Tipps für Ärzte und Eltern

Kinder und die Angst vor Spritzen

Montag, 21. Januar 2019 | 08:05 Uhr

Keiner mag Spritzen, Kinder schon gar nicht. Das Schlimmste für Kinder sind zudem lange Wartezeiten, denn ihre Angst verschlimmert sich damit erheblich. Was können Eltern und Ärzte tun?

Ein Kinderarzt tut seinen kleinen Patienten keinen Gefallen, wenn er den Spritzen-Piks vorher mitfühlend ankündigt: Einer US-Studie zufolge empfinden Kinder Schmerzen nämlich als stärker, wenn sie damit rechnen, dass etwas wehtun wird.

Forscher der University of California in Riverside untersuchten den Zusammenhang erstmals bei Kindern und veröffentlichten die Ergebnisse im Journal „Psychosomatic Medicine“.

Das Ergebnis: Schmerzen werden stärker empfunden, wenn sie angekündigt werden. Besonders stark war dieser Zusammenhang bei Kindern mit Angststörungen, es funktionierte aber auch bei allen anderen Kindern – und auch bei 23 Erwachsenen, die mitgetestet wurden.

Die Kinderärztin und Ko-Autorin der Studie Adwoa Osei bestätigt dies aus ihrer Erfahrung mit Penicillin-Spritzen, die wegen der dickflüssigen Konsistenz langsam injiziert werden und schmerzhafter sind: „Wenn ich vorher nichts sagte, humpeln die Kinder vielleicht ein bisschen, wenn sie aus der Praxis gehen. Aber wenn ich ihnen vorher sage, dass es jetzt wehtun wird, sagen sie nachher ,Ich kann nicht laufen!‘ oder ,Du musst mich raustragen‘.“

Was sollen Ärzte tun? Verheimlichen, dass es wehtun wird? „Der Kinder- und Jugendarzt muss ehrlich sein, sonst gibt es keine Vertrauensbasis“, sagt Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Verschweige der Arzt, dass eine Spritze oder Prozedur wehtut, dann bleibe nach einer schlechten, weil schmerzhaften Erfahrung beim Kind eine Angst vor weiteren Arztbesuchen. Einen Tipp für Ärzte gibt es aber: Wenn eine Spritze sein müsse, dann erklären und am besten gleich umsetzen – „um das Schmerzempfinden durch lange Wartezeiten nicht zu verstärken“.

Wenn gar kein Piks nötig sei, sollten Ärzte das bereits am Anfang der Visite sagen. Spricht ein Arzt es von selbst nicht an, können Eltern auch nachfragen. Auch zu Möglichkeiten, den Schmerz tatsächlich zu lindern. „Es gibt seit einigen Jahren sehr wirksame Pflaster-Lokalanästhetika, die den nachfolgenden Piks schmerzfrei machen. Das wird in Deutschland in der Pädiatrie großzügig eingesetzt“, sagt Rodeck.

Eltern sollten Kinder vor dem Arztbesuch nicht mit Sätzen über den bevorstehenden Spritzen-Pieks und dergleichen Angst einjagen. Steht eine wichtige Impfung oder Blutentnahme an, dann bitte kein Theater provozieren. Der Pieks ist schnell vorbei!

Von: bba