Von: APA/dpa
Wenn Helge Schneider die Bühne betritt, weiß man nie, was als Nächstes passiert. Mal sitzt er am Klavier und spielt eine virtuose Jazz-Ballade, dann geht es vielleicht um “Möhren” und Katzenklos. Dazwischen: Viel Schweigen, vielsagende Blicke ins Publikum – und plötzlich bricht der Klamauk wieder los. Am 30. August wird Schneider 70. Die Doku “The Klimperclown” ist am 20. August um 22.50 Uhr im Ersten des ARD zu sehen und läuft ab 11. September in österreichischen Kinos.
In dem Film lässt der Künstler sein Leben Revue passieren. Die Zuschauer bekommen einen Blick hinter die Kulissen, allerdings in etwas anderer Form als einer klassischen Doku. Schneider hat den Film mit seinem langjährigen Gitarristen und Freund Sandro Giampietro improvisiert. Mit einer Kamera haben sie ohne Drehbuch gefilmt. Es sollte anders werden als frühere Dokumentarfilme, sagte Schneider dem NDR. Schneider verzichtet auf Interview-Passagen und erzählt stattdessen seine Geschichte – mit diversen Originalaufnahmen der Vergangenheit auf Super 8 oder VHS, kurzen Sketchen oder Ausschnitten bei der Arbeit.
“Katzeklo” – der Klassiker
Geboren im Jahr 1955 in Mülheim an der Ruhr in Nordrhein-Westfalen – “eine Kleinstadt mit Herz”, wie er selbst sagt – hat Schneider als Kind schon den Wunsch gehabt, Clown zu werden. Musikalisch scheint es bei ihm wenig Grenzen zu geben. Er spielt unter anderem Klavier, Gitarre, Saxofon, Schlagzeug, Violine, Cello, Hammond-Orgel, Trompete und Akkordeon. Seit den 1980er-Jahren ist er auf Deutschlands Bühnen unterwegs – als konsequent eigenes Genre.
Der Dokumentarfilm zeigt einige von Schneiders Liedern, zum Teil in kurzen Sequenzen, aber auch in voller Länge. Sein wahrscheinlich bekanntestes Stück “Katzeklo”, das er als sein Hauptwerk bezeichnet, wird von ihm mit dem gleichen Achselzucken präsentiert wie eine spontane Improvisation. Bei der Arbeit im Studio ist ihm der Spaß an der Sache deutlich anzumerken.
Ein Mann der vielen Berufe
Schneider, der sich selbst den Beinamen “singende Herrentorte” gab, spricht außerdem über die vielen verschiedenen Berufe, die er hatte, bevor er sich voll auf die Karriere als Entertainer konzentrieren konnte. Darunter Landschaftsgärtner und Bauzeichner. Kühe habe er als Fünfjähriger auch getrieben. “Aber ich will nicht so viel angeben hier”, sagt er dazu.
Einblicke hinter die Kulissen bekommen die Zuschauer etwa bei Schneiders Vorbereitung vor einer Show. Die Stunden vor dem Auftritt seien für ihn immer eine Anspannung. Was er davor macht: “Sportliche Übungen, nachdenken, Körperbeherrschung, überlegen, stretchen – stretchen ist sehr gesund.”
Auftritt in Hamburg am Geburtstag
Aktuell ist der Entertainer unterwegs mit seinem Programm “Ein Mann und seine Musik”. An seinem Geburtstag spielt er laut Tourplan im Hamburger Stadtpark. “Das findet wahrscheinlich statt, wenn ich nicht einfach woanders hingehe”, scherzte Schneider Ende vergangenen Jahres. Eine Geburtstagsfeier ist demnach nicht geplant. Keine Zeit zum Aufräumen danach.
Neben der Musik und den Auftritten auf der Bühne hat er unter anderem Bücher geschrieben, Filme gedreht und Hörbücher produziert. Helge Schneider ist ein Künstler, der sich seit Jahrzehnten jeder Schublade entzieht – vermutlich auch, weil kein Klavier hineinpasst.
Aktuell sind 1 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen