Von: luk
Bozen – Um nicht tausende Eltern dem Risiko der Altersarmut auszusetzen, muss die freiwillige Fortzahlung der Rentenbeiträge stärker und vor allem einfacher gefördert werden. Dies hat das Forum Zukunft Kind, eine vom ASGB ins Leben gerufene Plattform von über einem Dutzend Familien- und Bildungsorganisationen, heute (26. Jänner) bei einer Pressekonferenz gefordert.
Wie die Präsidentin des Katholischen Familienverbandes, Angelika Mitterrutzner, erklärte, klaffe eine Lücke zwischen der Elternzeit-Regelung für private Angestellte und jenen im öffentlichen Dienst. „Wir wollen aber nicht den öffentlich Bediensteten etwas nehmen, sondern eine Angleichung“, so Mitterrutzner. Derzeit sei eine Folge der unterschiedlichen Regelungen, dass sich viele Eltern – vor allem Frauen – gänzlich oder zum Teil aus dem Erwerbsleben zurückziehen müssten, um sich der Kindererziehung zu widmen.
Weil erziehungsbedingte Auszeiten nicht nur kurzfristige finanzielle Nachteile haben, sondern auch enorme Auswirkungen auf das Renteneintrittsalter sowie auf die Höhe der Rente, fordert das Forum Zukunft Kind eine bessere Unterstützung der freiwilligen Fortzahlung der Rentenbeiträge. Eine solche gibt es heute zwar schon, sie ist aber höchst kompliziert. „Die Eltern müssen die Beiträge an das Vorsorgeinstitut INPS zahlen, können dann im Juni des folgenden Jahres um die Rückvergütung ansuchen und dann vergehen noch einmal ein paar Monate, bis das Geld effektiv rückvergütet wird“, erklärte heute der ASGB-Vorsitzende Tony Tschenett. „Die Probleme sind also zwei: erstens wissen viele nicht, dass es die Möglichkeit der Rückvergütung überhaupt gibt, und zweitens können sich viele das Vorstrecken einfach nicht leisten“, so Mitterrutzner.
Tschenett rechnete heute vor, dass etwa eine Verkäuferin mit einem Bruttoeinkommen von 20.000 Euro 6800 Euro an Beiträgen pro Jahr vorstrecken müsse, um auch in einer Auszeit voll versichert zu sein. Eine solche Vorauszahlung könnten sich einkommensschwächere Familien aber allzu oft nicht leisten. Deshalb fordert das Forum Zukunft Kind, den bürokratischen Iter der Förderung zu verkürzen und zu vereinfachen. „Es muss möglich sein, über eine Konvention zwischen Land und INPS eine direkte Zahlung vorzusehen, ganz ohne Vorauszahlung durch die Eltern“, so Tschenett. Eine solche Lösung wäre logischer, unbürokratischer, schneller und vor allem sozial ausgeglichener.
Dass dieser Weg möglich sei, zeige – so Tschenett – das Beispiel der Bauern. Deren Rentenbeiträge würden im auf die Einzahlung folgenden Monat rückvergütet. Von dieser Möglichkeit machten rund 4500 Bäuerinnen und Bauern Gebrauch, der finanzielle Aufwand der Region liege dafür bei rund sieben Millionen Euro. Für die Beiträge an rund 1000 Arbeitnehmer würden dagegen 1,7 Millionen Euro ausgegeben. Insgesamt, so schätzt das Forum, würde eine Rundum-Rentenabsicherung jährlich mit rund 12,6 Millionen Euro zu Buche schlagen. Damit könne allerdings die Gefahr der Altersarmut wegen zu geringer Renten für hunderte Neo-Eltern jährlich abgewendet werden.
Die zweite Forderung des Forums Zukunft Kind in diesem Zusammenhang ist, die Förderung der freiwilligen Rentenfortzahlung – für eine Dauer von 24 Monaten – bis zum fünften Lebensjahr des Kindes auszudehnen. Und Maximalziel sei auch eine Arbeitsplatzgarantie für Eltern, die erziehungsbedingt eine Auszeit nehmen wollen. Dann wäre, so die Ansicht des Forums, eine weitgehende Angleichung zwischen privat und öffentlich Angestellten erreicht.
Aufmerksam gemacht hat das Forum Zukunft Kind heute schließlich auch auf die bereits existierende Möglichkeit freiwilliger Rentenaufstockungen (und von deren Rückvergütung durch die Region). Schrauben Eltern kleiner Kinder ihre Arbeitszeit zurück, können sie weiter die vollen Rentenbeiträge einzahlen und bekommen bis zu 3500 Euro im Jahr vergütet. „In diesem Fall fehlt es an der Kommunikation, denn von dieser Möglichkeit wissen nur die Wenigsten“, so Tschenett.
Was ist das Forum Zukunft Kind?
Das Forum Zukunft Kind ist Mitte Oktober 2016 vom ASGB ins Leben gerufen worden und umfasst mehr als ein Dutzend Organisationen, Vereine und Verbände, die sich in Südtirol mit Erziehung, Bildung und Familie befassen. Ziel ist, ohne Vorgaben, Scheuklappen und Einschränkungen darüber nachzudenken, wie Bildungs-, Erziehungs- und Familienarbeit, wie Bildungs- und Familienpolitik gestaltet werden müsste, um den Familien in Südtirol bestmögliche Chancen zu bieten und ihnen gesellschaftlich zu jener Bedeutung zu verhelfen, die sie tatsächlich haben.