Von: mk
Sexten – Sie sind stille Zeugen alpinistischer Meisterleistungen – die Gipfelbücher der Großen Zinne, der Kleinen Zinne und des Zwölferkofels. Sexten hat diese wertvollen historischen Dokumente im Jubiläumsjahr ins Tal geholt und mit einer einzigartigen Kunstinstallation wieder zum Leben erweckt. Das entstandene Kunstwerk befindet sich an der Schwelle zur Bergsteigermeile, welche hinführt zum ebenfalls neu errichteten Zeitstein und zur Sextner Sonnenuhr. Am Mittwochabend wurde „das begehbare Gipfelbuch“ im Rahmen einer feierlichen Zeremonie unter anderem im Beisein einer Delegation der Schwesternstadt Zermatt eröffnet.
Sexten feiert in diesem Jahr die Erstbesteigungen der Dreischusterspitze und der Großen Zinne im Sommer 1869 durch Paul Grohmann, Franz Innerkofler und Peter Salcher – und damit auch die Anfänge des Alpinismus in den Dolomiten. Für die touristische Entwicklung der damals von der Landwirtschaft und der Hutmacherei geprägten Ortschaft war das Bergsteigen von grundlegender Bedeutung. Kein Wunder also, dass im Jubiläumsjahr zahlreiche Initiativen an die Meisterleistungen in den steilen Felswänden der Sextner Dolomiten erinnern. Einen Höhepunkt erlebte Sexten am Mittwochabend mit der Einweihung der „begehbaren Gipfelbücher“.
„Dabei handelt es sich um eine temporäre Installation, die durchschritten werden kann und ausgewählte Einträge der ersten Begehungen der Großen Zinne, der Kleinen Zinne und des Zwölferkofels aus verschiedenen Perspektiven und Blickpunkten zeigt. Die Einträge wurden vom Dorfarchivar Rudolf Holzer ausgewählt, sind auf Metallkuben graviert und stapeln sich in Elementen aus heimischen Zirbenholzbohlen übereinander“, erklärte die renommierte Architektin Ulla Hell, die das stimmige Projekt geplant hat.
Die Kunstinstallation löst sich in ihre Einzelteile auf – und wird weiterverwendet
Ein Projekt, das durch Nachhaltigkeit besticht, denn am Ende des Sommers löst sich die Installation in ihre Einzelteile auf. Jedes Element wird zu einer von insgesamt 77 Sitzbänken, welche auf dem Sextner Gemeindegebiet verteilt oder von Interessierten erworben werden können. „So bleiben die einzelnen Gipfelmomente weiterhin erlebbar und begehbar“, so Ulrike Hell weiter.
Eine der Sitzbänke übergaben die Sextner am Mittwoch im Rahmen der Feier an Romy Biner Hauser, Gemeindepräsidentin der Schwesternstadt Zermatt. Umgekehrt wird künftig eine Bank mit einem Eintrag aus einem Gipfelbuch des Matterhorns aus dem 19. Jahrhundert in Sexten stehen. „Auf diese Weise zeigen wir die große Verbundenheit zwischen unseren beiden Ortschaften, die im Zeichen der Berge steht und die seit mittlerweile über 20 Jahren existiert“, sagte Waltraud Watschinger, Präsidentin des Tourismusvereins Sexten.
Spuren erinnern an die Pioniere des Bergsteigens
Präsentiert wurde in Sexten auch das Projekt „Spuren“, das in Zusammenarbeit mit dem Studenten Luca Gransinigh und seinem Mentor Kuno Prey, Professor an der Fakultät für Design und Künste an der Universität von Bozen, entstanden ist. „Spuren ist eine Installation die darauf abzielt, die Erinnerung an jene zu erhalten, die vor über einem Jahrhundert die Geschichte der Dolomiten prägten: die Pioniere des Bergsteigens. Entlang eines Weges, der am Bahnhof von Innichen beginnt und durch das Bergsteigerdorf Sexten bis zum Eingang des Fischleintals führt, werden Gegenstände, welche Kletterer und Bergführer damals mit sich führten so positioniert, als wären sie vergessen worden. Es handelt sich um Reproduktionen historischer alpiner Ausrüstungsgegenstände, wie etwa ein Seil, ein Rucksack oder ein Flachmann aus Aluminiumguss. Jede Spur erzählt eine andere Geschichte dieser Helden und deren Meisterleistungen vor 150 Jahren“, erklärte Luca Gransinigh.
Ein Pionier, und zwar für den Tourismus in Sexten und darüber hinaus, war indessen Alt-Bürgermeister Willi Rainer. Er wurde am Mittwoch im Rahmen der Feier zum allerersten Ehrenmitglied des Tourismusvereins Sexten ernannt. Die Laudatio hielt sein langjähriger politischer Weggefährte, Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder. Was das Jubiläumsjahr in Sexten angeht, finden in den kommenden Wochen zahlreiche weitere Initiativen statt. Vom 13. bis zum 20. Juli die Bergsteigerwoche etwa, mit vielen geführten Touren und Wanderungen im Herzen der Dolomiten UNESCO Welterbe. Oder das PEAKnick mit Aussicht, das am Abend des 18. Juli im Fischleintal in Erinnerung an die Erstbesteigung der Dreischusterspitze am selben Tag vor 150 Jahren stattfinden wird.