Neue Stiftung „nach uns.dopo di noi“

Zukunftsplanung für Familien mit Menschen mit Beeinträchtigung

Donnerstag, 27. November 2025 | 13:49 Uhr

Von: Ivd

Bozen – Eltern von Menschen mit Beeinträchtigung tragen oft eine lebenslange Verantwortung – und die Sorge, was eines Tages „nach ihnen“ geschieht. Um genau hier anzusetzen, hat sich die 2024 gegründete Stiftung nach uns.dopo di noi am Mittwoch in Bozen vorgestellt. Sie begleitet Familien dabei, frühzeitig Lebensprojekte zu entwickeln, die Menschen mit Beeinträchtigung eine verlässliche und selbstbestimmte Zukunft sichern sollen.

Neun Organisationen – darunter die Stiftung Südtiroler Sparkasse, Lebenshilfe, Dachverband für Soziales und Gesundheit sowie Ariadne – haben die Einrichtung ins Leben gerufen. Seit Jahresbeginn ist die Stiftung operativ tätig. Sie vernetzt bestehende Dienste, klärt rechtliche und organisatorische Fragen und begleitet Familien beim Erarbeiten eines individuellen Zukunftsplans.

Eltern suchen Klarheit und Sicherheit

Bei der Vorstellung schilderten Eltern eindrücklich, welche Bedeutung eine strukturierte Zukunftsplanung für das Familienleben hat. Barbara Misslinger aus Bozen, Mutter eines erwachsenen Sohnes mit Autismus-Spektrum-Störung, formulierte es so: „Wir werden älter – und unsere Tochter soll die Verantwortung nicht allein tragen müssen.“

Ein schriftlich ausgearbeitetes Lebensprojekt gebe Orientierung und nehme Druck aus dem Alltag. Auch Alessandra Marcucci, deren Sohn das Downsyndrom hat, sprach von einer spürbaren Entlastung: Die gemeinsame Planung „gebe ihrem Sohn eine Stimme für seine Zukunft“.

Eine Lücke im System schließen

Viele bestehende Organisationen konnten bisher keine Verantwortung über den Tod der Eltern hinaus übernehmen. Aus diesem Grund wurde die Stiftung gegründet. Sie setzt auf langfristige Begleitung, rechtliche Absicherung und – in Zukunft – auch auf kleine, gemeindenahe Wohnformen, die individuell entwickelt und unterstützt werden sollen.

Stiftungspräsident Armin Reinstadler betonte, man baue „eine stabile Organisation auf, die Angehörige und Betroffene über viele Jahre begleitet“. Die Stiftung soll zudem Vermögens- und Rechtsfragen koordinieren und als verlässliche Stelle fungieren, wenn familiäre Strukturen wegfallen.

Unterstützung durch Land und Sparkasse

Die Stiftung Südtiroler Sparkasse stellte einen Teil des Grundkapitals sowie Räumlichkeiten im Zentrum von Bozen zur Verfügung. Auch das Land begrüßt die Initiative: Ute Gebert vom Amt für Menschen mit Behinderung sprach von einem „entscheidenden Beitrag zu einem System, das Familien stärkt“.

Lebensprojekte als zentrales Instrument

Im Mittelpunkt steht ein individueller Plan, der festhält, wie jemand wohnen möchte, welche Unterstützung nötig ist, welche Bezugspersonen wichtig bleiben und wie rechtliche und finanzielle Sicherheit gewährleistet wird. Diese Planung erfolgt gemeinsam mit den Betroffenen, Eltern und Fachpersonen. Geschäftsführerin Martina Pastore betonte, dass es darum gehe, „Zukunft gemeinsam zu gestalten – nicht nur Betreuung zu organisieren“.

Erste Projekte laufen bereits

Die Stiftung arbeitet mit Sozialdiensten und Vereinen zusammen und baut derzeit Elterngruppen, psychopädagogische Angebote sowie kleine, wohnortnahe Wohnformen. Sie versteht sich als Schnittstelle zwischen Familienwünschen und professionellen Strukturen. Weitere Informationen findet ihr hier.

Bezirk: Bozen

Kommentare

Aktuell sind 0 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen