Tausende demonstrierten trotz Regens gegen Rechts

Zehntausende bei Demos gegen Rechts in Österreich

Freitag, 26. Januar 2024 | 22:25 Uhr

Zehntausende Menschen sind am Freitag in Wien und anderen Städten auf die Straße gegangen und haben gegen Rechtsextremismus demonstriert. Vor dem Parlament in Wien versammelten sich trotz Regens bei einer breit unterstützten Großkundgebung am Abend nach Veranstalterangaben mindestens 80.000 Menschen, um die “Demokratie zu verteidigen”. Laut Polizei waren es bis zu 35.000 Personen. Auch in Innsbruck und Salzburg gab es Protestveranstaltungen.

Was bei dem jüngst bekannt gewordenen Treffen der Rechtsextremen in Deutschland besprochen worden sei, sei keine Überraschung gewesen, sagt Mireille Ngosso von Black Voices Austria. “Das ist etwas, was wir immer schon befürchtet haben.” Viele schwarze Menschen und Menschen mit ausländischen Wurzeln in Österreich hätten Angst. “Manche von uns haben schon die Koffer gepackt oder überlegen, in welches Land sie flüchten könnten”, erzählte die SPÖ-Gemeinderätin. Auch Erich Fenninger, Sprecher der Plattform für eine menschliche Asylpolitik, warnte vor den “Deportationsfantasien” der Rechtsextremen.

Unterstützt wurde die Demonstration, die von den Black Voices, Fridays for Future und der Plattform für eine menschliche Asylpolitik organisiert wurde, von einer breiten Front von zivilgesellschaftlichen Organisationen – darunter ÖGB, AK und Caritas – sowie von SPÖ und Grünen. Unter den Teilnehmern waren auch Vertreter der Religionsgemeinschaften und aus dem Kunst- und Kulturbereich. So verlas etwa Schauspielerin Mavie Hörbiger einen Text der Schriftstellerin Elfriede Jelinek.

Zu Wort meldeten sich auch andere prominente Schauspieler wie Cornelius Obonya oder Katharina Stemberger sowie Volkstheater-Direktor Kay Voges. Wenn die FPÖ an die Macht komme, könne dies das Ende der Demokratie bedeuten, warnte Voges in seiner Rede. Aber: “Wir sind so viele, die Pläne von AfD, FPÖ und Identitären ablehnen, so viele, die die Demokratie verteidigen wollen.”

Friday for Future-Sprecherin Leila Kriechbaum begründete ihre Teilnahme damit, dass Klimaschutz nur in einer funktionierenden Demokratie umgesetzt werden könne. Antidemokratischen Bewegungen, die noch dazu den Klimawandel leugnen würden, müsse man sich entgegenstellen. Für Musik sorgte die oberösterreichische Sängerin Ina Regen.

Unter den Teilnehmern des Lichtermeers waren auch Politiker wie Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne), SPÖ-Chef Andreas Babler und die Grüne Spitzenkandidatin bei der EU-Wahl Lena Schilling

In Innsbruck nahmen an der Kundgebung am Landhausplatz laut Polizei rund 3.000 Menschen teil. Die Veranstaltung, die unter dem offiziellen Titel “Aufstehen gegen Rechts – Tirol für Demokratie und Vielfalt” firmierte, verlief bis zum frühen Abend bei trübem Regenwetter ruhig, hieß es von der Exekutive. Die beiden Initiatorinnen, Amelie Deniffel und Lea Weichenberger, meinten im Vorfeld, dass “all die Menschen, die heute gekommen sind, beweisen, dass viele Menschen zurzeit dieses Bedürfnis haben und dass es jetzt wichtig ist, sich aktiv und klar gegen Rechtsextremismus zu positionieren.”

Bei der Kundgebung ging es recht musikalisch zu: Eine Blasmusikkapelle spielte zwischen den Redebeiträgen etwa das italienische Partisanenlied “Bella Ciao”, was bei zahlreichen Teilnehmern die gestreckte Faust in die Höhe schnellen ließ. Eine Sängerin der Gruppe skandierte wiederum “Grenzen töten”. Bei den Rednerinnen und Rednern kamen indes nicht nur die FPÖ und die deutsche AfD schlecht weg, alle Regierungsparteien wurden ins Visier genommen: “Auch unter grüner Regierungsbeteiligung finden weiter Abschiebungen statt”, zeigte sich ein Redner enttäuscht. Wie üblich, hatten auch viele Menschen selbst gebastelte Schilder dabei, mit Aufschriften wie: “Faschismus ist keine Meinung”, “Tirol braucht Vielfalt mehr als alles andere”, “Keiner mag Nazis” oder “Menschenrechte statt rechte Menschen”. Unterstützt wurde die Kundgebung etwa von der Lebenshilfe, Fridays for Future und kirchliche Einrichtungen.

In der Stadt Salzburg demonstrierten am frühen Freitagabend rund 1.400 Personen (APA-Zählung) bei Regenwetter für “Menschlichkeit, Solidarität und gegen Extremismus”. Zahlreiche NGOs hatten zu dem Protest aufgerufen, der für Salzburger Verhältnisse groß ausfiel. Bevor sich der lange Demonstrationszug Richtung Altstadt in Bewegung setzte, warnten Redner und Rednerinnen vor dem Rechtsruck, der nicht nur in Deutschland und Österreich, sondern in der ganzen Welt stattfinde.

