Von: apa
Der vom Deutschen Literaturfonds alljährlich vergebene Paul-Celan-Preis für herausragende Übersetzungen ins Deutsche geht in diesem Jahr an den gebürtigen Wiener Bernhard Strobel. Der Preis ist seit 2024 mit 25.000 Euro dotiert. Der Paul-Celan-Preis wird für ein Gesamtwerk vergeben, jedoch auf der Grundlage einer besonders herausragenden Einzelleistung.
“Mit seinen Übersetzungen aus dem Norwegischen macht er dem deutschsprachigen Publikum seit vielen Jahren so bedeutende Schriftsteller wie Bjarte Breiteig, Jan Kjærstad und Arve Moen zugänglich”, urteilt die Jury über den 43-jährigen, in Neusiedl am See lebenden Autor (“Sackgasse”, “Der gute Mann Leidegger”) und Übersetzer. “Seine Sprachkunst beweist sich an verdichteten Miniaturen ebenso wie an weitläufiger, metaphernreicher oder ins Essayhafte mäandernder Prosa.”
Insbesondere würdigt die Jury Strobels Übersetzung des 1988 im Original erschienenen “Grabbeigaben. Fragmentarium” (“Gravgaver”) von Tor Ulven. Seit 2012 übersetzt Strobel das Œuvre dieses Schriftstellers, dessen dichte Prosa auch in Grabbeigaben lyrisch geprägt ist. “Mit hypnotisch präzisen Beschreibungen erzeugt Ulven ein Höchstmaß an Gegenwärtigkeit und Präsenz, überwindet jedoch nicht Verfall und Vergänglichkeit. Das Scheitern schon der Erinnerung an Situationen, an Orte, an Menschen durchzieht Ulvens Texte und hinterlässt in ihnen Melancholie”, heißt es in einer Aussendung des ihn verlegenden Verlags Droschl vom Donnerstag.
Stimmung bleibt in Übersetzung erhalten
Dass diese Stimmung auch im deutschen Text vorzüglich bewahrt bleibt, “dass eine fast paradoxale Sinnlichkeit aufleuchtet”, sei das große Verdienst der Übersetzung Strobels. “Seine kühnen Wortfindungen, sein aufblitzender burlesker Humor, seine Fähigkeit auch, das Geflecht hypotaktischer Sätze geschmeidig zu halten, machen die deutsche Version von Grabbeigaben zu einem Lesegenuss”, so die Jury. Strobels Gespür für die Verästelungen des Textes, für die insistierende Unruhe des Autors, stets den genauesten Ausdruck zu finden, sei allgegenwärtig.
Der Preis wird zusammen mit dem “Großen Preis des Deutschen Literaturfonds” und weiteren Auszeichnungen am 26. November im Literarischen Colloquium in Berlin überreicht. Die Laudatio auf Strobel hält die in Wien lebende oberösterreichische Publizistin und Übersetzerin Karin Fleischanderl.
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