Andrea Fischer dokumentiert den Gletscherrückgang in Österreich

Neuer Bericht zeigt massiven Rückgang von Eis und Schnee

Freitag, 29. Dezember 2023 | 08:29 Uhr

Der Klimawandel führt zu einem massiven Rückgang der Kryosphäre in Österreich. Unter diesem Begriff werden Gletscher, Schneebedeckung, Permafrost und Eisbedeckung von Seen zusammengefasst. Wie aus dem ersten, kürzlich veröffentlichten Kryosphären-Monitoring-Bericht (“KryoMon.AT”) hervorgeht, war 2021/22 von einer besonders geringen Schneedecke, einem extremen Gletscherrückgang, auftauenden Permafrostböden und einer geringen Dauer der Eisbedeckung von Seen geprägt.

Die Kryosphäre habe große Bedeutung für Österreich, ihre Komponenten seien “Grundlage für den Tourismus, Ursache von Naturgefahren wie Lawinen oder Einflussgröße auf Ökologie und Landwirtschaft”, heißt es in dem von der Uni Graz veröffentlichten Bericht. Dieser stellt auf Basis der Arbeit von einer Vielzahl von Forschergruppen in Österreich und Deutschland erstmals in einer Zusammenschau die klimabedingten Veränderungen der Kryosphäre in Österreich vor.

Die aus den Messungen belegten markanten Veränderungen der Kryosphäre würden die enorme Temperaturzunahme in den Alpen seit ca. 1980 widerspiegeln. So verweist der Bericht auf die Durchschnittstemperatur von 8,1 Grad Celsius im Jahr 2022 in Österreich, das damit das zweitwärmste Jahr in der bis 1767 zurückreichenden Messgeschichte gewesen sei.

Seit Jahrzehnten gut dokumentiert ist die Entwicklung der heimischen Gletscher. Wie sehr ihnen der Klimawandel zusetzt, zeigt sich einmal mehr in dem aktuellen Bericht: Die Massenbilanz weise für 2021/22 “für alle österreichischen Gletscher den negativsten jemals gemessenen Wert auf”, heißt es in dem Bericht. Im Durchschnitt haben die Gletscher im Beobachtungszeitraum rund 29 Meter an Länge verloren.

Dabei zeichnet sich auch 2023 keine Trendwende ab: “Heuer waren die Alpen von Mitte bis Ende Oktober schneefrei bis in die Gipfel und wir hatten auf den Gletschern nur Blankeis. Das gab es seit Beginn der Messaufzeichnungen noch nie”, erklärte Andrea Fischer vom Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) auf der Homepage der ÖAW, die eine der zahlreichen an dem Bericht beteiligten Institutionen war. Dabei seien Oktober und November am wichtigsten für die Entstehung einer Schneedecke auf den Gletschern, die das Eis im Sommer so lange wie möglich vor der Schmelze schütze. “Wenn zu dieser Zeit selbst in größeren Höhen der Altweibersommer herrscht, können selbst massive Schneefälle von Dezember bis Februar das in der Massenbilanz nicht wettmachen.”

Die seit den 1880er-Jahren um rund zwei Grad Celsius gestiegene mittlere Jahrestemperatur in Österreich führe zum Auftauen des Permafrosts. Dessen zuvor stabilisierende Wirkung auf Grate, Schutthalden oder Felswände lasse bereits bei Erwärmung deutlich nach “und ist aktuell nur mehr deutlich reduziert gegeben”, heißt es in dem Bericht. Die Folge sei eine Zunahme von Steinschlägen, Felsstürzen und Bodensetzungen, die “einen erheblichen Risikofaktor darstellen, der vor allem für den hochalpinen Fremdenverkehr von steigender Relevanz ist”.

Zu den häufigsten Formen des alpinen Permafrosts zählen sogenannte “Blockgletscher”, von denen es laut Fischer in Österreich mehr gibt als “echte” Gletscher. Die Fließgeschwindigkeit dieses Stein-Eis-Gemisches, dessen Oberfläche einem zähflüssigen Lavastrom ähnelt, nimmt durch die höheren Temperaturen deutlich zu. Das kann zu Instabilitäten führen, wie das Beispiel des Blockgletschers Äußeres Hochebenkar in den Ötztaler Alpen (Tirol) zeigt. “Dessen Fließgeschwindigkeit hat sich von fünf auf 27 Meter pro Jahr beschleunigt, und er bewegt sich mittlerweile mit 20 Zentimetern am Tag talwärts”, so Fischer gegenüber der APA.

