahmen, Maskenpflicht, Test- und Impfstrategien und der gesellschaftlichen Beeinträchtigungen und Auswirkungen aller in der Pandemie getroffenen Entscheidungen und Maßnahmen. Die erarbeiteten Ergebnisse und Erkenntnisse müssen im Anschluss veröffentlicht werden, um integrative und die Zivilgesellschaft des Landes wieder zusammenführende Lösungsansätze zu schaffen. Dem Landtag als Volkssouverän sollte schließlich das erarbeitete Abschlussdokument zur Diskussion unterbreitet werden, um Lehren für zukünftige Maßnahmen bei pandemischen Ereignissen zu ziehen.”

“‘Wir haben aus der Geschichte nichts gelernt.’ Das darf für die Südtiroler Politik und die Südtiroler Gesellschaft nie und nimmer das Fazit sein, wenn es um die Jahrhundertpandemie Corona geht. Zu viele soziale Verwerfungen, psychische Traumata hat es in dieser Zeit gegeben, zu viel Vertrauen in Politik, Institutionen, Medizin und Wissenschaft ging unwiederbringlich verloren. Eine offene, kritische und konstruktive Aufarbeitung ist Ziel jeden Krisenmanagements und muss gerade in Bezug auf Corona und getroffene Maßnahmen zentrales Merkmal einer offenen demokratischen Diskussions- und Lösungskultur sein. Als politisch Verantwortliche haben wir auch in Südtirol die Pflicht, parteiübergreifend wiederum Aufbauarbeit im Bereich Gemeinwohl der Menschen in unserem Land zu leisten”, ist Franz Ploner überzeugt.

Von: mk

Bezirk: Bozen

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4 Kommentare auf "Vier Jahre nach Corona: Hitzige Debatte um Kommission im Landtag"


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Paladin
Paladin
Universalgelehrter
10 Tage 19 h
“Mit neun Ja-Stimmen, sechs Enthaltungen und 19 Nein-Stimmen mit dem alleinigen Verweis der Landesregierung, dass eine Kommission zur Aufarbeitung von Corona im Regierungsprogramm vorgesehen sei, lehnte der Südtiroler Landtag heute nach einer teils hitzig geführten Debatte den Antrag des Team-K-Abgeordneten Franz Ploner dazu ab.” An Aufarbeitung und Aufklärung dürfte der Landesregierung wenig gelegen sein. Da ist sie aber in guter Gesellschaft. Andere Regierungen, ebenso wie die EU sehen das ähnlich. Das ist verständlich, man stelle sich vor die Aufarbeitung käme zu einem unvorteilhaften Ergebnis für die politischen Entscheidungsträger. Da geht man lieber auf Nummer sicher. Die Mehrheit der Bevölkerung dürfte… Weiterlesen »
OrtlerNord
OrtlerNord
Universalgelehrter
10 Tage 17 h

Paladin
Die haben sicherlich manches falsch gemacht, aber machst du alles richtig?
Diese Situation hatten wir noch nie , also woher sollten sie wissen was richtig ist.
Nur die Klugscheißer reiten auf den Fehlern herum, denn sie sind ja nicht in der Verantwortung.

Lana77
Lana77
Universalgelehrter
10 Tage 16 h

@OrtlerNord
Die Politiker verteidign ihre maßlos überzogenen Gehälter jo olm damit wos sie für a Verantwortung hobn. Ober wenn sie nor Fahler mochn, hearsch af uanmoll nix mear fe der Verantwortung. Kuane Entschuldigung, kuan Rücktritt, lei sou tian als war nix gwesn, in Kopf in Sond steckn und fleissig weiterkassieren !

Oracle
Oracle
Kinig
10 Tage 18 h

Was für eine Steuergelderverschwendung, die nichts bringt, wäre das! Hat das Team K wirklich keine dringenderen Probleme? Warum will man eine zum Glück vorübergegangene Pandemie jetzt “politisch” aufarbeiten? Es war ein weltweites Problem, die Staaten haben ihre Massnahmen erlassen und gesetzlich verankert, dabei hatte Südtirol kaum Einfluss auf die gesetzliche Situation, hat man im Nachhinein festgestellt. Also hätte man umgekehrt kaum von staatlichen Vorgaben abweichen können! Nur Coronaleugner und Impfmuffel leben scheinbar immer noch in einer Coronablase, der JWA ist hier das beste Beispiel….

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