Von: luk
Meran – Die KlimaHaus Agentur der Provinz Bozen sowie SPES Consulting aus Genua haben am 9. November die Meraner Klimapolitik unter die Lupe genommen. Dies ist eine Voraussetzung für die Zertifizierung zur „KlimaGemeinde“.
Die KlimaHaus Agentur des Landes und SPES Consulting aus Genua – jene Agentur, die alle italienischen Gemeinden zertifiziert, die am European Energy Award teilnehmen – haben einen ganzen Nachmittag lang die Klimapolitik der Gemeinde Meran auf Herz und Nieren geprüft. Grundlage waren eine rund 100 Seiten lange Checkliste, die das Amt für Umwelt in den vergangenen Monaten erstellt hat, sowie eine Befragung des Energyteams und ein Lokalaugenschein.
Madeleine Rohrer (Stadträtin für Umwelt), Carlotta Polo (Energieberaterin des Programms „KlimaGemeinde“), Bruno Montali (Energy Manager der Gemeinde Meran), Marco Masin, Barbara Calí und Anni Schwarz (Amt für Umwelt) sowie Wolfram Pardatscher (Abteilungsleiter) stellten sich den Fragen zu den sechs Bereichen Entwicklungsplanung und Raumordnung, gemeindeeigene Gebäude und Anlagen, Versorgung und Entsorgung, Mobilität, interne Organisation sowie Kommunikation und Kooperation. Besonders ausführlich wurden je ein Beispiel zur Sensibilisierung und zu den Infrastrukturen diskutiert. „Wir setzen bei der Umsetzung unseres Klimaplans auf Software und Hardware gleichermaßen“, so Rohrer. „Denn für einen effektiven Klimaschutz braucht es gute Rahmenbedingungen durch die Politik und die richtigen kommunalen Infrastrukturen, wie öffentliche Gebäude, die kaum Energie verbrauchen. Zugleich sind das Engagement jedes/r Einzelnen und ein klimafreundlicher Lebensstil notwendig.“
Die Meraner Stadtregierung setzt daher auf die Beteiligung der BürgerInnen: Seit Mitte 2015 wurden sechs Veranstaltungen organisiert, zum Teil gemeinsam mit Partnern wie SHV/CNA (Südtiroler Vereinigung der Handwerker und Kleinunternehmer) oder ANACI (Nationaler Verband der Kondominiumverwalter). Dabei ging es insbesondere um die Themen Bauen, Wohnen und Förderungen fürs energetische Sanieren. Der Meteorologe Luca Mercalli und der mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Meraner Glaziologe Georg Kaser gaben Ein- und Ausblicke in die internationale Klimapolitik. Die Gemeinde unterstützte auch finanziell jene BürgerInnen mit den Aktionen „Thermografie“ und „Heizungscheck“, die im eigenen Haus Energie einsparen wollen. Über die Projekte „100max“, „wer spart mehr Energie“ und „Südtirol radelt“ konnte ausprobiert werden, wie sich Lebensqualität und Klimaschutz unter einen Hut bringen lassen.
Eine der wichtigsten Infrastrukturen für den lokalen Klimaschutz ist die von Alperia betriebene Fernwärme. KlimaHaus Agentur und SPES Consulting machten sich daher im Rahmen der Zertifizierung auch ein Bild zur Fernwärme: In Meran beziehen heute rund 5.000 Familien (27 Prozent) ihre Wärme aus einer zentralen Fernwärme-Anlage. An das Netz sind auch rund 400 Betriebe, Schulen und andere öffentliche Gebäude angeschlossen. Damit wurden im Jahr 2016 rund 7.000 Tonnen CO2 eingespart und ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität geleistet, weil nicht jedes Haus einen eigenen Verbrennungsofen hat. Der Bau einer Biomasse-Heizanlage für das Fernwärmenetz, mit dem der heute verwendeten Brennstoff Methan durch Holz ersetzt wird, könnte den Ausstoß von klimaschädlichem CO2 weiter wesentlich verringern.
Das Programm „KlimaGemeinde“ ist eine Initiative der Agentur für Energie Südtirol – KlimaHaus und soll Gemeinden und dem Land Südtirol helfen, die Klimaschutzziele zu erreichen. Es lehnt sich an das EU-weite Programm „European Energy Award“ an. Unterstützt und bewertet wird dabei allein das Handeln der Gemeinde, d.h. ob die Fahrzeuge der Gemeinde mit herkömmlichen Treibstoffen oder mit Strom betrieben werden, wie viel die Gemeinde in die energetische Sanierung ihrer eigenen Gebäude investiert oder wie das Thema Klimaschutz im Organigramm der Gemeinde verankert ist.
Grundgedanke der Zertifizierung „KlimaGemeinde“ ist, dass Kommunen eine Vorbildfunktion haben und darin bestärkt werden müssen, mit gutem Beispiel voranzugehen.