Erste Anklage gegen Benko steht im Raum

Erste Anklage in Causa Signa könnte bevorstehen

Dienstag, 24. Juni 2025 | 14:12 Uhr

Von: apa

In der Causa Signa könnte schon bald eine erste Anklage gegen den insolventen Firmengründer René Benko erhoben werden. Seitens der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) erging ein Vorhabensbericht an das Justizministerium, wie die Behörde am Dienstag in einer Aussendung mitteilte. Um welche Vorwürfe es geht und ob eine Anklage empfohlen wird, ließ die WKStA offen. Neu ist auch, dass die WKStA in vier weiteren Strängen rund um die Signa-Pleite ermittelt.

In einem Vorhabensbericht legt die Staatsanwaltschaft in der Regel dar, ob sie einen Ermittlungsstrang einstellen oder Anklage erheben will. Verpflichtend sind diese in Verfahren von besonderem öffentlichen Interesse, in sogenannten “clamorosen” Fällen. In welche Richtung es bei dem aktuellen Vorhabensbericht geht, gab die WKStA heute nicht bekannt. Entscheiden muss nun jedenfalls das Justizministerium. Da sich Benko derzeit in U-Haft befindet, muss die Sache laut Gesetz bevorzugt behandelt, sprich rasch entschieden werden. Aus Expertensicht dürfte es sich nicht mehr um Wochen handeln.

Weitere Vorhabensberichte zu erwarten

Rund um die Signa-Pleite laufen strafrechtliche Ermittlungen zu zahlreichen Vorwürfen. Der am Dienstag offiziell bestätigte Vorhabensbericht bezieht sich nur auf einen dieser Faktenstränge. Die verschiedenen Vorwürfe sind aber gut trennbar, daher muss die WKStA jedes einzelne Thema das bereit ist, rasch erledigen – also entscheiden, ob sie eine Anklage empfiehlt oder nicht. Es ist daher mit weiteren Vorhabensberichten der WKStA zu anderen Vorwürfen zu rechnen.

Weitere Ermittlungen unter anderem wegen Gläubigerbegünstigung

Die neuen Ermittlungsstränge betreffen den Vorwurf der Untreue, des Käuferbetrugs und der Gläubigerbegünstigung. Letztere wirft die Staatsanwaltschaft Benko und weiteren “noch unbekannten Tätern” rund um ein Darlehen der Ingbe Stiftung an die Signa Prime in Höhe von rund 15 Mio. Euro vor. Den Kredit soll die Gesellschaft der Stiftung zurückgezahlt haben, obwohl die Signa Prime zu diesem Zeitpunkt bereits insolvent war. Die Ingbe Stiftung soll dadurch als Gläubigerin begünstigt und andere benachteiligt worden sein. Benko soll Verantwortliche der Signa Prime “zu dieser Tat bestimmt haben”.

Fragen um Nutzung der Luxusresidenz Chalet N

In einem weiteren neuen Verfahren geht es um das Chalet N in Lech am Arlberg. Die Eigentümergesellschaft soll Räumlichkeiten zu Konditionen unter den Selbstkosten an René Benko und mit ihm verbundene Unternehmen vermietet haben. Der vermutete Schaden beträgt über 1,5 Mio. Euro. Gegen Verantwortliche sowie Benko als faktischen Entscheidungsträger wird wegen Untreue ermittelt.

Vorwurf des Käuferbetrugs

Darüber hinaus sollen bei einem Wohnbauprojekt der “Wohnen am Belvedere Management GmbH” in Wien die Käuferinnen und Käufer von Eigentumswohnungen getäuscht und zur Zahlung von überhöhten Kaufpreisen verleitet worden sein. Insbesondere die Projektgesellschaft soll dadurch unrechtmäßig bereichert worden sein. Der mutmaßliche Schaden überschreitet die strafgesetzliche Wertgrenze von 300.000 Euro. Ermittelt wird in diesem Strang wegen des Verdachts des schweren gewerbsmäßigen Betruges.

Verdacht der Untreue durch “unvertretbare” Kreditvergabe

Der vierte seitens der WKStA neu kommunizierte Strang dreht sich um den Verdacht der Untreue zu Lasten der Signa Holding. Hier sollen Verantwortliche der Holding dem Unternehmen eines damaligen Signa-Beraters ein wirtschaftlich nicht vertretbares Darlehen über rund 17 Millionen Euro zu nicht fremdüblichen Konditionen gewährt und ausbezahlt haben. Das Darlehen soll zum Kauf eines Privathauses des damaligen Signa-Beraters gedient haben. Auch hier soll Benko die Handlung veranlasst haben.

Ermittlungen zu 12 “Fakten” – Benko seit Jänner in U-Haft

In Summe ermittelt die WKStA nun zu 12 “Fakten” gegen Benko. Davon waren acht schon bisher bekannt, vier sind heute dazugekommen. Bereits bekannt waren etwa Vorwürfe, wonach Benko Investoren getäuscht und Gläubiger geschädigt haben soll – die Staatsanwaltschaft geht deswegen unter anderem von betrügerischer Krida aus. Benko selber sitzt seit Jänner in der Untersuchungshaft in der Justizanstalt Wien-Josefstadt. Ob die U-Haft weiter verlängert wird, wird sich spätestens am 7. Juli entscheiden, da dann die nächste Haftprüfungsverhandlung stattfinden muss.

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