Von: mk
Bozen – Mehr als nur Fingerübungen: Am 19. November um 20.00 Uhr präsentieren Michele Spotti und das Haydn Orchester im Konzerthaus in Bozen zwei Kompositionen von französischen Konservatoriumsstudenten, die Musikgeschichte geschrieben haben: die „Pavane pour une infante défunte” von Maurice Ravel und die „Sinfonie in C-Dur“ von Georges Bizet. Mit diesem Programm gastiert das Haydn Orchester am 20. November im Konservatorium in Mailand, am 21. November im Teatro Sociale in Rovigo und am 23. November im Auditorium in Trient.
Der 24-jährige Maurice Ravel vollendet die – 1910 orchestrierte – Klavierfassung seiner „Pavane pour une infante défunte” 1899 als Student am Konservatorium in Paris. Die Pavane „für eine entschlafene Infantin“ spielt im Titel mit der Assonanz der französischen Worte „infante“ und „défunte“ und ist eine Hommage an die Musikmäzenin Winnaretta Singer de Polignac, deren Salon, in dem sich die Kulturelite trifft, Ravel regelmäßig besucht. Auf dieses Frühwerk folgt eines der ungewöhnlichsten Debüts der Musikgeschichte: Georges Bizet komponiert seine „Sinfonie in C-Dur“ im November 1855 im Alter von siebzehn Jahren. Diese Schülerarbeit, über deren Existenz er seine Professoren am Pariser Konservatorium ebenso wenig informiert wie seine engsten Freunde, verbirgt er als scheinbar unbedeutende „sinfonische Fingerübung” bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1875 im Notenschrank. Erst 1933 – also acht Jahrzehnte nach ihrer Entstehung – wird die Partitur vom Musikkritiker und Bizetspezialisten Jean Chantavoine entdeckt und am 26. Februar 1935 unter der Leitung von Felix Weingartner in Basel uraufgeführt. Ein Geniestreich: Der junge Bizet orientiert sich an der Wiener Klassik und der Sinfonie in D-Dur seines Lehrers Charles Gounod und kündigt die Nähe zum Musiktheater an, in dem er – posthum – mit der Oper „Carmen“ triumphieren wird.
Sie gehört zu den ganz großen Talenten am italienischen Pianistenhimmel: Beatrice Rana wurde 1993 in eine Musikerfamilie in Apulien geboren, begann vierjährig mit dem Klavierspiel und debütierte fünf Jahre später als Solistin mit Orchester. Sie absolvierte ihre Klavierausbildung bei Benedetto Lupo am Conservatorio „Nino Rota” in Monopoli, wo sie auch Kompositionsunterricht von Marco Della Sciucca erhielt. Anschliessend setzte sie ihr Studium bei Arie Vardi in Hannover und neuerlich bei Lupo – diesmal an der Accademia di Santa Cecilia in Rom – fort. 2011 gewann sie den Ersten Preis und sämtliche Sonderpreise beim Concours musical international de Montréal. 2013 erhielt sie die Silbermedaille und den Publikumspreis bei der Van Cliburn International Piano Competition. Im September 2015 wurde sie zum „BBC New Generation Artist“ ernannt, während sie im April 2016 vom Borletti-Buitoni Trust mit einem Stipendium gefördert wurde. Ebenfalls 2016 wurde sie von italienischen Musikkritikern mit dem „Franco Abbiati“-Preis als beste Solistin des Jahres ausgezeichnet.
Michele Spotti wurde 1993 geboren und studierte Violine und Dirigieren am Konservatorium Giuseppe Verdi in Mailand. Danach setzte sein Studium Genf fort. Sein Debüt als Dirigent gab er 2013 am Teatro Mancinelli in Orvieto mit „Le nozze di Figaro”. Heute ist er Musikdirektor der Oper und des Philharmonischen Orchesters von Marseille. Zu seinen jüngsten Engagements gehören Dirigate am Teatro dell’Opera di Roma mit „Die Zauberflöte”, an der Opéra de Paris mit „Turandot”, an der Deutschen Oper Berlin mit „Il viaggio a Reims”, an der Wiener Staatsoper mit „La fille du régiment” oder an der Staatsoper Stuttgart mit der Neuproduktion von „L’Elisir d’amore”. Eine DVD mit Offenbachs Oper „Barbe-bleue” (Opus Arte), die er an der Opéra de Lyon dirigierte, wurde mit dem Diapason D’or ausgezeichnet.
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