netz: "Pädagogischer Aspekt ist wichtig"

Phase zwei: Psychische Gesundheit der Jugend

Montag, 04. Mai 2020 | 21:56 Uhr

Bozen – Die aktuelle Situation rund um das Corona-Virus stellt alle Bevölkerungsgruppen vor ganz neuen Herausforderungen. So wie es unumgänglich ist, ältere Menschen und Risikogruppen zu schützen, ohne dabei die volkswirtschaftliche Situation und das Spannungsfeld Familie aus den Augen zu verlieren, drängt es nun, die Bedürfnisse und nicht zuletzt die psychische Gesundheit der jüngeren Generation ins Blickfeld zu nehmen.

“Schon am 24. April mahnte der Südtiroler Jugendring (SJR) in seiner Presseaussendung die Bedürfnisse und Rechte von Kindern und Jugendlichen sollen nicht vergessen werden. In der Ausgabe der Dolomiten vom Donnerstag letzter Woche argumentierte Tobias Stecher vom Jugenddienst Obervinschgau, die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sei systemrelevant. Ebenso erschien am Donnerstag der Landesgesetzesentwurf zur sogenannten Phase zwei, der unter anderem die Wiederaufnahme künstlerischer und kultureller Tätigkeiten einschließlich der Jugendzentren vorsieht”, so “netz”.

netz | Offene Jugendarbeit und die Arbeitsgemeinschaft der Jugenddienste (AGJD) begrüßen das Vorgehen der Landesregierung in Sachen Jugendeinrichtungen und stehen gänzlich hinter den Forderungen der Partnerorganisationen – netz und AGJD ergänzen diese wie folgt:

“Die beratenden Organe der Landesregierung müssen durch die pädagogische Perspektive ergänzt werden. Zunächst muss verstanden werden, wie sich die aktuelle Situation auf das Befinden und das Verhalten junger Menschen auswirkt, um ganzheitliche und adäquate Maßnahmen zum Schutz der physischen und psychischen Gesundheit setzen zu können. Die psychische Gesundheit von Jugendlichen muss in der Phase der Wideraufnahme der Tätigkeiten mitgedacht werden. Für das Erwachsenwerden ist eine physische Distanzierung vom elterlichen Umfeld ausschlaggebend, um eigene soziale Verbände schaffen zu können, Freunde zu treffen und sich vielleicht sogar das erste Mal zu verlieben. Für die Südtiroler Jugendlichen sind Jugendkulturprojekte und offene Strukturen wie Jugendzentren strategisch wichtig zur Verwirklichung ihrer eigenen Ideen – zur Schaffung ihrer eigenen Jugendkultur. Diese Freiräume sind notwendig für den Aufbau und zur Pflege von Beziehungen und sind oft die einzige Möglichkeit zur Mitgestaltung der Gesellschaft. Die Öffnung besagter Strukturen und somit der Zugang zu Kultur und Bildung muss im Sinne der Jugendlichen eine klare Priorität erhalten. netz und AGJD wünschen sich, dass diese Überlegungen auf höchster landespolitischer Ebene diskutiert werden. Aus pädagogischer Sicht müssen die Interessen und Bedürfnisse der Jugendlichen berücksichtigt, wahrgenommen und mitgedacht werden. Anliegen der Familien, wie Sommerangebote wären eine Entlastung, wir bitten aber Politik und Familien zu erkennen, dass es Begleitangebote braucht, die attraktiv, qualitativ, und pädagogisch wertvoll sind. Junge Menschen brauchen eine Begleitung in ihrem Bemühen, sich Lebenskompetenzen anzueignen und ihre Identität zu gestalten.Jugenddienste, Jugendzentren und Jugendtreffs benötigen weiterhin die politische Unterstützung der Südtiroler Landesregierung, um die Arbeit außerhalb des digitalen Raums wieder aufnehmen und ganzheitlich gestalten zu können. netz I Offene Jugendarbeit ist der Dachverband der Jugendtreffs, Jugendzentren, Jugend-& Kulturzentren und ist auch Anlaufstelle für junge Kultur.”

Was ist “netz”?

netz gibt jungen Kulturschaffenden und Festivals Sichtbarkeit und Rückhalt. Die Vernetzung im Jugendkulturbereich schafft Knowhow-Transfer und bietet Lösungsmöglichkeiten bei organisatorischen, bürokratischen und inhaltlichen Herausforderungen. Für die Weiterentwicklung von progressiven Kulturvisionen regt der Verein den notwendigen Dialog zwischen jungen Kreativpiloten, Festivalorganisatoren, Politik und Verwaltung an. netz zeigt die Vielfältigkeit und Wichtigkeit der kulturellen Initiativen auf und schafft Freiräume für Experimentierfelder und Selbstverwirklichung.

Was ist AJGD?

Die Arbeitsgemeinschaft der Jugenddienst (AGJD) ist der Zusammenschluss der 18 Jugenddienste Südtirols, des Nëus Jëuni Gherdëina und des Jugendbüros Passeier: Das zentrale Anliegen der AGJD ist es diese Einrichtungen in ihrer Tätigkeit zu unterstützen. Die AGJD verbindet die Jugenddienste zu einem landesweiten Netzwerk. Die Jugenddienste Südtirols als Fachstellen zur Förderung der Jugendarbeit verstehen sich als Motor von Prozessen in der Regionalentwicklung im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit. Die Jugenddienste fördern (begleiten) die Kinder- und Jugendarbeit subsidiär und partizipativ. Die Jugenddienste sind somit Ansprechpartner für alle AkteurInnen, welche in der soziokulturellen, bildungsmäßigen und freizeitorientierten Jugendarbeit tätig sind. Bei den Akteuren handelt es sich um ehrenamtlich, freiwillig, hauptamtlich oder beruflich tätige Verantwortungsträger.

 

Von: bba

Bezirk: Bozen