Von: apa
Lust auf ein wenig Sommergefühl? Dann hat René Mühlberger genau das richtige Angebot: Der umtriebige Musiker veröffentlicht diese Woche mit “Sundrops!” das dritte Album seines Soloprojekts Pressyes, das die positive Stimmung des Titels in sonnendurchflutete Songs voller Leichtigkeit und eingängigen Melodien umsetzt. “Es geht genau um das: Ich möchte dieses schwüle, hitzige Gefühl vermitteln”, betont der Sänger, Multiinstrumentalist und Produzent.
Handgemacht vor 1978
Bei Mühlberger geht alles Hand in Hand, nämlich wortwörtlich, ist er doch für jeden Aspekt seiner Musik selbst verantwortlich. Und wer sich klanglich an eine gute alte Zeit erinnert fühlt, liegt ebenso richtig. Immerhin kommen für Pressyes nur “Geräte von vor 1978” zum Einsatz, schmunzelt Mühlberger. “Das ist bis heute so. Alles sehr analog.” Somit klingen die Songs dann teils auch so, “als ob man im Auto an den Ledersitzen klebt”. Zudem hat er diesmal den Gesang höher angelegt als auf den Vorgängeralben “On the Run” (2018) und “Breeze In Breeze Out” (2022), was mitunter an die Beach Boys erinnere.
Der optimistische Zugang von Pressyes ist dem Vorhaben von Anfang an eingeschrieben. “Ich wollte nicht in eine depressive Musik investieren”, sagt Mühlberger im APA-Gespräch. “Das, an was du arbeitest, prägt dich ja auch. Und ich habe schon beim ersten Album gemerkt, dass es mir besser geht, wenn ich versuche, so ‘Good Vibrations’-artige Dinger zu schreiben. Da fallen mir meine Reisen ein, viel habe ich auch unterwegs geschrieben, das ist einfach verbunden mit dem Ganzen.” So sei alles ein “großes, positives Urlaubsgefühl”.
Wann wird es wieder so schön wie jetzt?
Was man nur unterschreiben kann: Schon der Opener “Heaven on Earth” gibt in dieser Hinsicht klanglich wie inhaltlich die Richtung vor, mit gepfiffener Melodie und sehr transparenter Produktion. Ein knackiger Ausflug in amerikanische Suburbs ist das klug getextete “L.A. Alleys”, während “Sommer is Gone” eine Spur Melancholie versprüht. “Ja, das ist durchaus drin”, nickt Mühlberger. “Eine Reflexion auf das Verlangen und Hoffen, dass es wieder so schön wird.” Wobei rückblickend seine kleine Tochter den Anstoß zu der Nummer gegeben hat, da sie sich im ersten Kroatien-Urlaub bereits mit ihren neuen Freundinnen und Freunden für das nächste Jahr verabredet hat. “Es ist interessant, wie die Psyche das so verarbeitet und man selber draufkommt: Ah, um das geht es.”
Mit Einflüssen sei es ohnehin so eine Sache. Gerade “L.A. Alleys” funktioniere für ihn beinahe wie ein “Netflix-Coming-of-Age-Film”, erklärt der Musiker. “Es verkörpert dieses Bild. Ich bin ein großer Film- und Serienliebhaber und liebe diese Coming-of-Age-Sachen. Diese Verkörperung von Popkultur, von Kindheit und Jugend ist etwas, das mich sehr mitnimmt. Und jetzt als Vater einer dreijährigen Tochter umso mehr.” Von Hollywood werden durchaus Sehnsüchte genährt – “so wie es meine Musik dann auch wieder macht”.
Die Elternschaft hat auch ganz grundsätzlich die Entstehung der Songs beeinflusst: “Diesmal war es ein sehr pragmatischer Zugang. Ich habe immer nur von 9 bis 12 Uhr in der Nacht gearbeitet, als meine Tochter im Bett war. Diese Suche nach Sounds war diesmal relativ im Hintergrund.” Auch die Aufnahmen in einem Studio im Burgenland seien relativ schnell über die Bühne gegangen. “Das hat dem Ganzen sehr geholfen”, freut sich Mühlberger, der diesmal Entscheidungen weniger hinterfragt habe. “Es hat viel mehr Spaß gemacht. Und es hat vielleicht ein Zehntel der Zeit im Vergleich zu den ersten Alben gebraucht.”
Dank Pausen “ohrentechnisch und kreativ erholt”
Durch die Pausen, die sich zwischendurch ergeben haben, sei er jedes Mal “ohrentechnisch und kreativ so erholt” gewesen, “dass es sich immer super angefühlt hat. Früher war das nicht so. Wenn du etwas jeden Tag machst, dann brennst du aus, auch wenn du es nicht merkst. Dir gefällt nichts mehr. Insofern war es der beste Prozess ever. Einfach ein Pragmatismus, der notwendig war.” Dem Endergebnis hat es jedenfalls gutgetan: Lockerer 70er-Jahre Pop, feine Orgelsounds, verspielte Percussions und ein Gitarrenklang zum Verlieben machen den Reiz der 14 Stücke aus, die wie ein harmonisches Ganzes aus den Boxen fließen.
Und sicherlich wird man sich auch auf die Liveumsetzung freuen dürfen. “Livespielen ist natürlich das Geilste, wenn es ein schöner Abend ist. Früher hat mich das wahnsinnig geflasht.” Über die Jahre habe sich das ein wenig gelegt, steht Mühlberger doch seit seinem 15. Lebensjahr auf der Bühne und spielt auch in der Liveband von Clueso. Gleichzeitig dürfe man sich all das nicht zu sehr zu Kopf steigen lassen. “Dieser Applaus, dieses Gesehenwerden und diese Egofütterung sind total mies.” Mit seiner ersten Band Velojet habe er diesen Hype auch erlebt. “Du identifizierst dich stark damit, ohne es zu wissen. Bist du da noch nicht alt genug, um das zu trennen im Kopf oder kein eigenes Selbstbewusstsein aufgebaut hast, dann kann es ziemlich schnell in die Therapie gehen.” Nachsatz: “Was ich dann auch gemacht habe. Weil es ultimativ zu Depressionen führen wird.”
Berühmtsein? Nein, danke!
Pressyes klingt nun nach dem genauen Gegenteil bzw. Gegenmittel: Eine knapp dreiviertelstündige Reise an einsame Strände oder durch von lachenden Menschen bevölkerte Strände. Der Erfolg? Steht für Mühlberger keinesfalls im Vordergrund. “Ich will nicht mehr berühmt werden”, lacht er. “Das hat sich geändert. Never ever!” Er wolle einfach schöne Platten machen. “Ich bin sehr stolz auf alle drei Alben, das ist es für mich.” Und damit bereitet er gar nicht so wenigen Menschen eine große Freude.
(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)
(S E R V I C E – https://pressyes.bandcamp.com/music)
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