Von: mk
Bozen – Am Freitag, den 11. August geht es in der Alten Grieser Pfarrkirche in Bozen weiter mit einem besonderen Gast bei Antiqua 2017: Dem portugiesischen Vokalensemble Cappella Musical Cupertino de Miranda, das ein dem sakralen Werk Duarte Lobos (1565 – 1646) gewidmetes Programm darbieten wird. Lobos gilt als der bedeutendste portugiesische Komponist des 16. Jahrhunderts, sein Schaffen blieb durch die geographische Randlage Portugals durch das Ende der Renaissance jedoch noch unberührt. Im Zentrum des Abends, der unter dem Titel Hodie per totum mundum steht, stehen die acht Marien-Anthiphone im Zentrum, die kürzlich vom Musikphilologen José Abreu rekonstruiert worden sind. Die intime Akustik der Alten Grieser Pfarrkirche stellt den idealen Rahmen für eine magische Begegnung mit diesem exemplarischen Werk aus der “goldene” Epoche (Era de ouro) der portugiesischen Vokalpolyphonie.
Cappello Musical Cupertino de Miranda
Luís Toscano: künstlerischer Leiter
Eva Braga Simões, Joana Castro: Cantus
Gabriela Braga Simões, Brígida Silva: Altus
Luís Toscano, Almeno Gonçalves: Tenor
Pedro Lopes, Pedro Silva: Bassus
Das goldene Zeitalter der portugiesischen Musik
Während man in Italien bereits dem Ende der Renaissance entgegensah, erlebte das Königreich Portugal seine “goldene” Epoche (Era de ouro), eine Zeit, in der die Polyphonie ihrem Höhepunkt entgegenstrebte. Zu den herausragenden Komponisten jener Epoche gehören Manuel Cardoso, Filipe de Magalhães, König Johannes IV von Portugal und Duarte Lobo, dem das heutige Programm gewidmet ist. Er ist auch mit seinem latinisierten Namen Eduardus Lupus in die Musikgeschichte eingegangen, als Gründer der portugiesischen Musik überhaupt. Von seinem Leben wissen wir nicht viel: er wurde nach 1565 in Alcáçovas oder Lissabon geboren (in seinem Liber missarum von 1621 wurde er als civis Olisiponensis bezeichnet). Nach seiner Ausbildung in Evora unter der Leitung von Manuel Mendes wurde er Kapellmeister am Hospital Real de Todos os Santos und der Kathedarle von Lissabon, wo er bis zu seinem Tode 1646 blieb. Unter seinen Schülern sind António Fernandes, João Alvares Frouvo, Fernando de Almeida und Manuel Machado zu erwähnen. Seine musikalische Produktion war ausschließlich der sakralen Musik gewidmet, die teilweise in der Officina plantiniana in Antwerpen gedruckt wurde. Sein handschriftlicher Nachlass ist eher überschaubar, vielleicht weil er aufgrund des Erdbebens von Lissabon im Jahre 1755 verschüttet wurde. Es werden Ausschnitte aus seiner Missa Sancta Maria, einer Parodiemesse zu hören sein. Die Bezeichnung hat nichts mit unserem heutigen Verständnis von Parodie zu tun, sondern mit einer ganz bestimmten Form der Komposition. So wurde dabei ein polyphones oder monodisches Fragment zitiert, um den Kontrapunkt zu entwickeln und die Melodie sowie Harmonie weiter zu führen. In diesem Fall hat sich Lobo einer Marienmottette von Francisco Guerrero (1528-1599) bedient. Die acht Responsorien sind indes eine Rarität, das Ergebnis einer mühsamen philologischen Arbeit. Sie wurden vom Musikwissenschaftler José Abreu in Zusammenarbeit mit dem Centro Musical Cupertino de Miranda wieder hergestellt.
ANTIQUA
Freitag, 11.08.2017 20.30 Uhr
Alte Grieser Pfarrkirche
Cappella Musical Cupertino de Miranda