Von: mk
Bozen – Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit: Diesen Satz sagte Neil Armstrong, als er vor 50 Jahren als erster Mensch den Mond betrat. Diesem einschneidenden Moment in der Geschichte der Menschheit, den sechs Apollo-Expeditionen und dem Mond selbst widmet das Naturmuseum Südtirol in Bozen die Ausstellung „Mondwärts“.
114 Grad Celsius in der Sonne, minus 179 Grad Celsius im Schatten: Gemütlich ist es auf dem Mond nicht, faszinierend aber schon. Davon können Russen und Amerikaner ein Buch schreiben: Wer zuerst Fuß auf ihn setzen würde, das wurde im Kalten Krieg ab den 1950er Jahren zu einem langen und teuren Wettlauf. Am 20. Juli 1969 um 22:17:40 Uhr haben ihn die Amerikaner gewonnen.
Zur Erinnerung: Im Rahmen des Apollo-Programms der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA setzten dank der Arbeit von rund 400.000 Menschen zwölf US-Amerikaner Fuß auf den Mond; die erste bemannte Mondlandung erfolgte vor 50 Jahren mit der Raumfahrtmission Apollo 11 (Kosten nach heutigen Maßstäben: rund 107 Milliarden Euro): Die drei Astronauten Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins starteten am 16. Juli 1969 mit einer Saturn-V-Rakete vom Kennedy Space Center in Florida und schwenkten am 19. Juli in die Mondumlaufbahn ein. Während Collins im Kommandomodul des Raumschiffs Columbia zurückblieb, setzten Armstrong und Aldrin am nächsten Tag mit der Mondlandefähre Eagle auf dem Erdtrabanten auf. Wenige Stunden später betrat Armstrong als erster Mensch den Mond, kurz danach auch Aldrin. Nach einem knapp 22-stündigen Aufenthalt startete die Landefähre wieder vom Mond und kehrte zum Mutterschiff zurück. Nach Rückkehr zur Erde wasserte die Columbia am 24. Juli im Pazifik. Das Medienereignis verfolgten rund 600 Millionen Menschen weltweit. In den folgenden drei Jahren fanden fünf weitere bemannte Mondlandungen des Apollo-Programms statt. 1972 endete und kein Mensch hat seither den Mond betreten.
50 Jahre danach widmet das Naturmuseum Südtirol in Bozen dieser technischen Meisterleistung die Sonderausstellung „Mondwärts“: Der Star der Ausstellung ist ein knapp vier Meter großer Mondglobus. Diesem gegenüber findet sich eine Nachbildung der Mondlandschaft mit einem originalgetreuen Astronautenanzug, einer amerikanischen Fahne (die wegen der ungefilterten UV-Strahlung gebleicht wurde), einem Reifen des Mondrovers, einem Sonnenwind-Detektor und weiteren Instrumenten und Gegenständen.
Ausgestellt sind zudem originale Teleskope und Tagebücher des Bozner Astronomen und Raketen-Pioniers Max Valier, der 35-jährig einem Testversuch zum Opfer fiel und deshalb als erstes Opfer der Raumfahrt gilt. Zum geschichtlichen Abriss gehören Zeitungen und Zeitschriften der 50er und 60er Jahre.
Wer sich ein Bild davon machen möchte, wie klein Erde und Mond im Vergleich zur Sonne sind und wie sich der Mond um die Erde bewegt sind kann dies in der Ausstellung nachvollziehen.
Die letzten Minuten vor der Landung von Apollo 11 kann mittels Funksprüche und Filmsequenzen in Echtzeit verfolgt werden. Auch die Rolle der Frauen im Apollo Programm wird aufgezeigt. Zwei Lego-Modelle veranschaulichen die Größe und Komplexität der Saturn-V-Rakete.
Und für alle, die am 20. Juli 1969 um 22:17:40 Uhr vor dem Fernseher oder dem Radio saßen: Die eigenen Erfahrungen und damals empfundenen Gefühle können auf der Pinnwand festgehalten werden.
Doch was bleibt von all dem übrig? Beim Verlassen der Ausstellung werfen die Besucherinnen und Besucher einen Blick zurück zur Erde. Dieses von Apollo 8 im Jahr 1968 aufgenommene Bild („Earthrise“) sorgte nicht nur bei den Astronauten für Bewunderung: “Oh, my God! Look at that picture over there! Here’s the Earth coming up. Wow, is that pretty!” wird der Astronaut William Anders im Bordjournal zitiert (Oh, mein Gott! Seht euch dieses Bild da an! Hier geht die Erde auf. Mann, ist das schön!); es bot einen neuen Blick auf die Erde und setze eine Reflexion über die Folgen des menschlichen Handelns in Gange. Earthrise wurde zum Symbolbild einer neuen Zeit, in der das Umweltbewusstsein eine immer größere Rolle spielt. Ein Bild das an Aktualität nicht verloren hat.
Die Ausstellung wurde am vergangenen Samstag eröffnet, läuft bis 2. Juni 2020 und ist täglich außer montags von 10.00 bis 18.00 Uhr zu sehen. Im Rahmen der Ausstellung finden mehrere Vorträge und Mond-Beobachtungen mit Teleskopen statt.
Informationen: Naturmuseum Südtirol, Bindergasse 1, Bozen, Tel. 0471/412964, 0471/412982 (Di – So, 10.00 – 18.00 Uhr), www.naturmuseum.it.
Bilder der Ausstellung gibt es auf diesem online-Speicherplatz: https://1drv.ms/u/s!Ah0VyCg4pAy2mg66pe6uGDX_kVwq?e=uhJGPP