Die zeitliche Verkürzung oder der Verlust der Eisdecke von Seen war eine der ersten beobachteten Auswirkungen der Klimaerwärmung. Das fehlende Eis hat nicht nur Auswirkungen auf den Tourismus, sondern auch auf wichtige Ökosystemprozesse in Seen. Der Bericht nennt Daten für drei österreichische Seen: Der Neusiedler See (Burgenland) hatte 2021/22 keinen einzigen Tag mit geschlossener Eisdecke, im Zehn-Jahresmittel (2011-2020) waren es 19 Tage. Der Lunzer See (NÖ) war im Berichtsjahr drei Tage zugefroren (33 Tage im Zehn-Jahresmittel), der Weißensee (Kärnten) hatte dagegen 2021/22 mit 68 Tagen länger eine Eisdecke als im Zehn-Jahresmittel (64).

Von den mehr als 1.000 Messstationen mit Schneehöhenmessung in Österreich nennt der Bericht Daten von acht Stationen. In Innsbruck betrug etwa die Neuschneesumme im 30-jährigen Mittel (1991-2020) rund 90 Zentimeter, im Winter 2021/22 waren es dagegen nur 38 Zentimeter. In Galtür gab es im 30-jährigen Mittel in Summe 481 Zentimeter Neuschnee, 2021/22 waren es 284 Zentimeter. Lunz am See hatte zwischen 1991 und 2020 im Mittel 292 Zentimeter Neuschnee, im Winter 2021/22 waren es 175 Zentimeter. Die Veränderung des Schnees sei in Gebirgsländern wie Österreich eine “besonders relevante Größe des Klimawandels”, heißt es im Bericht, etwa als wesentliche Ursache für Naturgefahren, aber auch als ökonomische Grundlage für den Wintertourismus, als Lebensgrundlage in Form der Wasserversorgung großer Städte und als wesentliche Einflussgröße auf die Ökologie von Pflanzen und Tieren.

Geplant ist künftig eine jährliche Erscheinungsweise der Analyse, die heuer vom Klimaministerium gefördert wurde. Allerdings fehle ein Förderinstrument für ein regelmäßiges Kryosphären-Monitoring in Österreich, heißt es in dem Bericht.

 

Von: apa

Kommentare
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Eric73
Eric73
Tratscher
4 Monate 4 Tage

Da bin ich mal auf die Ausreden der Schwurbler hier gespannt.

“Jaaa, ich kenne aber einen, der mal vom Nachbarn seines Schwager erfahren hat, dass habe es schon immer gegeben. Der muss es ja wissen, der hat nämlich ein Abo der Bild und keinen Öko-Strom”

N. G.
N. G.
Kinig
4 Monate 4 Tage

Muss ich dir widersprechen, er/sie bezieht seine Infos aus seriösen Telegramm Gruppen und der Rest hat Hausverstand. Grins

Eisenhauer
Eisenhauer
Tratscher
4 Monate 4 Tage

Es wurde in den letzten Jahren im Durchschnitt wärmer, das ist sicher. Aber das ist auch das einzige was sicher ist. Warum es so ist und wie es in Zukunft werden wird, das sind reine Vermutungen. Unsere Experten haben schon Schwierigkeiten das Wetter ein paar Tage mit Sicherheit voraus zu sagen, aber wie sich das Klima in mehreren Jahrzehnten entwickeln wird, das wollen sie wissen.

Sosonadann
Sosonadann
Superredner
4 Monate 4 Tage

@Eisenhauer  Dann schau dir dieses Diagramm über den Temperaturverlauf der letzten 2000 Jahre an. Fällt dir was auf?

Quelle: https://www.meteoschweiz.admin.ch/klima/klimawandel.html

der.schon.wieder
4 Monate 4 Tage

@eisenhauer
Das Klima hat sich schon immer verändert!
Aber es gibt keinen vernünftigen Grund die Klimaveränderung durch blödsinniges Verhalten auch noch anzuschieben.
Wir werdens lernen.

Sosonadann
Sosonadann
Superredner
4 Monate 4 Tage
@Eisenhauer Oder hier, der CO2 Gehalt und die Temperatur der letzten 640.000 Jahre. Schön zu sehen, wie die Temperatur (rot) an den CO2-Gehalt (grün) gekoppelt ist. Und ganz rechts sieht man, dass in den 640.000 Jahren noch nie so viel CO2 in der Atmosphäre war wie jetzt. Der Gehalt schwankte in dieser Zeitspanne zwischen 150 und 280 ppm. Aktuell sind wir bei 417ppm. Und auch diese Mal wird die Temperatur dem CO2-Anstieg folgen. Dieser CO2-Anstieg auf einen Wert, den es seit 640.000 Jahren nicht gab, ist dem Verbrennen von Erdöl geschuldet. Oder kannst du mir ein anderes natürliches Ereignis der… Weiterlesen »
Stolzz
Stolzz
Tratscher
4 Monate 4 Tage

Da muss ich Ihnen widersprechen: Es ist eindeutig bewiesen, warum es seit 1980 massiv wärmer geworden ist: Es sind die Treibhausgase (CO2, Methan, usw.) dafür verantwortlich. Können Sie überall nachlesen.

nightrider
nightrider
Universalgelehrter
4 Monate 4 Tage

@Eisenhauer die meisten Wissenenschaftler sind sich einig dass der Temperaturanstiege durch den steigenden CO2 Anteil verursacht wird. Der Rest zieht alle möglichen Thesen ins Spiel von denen ich bis jetzt bei keiner gesehen habe dass sie Verifiziert wurde.
Und die Aussage dass es immerschon Klimaschwankungen gegeben hat mag schon stimmen aber es hat dafür auch eine Ursache gegeben.

