Statt Luxus-Kaufhaus sollen 200 Wohnungen entstehen

Abrisspläne für Signa-Rohbau “Lamarr” bestätigt

Donnerstag, 26. Juni 2025 | 13:30 Uhr

Von: apa

Bereits seit einiger Zeit wurde über die Zukunft des Signa-Rohbaus auf der Wiener Mariahilfer Straße spekuliert, nun stehen die Pläne fest: Der vordere Teil des Gebäudes wird teilweise abgerissen, es sollen Verkaufsflächen auf den unteren drei Etagen und Wohnungen vom 2. bis zum 8. Stock errichtet werden. Das geplante Hotel im hinteren Gebäudeteil und die öffentlich zugängliche Dachterrasse sind weiterhin Teil des Nutzungskonzepts, teilte der Eigentümer am Donnerstag mit.

Eine Tochterfirma der Stumpf Gruppe des Wiener Investors Georg Stumpf hatte das unfertige Kaufhaus “Lamarr” im Herbst 2024 aus der Insolvenz der Signa-Gruppe von Rene Benko gekauft. Am Rohbau wurde seit der Signa-Pleite Ende 2023 nicht mehr gearbeitet. Georg Stumpf gilt als zweitreichster Österreicher hinter dem Red-Bull-Erben Mark Mateschitz. Stumpf errichtete den Millennium Tower und in weiterer Folge die Millennium City in Wien.

Planänderung bisher nicht bei Stadt Wien eingereicht

Im Wiener Rathaus ist bisher noch kein Antrag auf eine Änderung des Plans für das “Lamarr”-Gebäude eingelangt, teilte ein Sprecher von Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) auf APA-Anfrage mit. Man rechne damit, dass ein Bauansuchen im Juli eingereicht wird. Mit den Abrissarbeiten könne aber schon davor begonnen werden, dazu sei keine eigene Genehmigung notwendig, erklärte der Sprecher.

Mit dem Abriss soll laut Eigentümer noch im Juli 2025 begonnen werden, 2026 sollen dem neuen Konzept entsprechend der Rohbau im vorderen Teil des Areals errichtet und der Hoteltrakt geringfügig angepasst werden. Ab Herbst 2026 wird das Gebäude im Inneren ausgebaut, anschließend die Außenanlagen und die Begegnungszone in der Karl-Schweighofer-Gasse umgesetzt. Mit der Fertigstellung des Projektes rechnet der Eigentümer Ende 2027 oder Anfang 2028.

Öffentlicher Park am Dach wird umgesetzt

Auf rund 12.000 Quadratmetern sollen im 1. Untergeschoss, Erdgeschoss und 1. Obergeschoss Verkaufsflächen errichtet werden, darüber sollen auf 15.500 Quadratmetern 200 Wohnungen mit Freiflächen entstehen. Auf dem Dach soll es auf 1.000 Quadratmetern einen öffentlichen Park geben. Im hinteren Gebäudeteil soll ein 4-Stern-Superior Hotel mit 220 Zimmern einziehen. Die genehmigte Gebäudehülle soll bestehen bleiben, insgesamt sollen das Volumen aber “massiv” reduziert und stattdessen großzügige Innenhöfe errichtet werden, heißt es in der Aussendung.

Die Handelsflächen in den unteren Etagen sind notwendig, da das Objekt in einer Geschäftszone liegt. Auch an der öffentlich zugänglichen, begrünten Dachterrasse kann im Prinzip nicht gerüttelt werden. Vereinbart wurde dort ein Nutzungsrecht (Servitut), das vor allem dem Bezirk ein großes Anliegen war. Der Rohbau liegt im 7. Wiener Gemeindebezirk Neubau, die Mariahilfer Straße ist eine der wichtigsten Einkaufsmeilen der Stadt.

“Mit dem Um- und Neubau setzen wir einen Akzent für eine attraktive Nutzungsmischung in der Mariahilfer Straße, die sowohl für Bewohner:innen, für Gäste als auch für Gewerbebetriebe anziehend ist”, sagte Stefan Zöser, Geschäftsführer der Stumpf Development GmbH, laut Aussendung.

Grüne kritisieren Abriss

Neubaus Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne) begrüßte die Fortführung des Projektes in einer Aussendung. “Gleichzeitig möchten wir klar zum Ausdruck bringen, dass wir hohe Erwartungen an die Stumpf Gruppe stellen”, so Reiter. So sollen die Verkaufsflächen “einen echten Mehrwert” bringen und als Impulsgeber für Kundenfrequenz dienen. Der öffentlich zugängliche Dachpark sei ein bedeutender Gewinn für Wien.

Für die Wiener Grünen offenbart der Abriss dringend notwendige Nachschärfungen in der Wiener Bauordnung. Sie sehen ein “Sinnbild verfehlter Baupolitik”. “Nach dem Abriss des Leiner-Gebäudes sollte ein Prestigeprojekt entstehen, das nun erneut abgerissen wird – eine absurde Ressourcenverschwendung”, kritisierte Peter Kraus, Chef der Wiener Grünen, in der Aussendung. Die Partei fordert eine Novelle der Bauordnung mit verpflichtenden Konzepten für Rückbau und Wiederverwendung sowie einer generellen Bewilligungspflicht für Abrisse.

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