Von: mho
Bozen – Zum Jahresbeginn kam es offenbar zu einem offenen Schlagabtausch zwischen den Bozner Bürgermeister Renzo Caramaschi und Vizebürgermeister Christoph Baur. Gegenstand des Streits: die Zukunft des Bozner Bahnhofareals, genauer gesagt die evenutelle Rolle eines “Großinvestors” in dessen Realisierung. Während Baur einen Finanzierungsbeitrag von Seiten der Landes beantragen will, ist Caramaschi eher Investitionen von Privaten zugeneigt. Die geschätzen Kosten des Projektes belaufen sich auf eine Milliarde Euro.
Wenn es nach Stadtviertelrat und Ex-Gemeinderat Rudi Benedikter (Grüne) geht, erübrigt sich die Debatte dahingehend, dass seit dem Gemeinderatsbeschluss über den „Masterplan Bahnhofsareal“ vom 18.März 2015, Nr. 19 das riesige Areal nicht in die so genannte “Benko”-Kategorie (Art. 55/quinquies) des Landes-Raumordnungsgesetzes fallen würde, sondern in die Bauleitplan-Kategorie der Art. 55/bis, sprich die „Städtebauliche Umstrukturierung durch öffentliche Initiative unter allfälliger Beteiligung öffentlicher und privater Ressourcen“.
Dieses ebnet den Weg für eine Öffentlich-Private-Partnerschaft („PPP“) in Sachen Bahnhofs-Areal. “Genau dies sollte nun in Angriff genommen werden, zumal Bürgermeister Caramaschi das Megaprojekt Bahnhofsareal Bozen an die Spitze seines Regierungsprogrammes 2016-17 setzte – wie dies übrigens schon seine beiden Vorgänger seit 2000 taten”, fügt Benedikter süffisant hinzu.
Giovannetti: Nicht schon wieder einen politischen Grabenkampf heraufbeschwören
Gemeinderat und Mitglied der Urbanistik-Kommission Gabriele Giovannetti (Alto Adige nel cuore) appelliert an die Mehrheitskräfte, eine Einigung zu finden und erinnert daran, dass die Realisierung des Projektes eines der zentralsten Wahlversprechen von Bürgermeister Caramaschi war. “Ein aufgrund der politischen Unfähigkeit zur Konsensfindung mit daraus folgender Verkleinerung oder gar eines Scheitern des Bauprojekts käme einem Misstrauen gegenüber dem Bürgermeister gleich, der mit dem Bau des neuen Bahnhofsareals der Stadt ein Vermächtnis hinterlassen wollte”, so Giovannetti. Die Leidtragenden seien die Bürger, welche zusammen mit dem Kaufhaus-Projekt eine Chance zur Wiederbelebung des Stadtzentrums verpassen würde. Auch für künftige Investoren wäre ein Scheitern des Projekts ein negatives Signal. Doch wie so oft in großen Entscheidungen scheint sich das Klima im Gemeinderat in ein Stadion zwischen Befürwortern und -gegnern zu verwandeln.