OrtlerNord
OrtlerNord
Universalgelehrter
4 Monate 4 Tage

@Eisenhauer
Das einzigste was sicher ist das du noch nicht einmal ein bisschen eine Ahnung hast.
Ist nur peinlich so eine Kommentar von dir.

Neumi
Neumi
Kinig
4 Monate 4 Tage

@Eisenhauer tatsächlich muss man nicht mehr vermuten. Es ist das erste Mal in der Geschichte des Planeten, dass der CO2 Anteil VOR der Temperatur ansteigt.

Klima ist einfacher als Wetter. Einen Schnitt über mehrere Monate kriegt man anhand weitaus weniger Parameter hin die Änderung der Windrichtung innerhalb weniger Tage.

Neumi
Neumi
Kinig
4 Monate 4 Tage

ps: Hier ist eine Prognose von 1978. Hat sich bewahrheitet.
https://www.youtube.com/watch?v=gROxruxyTiM

1979:
https://www.youtube.com/watch?v=R7qwsiKCvwY
ebenfalls

Und das Vorrücken der Wüsten sehen wir auch darin, dass wir immer mehr Migranten haben. Die Leute können dort nicht mehr leben.

https://www.youtube.com/watch?v=edvPBvJ2MqE
https://www.youtube.com/watch?v=G86wu0BOOJI

Sie hatten bisher recht, warum sollten sie sich jetzt irren?

Stryker
Stryker
Superredner
4 Monate 4 Tage

@Sosonadann
Weil sie vor 2000 Johre die Temperatur gscheid dermessn hobn👍

Stryker
Stryker
Superredner
4 Monate 4 Tage

@Neumi
Die Migranten kemmen net weil sie in die Wüsten nimmer leben kennen??
Des sein zu 80% Wirtschaftsflüchlinge de mitlerweile olle aufn Smartphone segen wia fein grichtet es do in Europa isch ,und mit wia wianig tian do super Leben konnsch und ols in Or…..Gschobn kriagsch.
Wenn mir Europäer miasetn Afrika oigian Lebn nor war in 50 Johre unten ols grian und schian.

Neumi
Neumi
Kinig
4 Monate 4 Tage

“Des sein zu 80% Wirtschaftsflüchlinge”
Natürlich. Wenn man an einem Ort nicht mehr leben kann und deswegen woanders hinzieht, ist man laut Definition ein Wirtschaftsflüchtling.

Sie ziehen zuerst an die Küsten, die sind mittlerweile aber überfüllt, dort gibt’s weder Arbeit noch Geld, also auch nichts zu beißen. Dann ziehen sie weiter und versuchen hier ihr Glück.

Neumi
Neumi
Kinig
4 Monate 4 Tage

@Stryker Nicht gemessen, aber das lässt sich sehr gut rekonstruieren (steht in einer der Grafiken auch so). Je nach Temperatur sind die Rückstände von Sauerstoffverbindungen in in Gesteinsproben anders. das ist zuverlässiger als das, was Förster aus den Farben von Baumringen rauslesen können und das zweifelt ja auch keiner an.
Die berechneten Werte stimmen mit dem überein, wo man tatsächlich Vergleichsmomente hat.

Sosonadann
Sosonadann
Superredner
4 Monate 3 Tage

@Stryker Jaja, wenn die Werte einem nicht passen, können sie nur falsch sein. Wenn sie einem passen, zweifelt man nicht.
Kannst mir gerne deine Quellen nennen!

Faktenchecker
4 Monate 4 Tage

Wir sollten uns um unsere Wasserversorgung sorgen.

N. G.
N. G.
Kinig
4 Monate 4 Tage

Ich sorge mich mehr um dich. Grins

Faktenchecker
4 Monate 4 Tage
Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
4 Monate 4 Tage

N.G. suach dor a Hobby…

N. G.
N. G.
Kinig
4 Monate 4 Tage

@Goennenihrwichtigtuer Ich hab genug, mehr als du denkst. Wer aufmerksam hier liest, weiß das.

Neumi
Neumi
Kinig
4 Monate 4 Tage

“Ich stehe hier in einer Pfütze …. stehe hier auf einem mächtigen Gletscher”.

Dolomiticus
Dolomiticus
Universalgelehrter
4 Monate 4 Tage

Ist derzeit eh nix mehr zu machen. Die schmelzen dahin, das hält nichts und keiner mehr auf hier bei uns. Da können noch so viele Pressemeldungen am Tag kommen, ist halt mal so.

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