Von: ka
Bozen – Die Südtiroler selbst wussten schon immer, dass sie „Buggler“ sind. An wenigen anderen Orten in Europa wird so viel „gebuggelt“ wie in Südtirol. Die Südtiroler „buggeln“ nicht „nur“ viel, sondern leisten dabei auch noch eine qualitativ hochwertige Arbeit.
Da verwundert es nicht, dass auch die „Buggelstatistik“ den Einheimischen recht gibt. Einsamer Spitzenreiter ist wenig überraschend die Landwirtschaft. Die Bauern wissen seit jeher, dass sie die Stunden, die sie arbeiten – von frühmorgens bis spätabends bei den Kühen oder in der Obstwiese – nicht zu zählen brauchen.
Während in der Landwirtschaft nicht nur in Südtirol, sondern auch bei unseren nördlichen und südlichen Nachbarn sehr viel gearbeitet wird, fällt auf, dass in Südtirols Bau- und Gastgewerbe jede Woche mehrere Stunden mehr geleistet werden als im Trentino und im Bundesland Tirol. Das mag zwar auch auf den sprichwörtlichen Fleiß der Einheimischen, der häufigeren Selbstständigkeit oder dem vom Superbonus 110 Prozent ausgelösten Boom zurückzuführen sein, aber Arbeitsforscher weisen zu Recht darauf hin, dass die Wochenarbeitszeit nicht übermäßig gestreckt werden sollte. Sinkende Arbeitsleistung und -qualität, häufigere Fehler und besonders die Unfallgefahr sprechen dagegen, zu viel und zu lange zu arbeiten.
Die andere Frage ist, ob die Südtiroler „Buggler“ für ihren Fleiß auch einen gerechten Lohn erhalten. Steigende Energiepreise und sinkende Milcherlöse machen etwa den Bergbauern das Leben schwer. Auch im Baugewerbe und in vielen anderen Berufsgruppen können die Löhne nicht mit den Lebenshaltungskosten und dem Fleiß der Südtiroler Schritt halten. Die Gefahr ist, dass einige den Kaufkraftverlust nach Möglichkeit durch Überstunden auszugleichen versuchen.
Das ist aber ein Irrweg. Arbeitsüberlastung, mangelnde Erholung und das Gefühl, in einem Hamsterrad zu stecken, schaden letztendlich unserer geistigen und körperlichen Gesundheit. Besser wäre es, für gute und qualitätsvolle Arbeit für einen gerechten Lohn zu kämpfen. Nur zu „buggeln“ ist halt eben auch das Falsche.