Nichts ist so beständig wie der Wandel

Mudazion: Kollektive Ausstellung in der Festung Franzensfeste

Samstag, 18. März 2023 | 16:26 Uhr

Franzensfeste – Skulpturen, Bilder und Fotografien zum Thema Veränderung zeigt die Festung Franzensfeste in „Mudazion“, der ersten Wechselausstellung der Saison. Präsentiert wurde sie heute im Beisein der 26 beteiligten Kunstschaffenden und Kunsthandwerksleute der Vereinigung Unika aus Gröden.

Nichts ist so beständig, wie der Wandel. Dieses Zitat des griechischen Philosophen Heraklit hat sich das Landesmuseum Festung Franzensfeste zum Motto der diesjährigen Frühlingsausstellung „Mudazion“ gemacht, in deren Mittelpunkt der Wandel und der Dialog in der Bildhauerei, Malerei und Fotografie stehen. Dabei präsentieren 26 junge und erfahrene Kunstschaffende und Kunsthandwerksleute der Vereinigung Unika aus Gröden ausgewählte Werke über ihren persönlichen Werdegang und ihre Entwicklung aber auch über die Veränderungen, die unser Lebensstil auf die Umwelt, die Natur und in der Folge wieder auf die Gesellschaft bewirkt. „Selbst hinter den monumentalen Mauern der Festung entsteht Veränderung, aber auch in der Grödner Bildhauerei, die von kleinem Holzspielzeug hin zu den sakralen Skulpturen wandelte bis in unsere Zeit mit ihren individuellen und kuriosen Skulpturen und bei Unika, die durch neue junge Mitglieder und immer mehr Frauen auch selbst Veränderung erlebt. Mit dem Thema „Mudazion“ hat sich Unika befasst und wir freuen uns unsere Werke zeigen zu können. Vielleicht können wir durch unsere Arbeiten auch in den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung etwas verändern,“ meint dazu Unika-Präsident Matthias Kostner.

Bewusste Veränderungsprozesse, Experimente, jahrelange Versuche und viele Erfahrungen haben zum Beispiel die einzigartige Formensprache Wilhelm Senoners (St. Ulrich) gebildet. Die Oberflächen seiner Skulpturen sind rau wie ein schroffer Felsen, Kanten und Linien wie scharf geschliffene Steine, die Farben wirken wie aus der Natur übertragene Landschaften, die sich je nach Jahreszeit die richtigen Farbkompositionen suchen. In Mudazion zeigt er die Holzskulpturen „Denkender nach Auguste Rodin“ (1968) und „Denkender“ (2018)

Die Holzskulptur „Frau hat Mut zur Veränderung“ von Helene Demetz (St. Ulrich) hingegen löst sich aufrecht schreitend, unbeirrt und mit erhobenem Blick, von den Fesseln, die ihr als weiblicher Figur anhaften. Schön und doch rau und unangepasst, steht sie im Raum und nimmt den durchweg maskulin geprägten Ort für sich ein. Die Künstlerin will damit ein Zeichen setzen: „Es ist an der Zeit, mit der Vorherrschaft zu brechen, mitzugestalten und mitzuentscheiden, es ist Zeit für Mut und Veränderung.“

Die Schönheit des Wandels offenbart auch Werner Dejori (St. Christina) mit seinen Fotografien von Toren und Türen der Festung, die Jahrzehnte lang durchschritten wurden und der Witterung ausgesetzt waren, deren spröde gewordene Lack Schicht für Schicht abblättert, deren gealterte Holz Risse und Furchen zieht und deren rostende Eisen brüchig wird und zu bröckeln beginnt.

Historische Veränderungen symbolisiert auch Gerald Moroder (St. Ulrich) mit seiner aus Granit – dem Aushubmaterial des Brenner Basistunnels – und Kunstharz modellierten überlebensgroßen menschlichen Figur „Zug-Luft“: Die schlanke Silhouette scheint sich zu fragen, was die Zukunft bringt für Franzensfeste, einst als Talsperre errichtet und heute Baustelle des Brenner Basistunnels, eine Achse und Verbindung zwischen den Ländern.

Ins Innere des Menschen führt hingegen Florian Tschurtschenthaler (Moos in Sexten) mit seiner Skulptur „Potenzial“: Der schwebende tibetische Junge lädt ein, das eigene Potenzial zu entfalten, der inneren Kraft bewusst zu werden, den eigenen Horizont zu erweitern, Grenzen zu sprengen und Ängste verschwinden zu lassen, statt sich von selbst gesetzten oder von anderen auferlegten Gedanken und Grenzen hemmen zu lassen – so wie die Festung, früher militärische Talsperre und heute ein Ort des kulturellen Austauschs.

Die Ausstellung läuft bis 4. Juni 2023.

Die Personen hinter den Werken

Veronica Caterisano, Werner Dejori, Helene Demetz, Egon Digon, Armin Grunt, Matthias Kostner, Rupert Elias Kreuzer, Ivan Lardschneider, Lukas Mayr, Gerald Moroder, Hubert Mussner, Simon Oberbacher, Patrick Obkircher, Walter Pancheri, Roland Perathoner, Samuel Perathoner, Ivo Piazza, Günther Runggaldier, Fabrizio Senoner, Viktor Senoner, Wilhelm Senoner, Matthias Sieff, Christian Stl, Valeria Stuflesser, Florian Tschurtschenthaler und Chelita Zuckermann.

Von: mk

Bezirk: Eisacktal