Internationaler Tag der Frau am 8. März

“Frauen, greift nach den Sternen!”

Sonntag, 08. März 2020 | 08:10 Uhr

Bozen – Der 8. März ist der Internationale Tag der Frau. 2020 wird er zum 100-sten Mal an diesem Tag begangen. “Dies ist kein Grund zum Feiern, sondern ein Grund zum Nachdenken”, betonte die Präsidenten des Beirates für Chancengleichheit, Ulrike Oberhammer. Nach 100 Jahren sei einiges der ursprünglichen Forderungen bereits alltäglich – sie haben seit 1946 das Wahlrecht, können sich seit 1970 scheiden lassen, bis 1981 wurden Ehrenmorde in Italien kaum bzw. sehr gering bestraft. “Die Rechte gab es nicht geschenkt, sondern wurden erstritten und erkämpft. Das wird heute oftmals vergessen. Frauennetzwerke halfen dabei und helfen auch heute noch dabei, Ziele gemeinsam zu erreichen”, erinnerte die stellvertretende Beiratspräsidentin Donatella Califano. Landesrätin Waltraud Deeg lobte den Kampfgeist der Beiratsfrauen und rief dazu auf, das Engagement weiter zu führen: “Es darf der Gesellschaft nicht egal sein, dass Frauen weniger Lohn erhalten, ein höheres Armutsrisiko im Alter haben oder dass beinahe täglich Frauenmorde passieren.” Alle seien gefordert darauf hinzuweisen und daran zu arbeiten, diese Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten zu ändern.

“Es sollte selbstverständlich sein, dass wir nach den Sternen greifen”, hob Landesrätin Deeg in Anspielung auf das Motto der diesjährigen Kampagne des Landesbeirates für Chancengleichheit und deren Netzwerkpartnerorganisationen hervor. Bei gleicher Arbeit erhalten Frauen 17,2 Prozent weniger Lohn, am Ende des Arbeitslebens spiegelt sich dies als ein Minus von 32,8 Prozent bei der Rente wider. “Ist das fair?”, fragten die Vertreterinnen der vernetzten Frauen- und Familienorganisationen. Tanja Rainer vom Jugendring beleuchtete in besonderer Weise die bestehende Lohnschere, Angelika Mitterrutzner (Katholischer Familienverband) hingegen ging auf die ungleiche Verteilung der Hausarbeit ein. Landesbäuerin Antonia Egger rief in Erinnerung, dass Erziehungsarbeit nicht ausschließlich von den Müttern geleistet und Familienarbeit fairer aufgeteilt werden sollte. Helga Mutschlechner (KVW Frauen) thematisierte die drohende Altersarmut durch geringere Rentenzahlungen für Frauen. Irene Vieider (Katholische Frauenbewegung) hingegen rief Gesellschaft, Politik und Institutionen dazu auf Frauenmorde nicht weiter zu tolerieren und Frauen besser im Kampf gegen Gewalt zu unterstützen.

Ihre Forderungen sammelten die Organisationen auf Sternen, die als Paket nun an Landesregierung, Parlament in Rom sowie an die EU-Institutionen in Brüssel weitergegeben werden. “Südtirol will und kann seinen Beitrag dazu leisten, dass die Rahmenbedingungen verbessert werden”, formulierte Beiratspräsidentin Oberhammer ihren Wunsch zum Tag der Frau 2020. In den kommenden Tagen werden engagierte Frauen auf öffentlichen Plätzen zu den Forderungen informieren und mit weiteren Aktionen darauf hinweisen. Zudem widmet sich die aktuelle Ausgabe von “ëres – Fraueninfodonne” diesem Thema und liefert zusätzliche Daten, Fakten und Argumente zu den angesprochenen Lebensbereichen.

Morandini: Dem Schaffen von Frauen Sichtbarkeit geben

Seit mehr als 100 Jahren wird der 8. März als internationaler Frauentag begangen. Er hat seine Wurzeln in der Arbeiterinnenbewegung des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Weltweit wird mittels Initiativen für Gleichberechtigung, höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und gegen Diskriminierung an Frauen aufmerksam gemacht.

Dass die gesteigerte Aufmerksamkeit gegenüber dem Thema der Gleichberechtigung und den Rechten von Frauen an diesem Tag notwendig ist, zeigen aktuelle Daten. Seit 2006 untersucht das Weltwirtschaftsforum die globale Entwicklung der Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen, der Weg dorthin scheint noch lang zu sein. Es wird fast hundert Jahre (99.5 Jahre) für die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern brauchen, für die gleichberechtigte ökonomische Teilhabe 257 Jahre. Italien ist in einem Jahr vom 76. auf den 153. Platz gerutscht.

Aus diesem Grunde sollte der 8. März genutzt werden, um auf wesentliche Aspekte der Gleichberechtigung aufmerksam zu machen.

Gleichstellungsrätin Michela Morandini legt auch in diesem Jahr ihren Fokus auf einen Aspekt, der wesentlich zur Gleichstellung der Geschlechter beiträgt. Auf die Notwendigkeit des heurigen Themas wurde sie durch ihre Arbeit in Schulklassen und Universitäten aufmerksam: Schülerinnen und Studentinnen fehlen weitgehend weibliche Vorbilder, vor allem aus oder in Südtirol.

Aus diesem Grund widmet die Gleichstellungsrätin die Woche des 8. März weiblichen Südtiroler Vorbildern in der Arbeitswelt. Unter dem Hashtag #rolemodelsatwork werden jeden Tag Frauen aus Südtirol oder die in Südtirol tätig sind, porträtiert, die durch ihr Schaffen in unterschiedlichen Bereichen ein Vorbild sind. „Die Wahl wurde schließlich zufällig getroffen, denn Südtirol hat viele Frauen, die durch ihr berufliches Schaffen ein Vorbild für junge Frauen sind“, so die Gleichstellungsrätin. „Vorbilder sind wichtig, dienen als Motivatorinnen, als Antreiberinnen, als Ratgeberinnen“. Morandini macht den Anfang, Jede oder Jeder, der möchte, kann auf der Facebookseite der Gleichstellungsrätin (www.facebook.com/ Gleichstellungsrätin-Südtirol- Consigliera-di-parità-Alto- Adige-) eine Frau posten, die durch ihr berufliches Schaffen ein „Modell“ ist.

Von: mk

Bezirk: Bozen