Durch FPÖ-Chef Herbert Kickl hätten rechtsextreme Gruppen wieder an Mut gewonnen, sagte eine Aktivistin der antirassischsten Solidaritätsbewegung Antira Salzburg und warnte vor dem zunehmenden Eingang rechtsextremen Vokabulars in die Sprache. “Wir dürfen rechtsextreme Hetze und Wut aber nicht auf die leichte Schulter nehmen.” Die europäischen Asylpolitik entwickle sich allerdings in die falsche Richtung und spiele den Extremisten in die Hände.

Vorbild der Kundgebungen waren ähnliche Proteste am vergangenen Wochenende in Deutschland. In zahlreichen Städten gingen Hundertausende gegen Rechts auf die Straße. Auslöser dafür waren Enthüllungen des Recherchezentrums “Correctiv” über ein Treffen von Rechtsextremisten am 25. November in Potsdam, an dem unter anderem AfD-Politiker sowie der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, teilnahmen. Unter dem Schlagwort “Remigration” wurde dabei über Pläne zur Vertreibung von Millionen Menschen mit ausländischer Herkunft aus Deutschland beraten.

Von: apa

Kommentare
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Lana77
Lana77
Universalgelehrter
3 Monate 21 Tage

Die Demos in Deutschland gegen “Rechts” sein in der Regierung sehr gelegen kemmen. Man heart iats nix mear fe die mittlerweile Europa weiten Bauernproteste. Und dass a sou a geheimes Geheimtreffn, mit sette krassen Inhalten, wos im Herbst leschtes Johr gwesn isch und wou a Politiker der CDU gwesn sein, ausgerechnet erst jetzt öffentlich gmocht werd, wou die Unfragewerte der “Ampel” in Keller sein und die AFD olleweil stärker werd, isch sicher lei a Zufall 🤣. Ein Schelm wer böses denkt !

Faktenchecker
3 Monate 21 Tage

Ein AFD-Influenzer

Doolin
Doolin
Kinig
3 Monate 21 Tage

…bei uns darf man straflos Hitlergruss (saluto romano) machen…oh Gott, was ist aus Tirol geworden…

Neumi
Neumi
Kinig
3 Monate 21 Tage

Ein Kanadier hat mich grad nach den Bauernprotesten gefragt.

Faktenchecker
3 Monate 21 Tage

Wir sind in Südtirol….

Pacha
Pacha
Universalgelehrter
3 Monate 21 Tage

@Doolin…..wer den Unterschied zwischen Hitlergruß und den saluto romano nicht kennt, der hat auch sonst keine Kenntnisse

Doolin
Doolin
Kinig
3 Monate 21 Tage

@Pacha
…bitte sag es mir…ist doch alles der gleiche schwarz- braune Mist…du bist sicherlich besser bewandert im rechten Gedankengut als ich, wo ich mir etwas schwer tue…
😥

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
3 Monate 21 Tage

Wenn do schun die große Fragestunde isch klink i mi ein und frog inwiefern do jemand genaueres über die Pläne woas? Wos isch do gmuant mit mitmachen Abschiebung? Grundsätzlich olls und jeden der an auswärtigen numen hot oder illegale,, kriminelle samt Klan oder Familie? Kleiner aber feiner Unterschied… vor ollem wenn do über links und rechts (wos a olm sel heitzutog no hoaßn soll) fochgesimplt werd.. ersteres werd schun rechts sein, zweiteres hingegen kuane froge dor Gesinnung und parteiübergreifent eigentlich es normalste auf dor Welt und höchste Zeit…

Lana77
Lana77
Universalgelehrter
3 Monate 21 Tage

@Faktenchecker
🤣 des kennt man jo schun fe dir. Jede ondere, unbequeme Meinung werd als “Geschwurbel” obgetun. Isch leichter als sich intellektuell damit befassen zu miassn.

info
info
Universalgelehrter
3 Monate 21 Tage

@Lana
das Wort “intelektuell” tut in diesem Zusammenhang echt weh.

info
info
Universalgelehrter
3 Monate 21 Tage

@goenner…
hier findest du die gesamte Recherche über das Verfassungsfeindliche rechtsbraune Pack:
https://correctiv.org/aktuelles/neue-rechte/2024/01/10/geheimplan-remigration-vertreibung-afd-rechtsextreme-november-treffen/

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
3 Monate 21 Tage
Danke Info, jo bo… I wähl se sicher nit ober eher awian viel blabla und wianig skandalöses dorbei, mol i wirf nit in erstn stuan wenn frogesch ob i mor no nia in Kopf drüber zerbrochen hon wia men der Situation Herr werdn kannt… im Prinzip sein 2 vo de Zielgruppen sowieso auszuweisen und die 3te gruppe (nr2 im artikel) de sich nit unpasst 🤷‍♂️ i woas jo nit ober vlt hats geholfen wenn men bis iaz sich a mol als Mitte ernsthafte Gedanken zu der utopischen Politik gm8 het anstatt jeden der eppes sog als nazi zu bezeichnen… denk… Weiterlesen »
Faktenchecker
3 Monate 21 Tage

Demnächst auch in Bozen.

elvira
elvira
Universalgelehrter
3 Monate 21 Tage

hoffentlich

Doolin
Doolin
Kinig
3 Monate 22 Tage

…dafür folgen wir hier unserem Arno ordentlich nach rechts…

fingerzeig
fingerzeig
Superredner
3 Monate 21 Tage

wieder x die gretchenfrage…was ist normal und was nicht… was ist rechts u was nicht… des rätsels lösung kennen wohl nur ideologen…bzw. deren ideologie.

sou ischs
sou ischs
Superredner
3 Monate 20 Tage

ich hab auch angst durch bozen und meran zu marschieren

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