Von: pf
Bozen – Die Plätze für nicht begleitete Minderjährige im Bozner Haus „Conte Forni“ und in verschiedenen Südtiroler Jugendwohngemeinschaften sind mehr als ausgelastet. Laut Gesetz dürfen Minderjährige nicht mit fremden Erwachsenen untergebracht werden. Unbegleitete geflüchtete Mädchen und Jungen brauchen besonderen Schutz und jugendgerechte Begleitung, sagt Paula Maria Ladstätter. Die Lage sei prekär und die Politik gefordert. Sie plädiert für ein Hauses für minderjährige Schutzsuchende. In Österreich und Deutschland werden solche Häuser Clearing-house genannt, weil sie Kompetenzzentren für die Aufnahme, Erstabklärung und Betreuung von unbegleiteten Minderjährigen sind. In Zusammenarbeit mit anderen SystempartnerInnen sollten auch im Bozner Clearing-house ein rechtliches und sozialpädagogisches Clearing durchgeführt und weitere Betreuungsmöglichkeiten organisiert werden. Um die Hauptfinanzierung über das Innenministerium zu erhalten, müsste die Gemeinde Bozen dem gesamtitalienischen Asylsystem SPRAR beitreten. Wenn die Gemeinde Bozen dort möglichst bald ein ausgereiftes Clearing-house-Projekt einreiche, bestünde die große Wahrscheinlichkeit, dass das Haus für Minderjährige zu 90 Prozent finanziert wird, sagt Ladstätter. Für die restlichen zehn Prozent müsste die Landeshauptstadt aufkommen.
Die Kinder- und Jugendanwältin ist froh, dass die politisch Verantwortlichen von Bozen auf den Tod des siebzehnjährigen Ameil Temergen im November 2016 umgehend reagiert haben. Der minderjährige Flüchtling aus Eritrea wollte damals seinem Bruder nach Deutschland nachreisen und wurde vom Zug überrollt. Die Stadtgemeinde hat daraufhin einen Runden Tisch für besonders gefährdete Asylsuchende eingerichtet. Freiwillige AkteurInnen und Verantwortliche von Organisationen und Vereinen, die mit Flüchtlingen arbeiten, sind dazu eingeladen. Auch Paula Maria Ladstätter nimmt daran teil: „Wenn die Gemeinde Bozen SPRAR beitritt, könnte sie dieses Haus für minderjährige Flüchtlinge schon bald eröffnen und damit einen wertvollen Beitrag zum Wohl junger Menschen leisten.“