Von: luk
Bozen – Ein Rückblick auf die musikalische Moderne und eine Uraufführung: Am 26. März leitet Dirigent und Komponist Andrea Battistoni das Haydn Orchester im Konzerthaus Bozen und führt das Publikum mit drei Stücken in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts: Aaron Coplands „Music for Movies” aus dem Jahr 1942, mit der er seine Soundtracks für drei Filme („The City,“ 1939; „Of Mice and Men“, 1939; „Our Town,“ 1940) in einer Suite zusammenfasste, Igor Strawinskys Suiten Nr. 1 und Nr. 2 – die 1914 bis 1917 entstandenen Bearbeitungen von Klavierstücken für vier Hände – und Manuel de Fallas Suite aus dem 1925 uraufgeführten Ballett „El amor brujo“. Mit „Grand Guignol“ für Fagott und Orchester steuert Battistoni ein eigens Werk bei, das an diesem Abend uraufgeführt wird und ebenfalls auf das frühe 20. Jahrhundert verweist. Solist ist der erste Fagottist des Orchestra della Toscana Paolo Carlini. Das Konzert beginnt in Bozen um 20 Uhr und wird am 27. März in Trient (Auditorium, 20.30 Uhr) wiederholt.
Den „Guignol“ kennt in Frankreich jedes Kind: Der komische Held des französischen Puppenspiels entspricht dem deutschen Kasper und bringt Kinder zum Lachen, Weinen und Schreien. Das Théâtre du Grand Guignol im Pariser Vergnügungsviertel Pigalle sollte ein Kasperletheater für Erwachsene sein – und bot Anfang des 20. Jahrhunderts mit seinem Repertoire voll Blut, Sex und schwarzem Humor das schockierendste Theater-Entertainment der Welt. Mit seiner „Grotesque Burlesque“ für Fagott und Orchester ehrt Andrea Battistoni dieses Etablissement und lässt dessen exzentrische und groteske Bühnenshow in seiner dreiteiligen Komposition wiederaufleben. Auf „Grand Guignol“ – einem imaginären Besuch des legendären Grusel-Theaters in der französischen Hauptstadt – folgen eine „Cadenza“ als Paraphrase der wichtigsten Themen aus dem ersten Teil und „Foxtrott“, in dem der Guignol erneut die Herrschaft des wilden Treibens an sich reißt – und dann spurlos verschwindet.
Andrea Battistoni, wurde 1987 in Verona geboren. 2006 erwarb er sein Cello-Diplom am Konservatorium seiner Heimatstadt. 2008 debütierte er als Dirigent beim Arturo Benedetti Michelangeli-Festival in Brescia und Bergamo und nur wenige Monate später gastierte er als Operndirigent mit Puccinis „Bohème“ am Theater in Basel. 2012 stand er als jüngster Dirigent des Hauses im Teatro alla Scala in Mailand am Pult, von 2014 bis 2016 war er Erster Gastdirigent am Teatro Carlo Felice in Genua und wurde dort 2017 zum Chefdirigenten ernannt. 2015 übernahm er die Position des Principal Guest Conductor des Tokyo Philharmonic Orchestra und wurde 2016 Chefdirigent dieses Klangkörpers. 2012 schloss er ein Kompositionsstudium am Konservatorium in Verona ab und hat seitdem zahlreiche eigene Werke für Sinfonieorchester, Kammermusikensembles und das Musiktheater vorgelegt.