Welttag des Glücks am 20. März

Geld allein bringt kein Glück

Montag, 20. März 2023 | 07:55 Uhr

Bozen – Viele Menschen suchen nach dem Glück und glauben, es im großen Geld zu finden. Der Verein HANDS begleitet südtirolweit jährlich 1.500 Menschen mit Alkohol-, Medikamenten- und Glücksspielproblemen. Dabei nehme das Glücksspiel eine immer größere Rolle ein, sagen die Psychologen und Psychotherapeuten von HANDS Stefania Sepp und Paolo Belletati.

Allein im vergangenen Jahr 2022 haben sie 120 Menschen mit Glücksspielproblemen und 20 Angehörige begleitet. Viele Glücksspieler berichten in der Beratungsstelle, dass sie sich bei ihrem ersten großen und unerwarteten Gewinn emotional so überwältigt und glücklich gefühlt hätten wie nie zuvor in ihrem Leben. Diesem Glücksmoment jagen sie weiter hartnäckig nach. Das habe auch damit zu tun, weil die Werbung verspreche, dass Spiel mit Geld Spaß mache und Gewinnen einfach sei, sagen Stefania Sepp und Paolo Belletati. Spieltools stehen jederzeit und überall zur Verfügung, auch online. „Zudem wird uns Menschen verklickert, dass schließlich alles nur ein Spiel ist“, erklären die Mitarbeiter von HANDS. “Dass Menschen dabei süchtig werden oder alles verlieren können, heißt es in der Werbung nicht oder nur ganz am Rande.”

Glück taucht plötzlich auf und kann ebenso schnell wieder verschwinden, ist flüchtig und vorübergehend. Anlässlich des Internationalen Tages des Glücks erörtern die Psychologen und Psychotherapeuten von HANDS Stefania Sepp und Paolo Belletati den Zusammenhang zwischen dem Konzept des Glücks und dem Konzept des Geldes. Glücksspielbetreiber verkauften die Illusion des Glücks zu einem hohen Preis. „Sie gaukeln uns vor, mit wenig Einsatz viel gewinnen zu können und halten die Illusion aufrecht, dank Geld sorglos und glücklich zu sein.“ In Krisenzeiten und bei Schwierigkeiten würden sich viele Menschen an die Illusion des Gewinnens klammern, an das lebensverändernde und glückbringende große Geld. “Selbst dann, wenn Menschen erkennen, dass dieser Gewinn nie eintreten wird, hecheln sie dieser Illusion hinterher, meinen, dass sie wenigstens das verlorene Geld durch Weiterspielen zurückbekommen oder zumindest einen Teil davon. Sie hoffen, genug zu gewinnen, um zumindest die Rechnungen zu bezahlen, oder wenigstens so viel, um wieder Geld zum Spielen zu haben und um beim Spiel nicht weiter über vorhandene Probleme nachdenken zu müssen.” Das sei der Mechanismus, der von der Illusion des Reichtums in die Sucht führe, sagen die Psychotherapeuten von HANDS. “Diese Spirale dreht sich nach unten und wird im gesellschaftlichen Denken dadurch angeheizt, dass Beharrlichkeit und Ausdauer auf dem Weg zum Glück wichtige Eigenschaften sind.”

Das Streben nach dieser Glücksillusion führt bei Menschen, die Spielern nahestehen, zu Frust und Leid: Partner , Kinder, Eltern und Freunde melden sich oft verzweifelt in der Beratungsstelle. „Wir versuchen, mit den betroffenen Menschen diesen Teufelskreis zu durchbrechen und die Realität gemeinsam so zu betrachten, wie sie wirklich ist – auch wenn sie Angst macht.“ Es gelte, neue Umgangsform mit Problemen zu lernen und letztlich einen neuen Weg zu finden, um glücklich zu sein, sagen Stefania Sepp und Paolo Belletati. Der französische Schriftsteller Maurice Barrès (1862–1923) definierte den Glücksbegriff einst so: “Das Glück ist im Grunde nichts anderes als der mutige Wille, zu leben, indem man die Bedingungen des Lebens annimmt.” Dieser Herausforderung stellen sich die Mitarbeitenden bei der Beratungsstelle HANDS täglich.

 

Der Verein HANDS wurde vor 41 Jahren im Jahr 1982 gegründet. Der Hauptsitz von HANDS befindet sich in der Duca d’Aosta-Allee 100 in Bozen und ist unter Tel. +39 0471 270 924 oder unter der Grünen Nummer 800720762 und per Mail an info@hands-bz.it zu erreichen.

Von: luk

Bezirk: Bozen