Fragebogen und erste Ergebnisse

Mikroplastik im Wasser: Projekt rückt Brillenlinsenindustrie in den Fokus

Donnerstag, 24. Juli 2025 | 16:13 Uhr

Von: mk

Bozen – Mit einem gezielten Fragebogen an Brillenlinsenproduzenten und Optiker sowie ersten Labortests zur Wiederverwertung von Kunststoffabfällen der Brillenlinsenindustrie verfolgt das Interreg-Projekt MICRO-ALPS konkrete Schritte zur Reduktion von Mikroplastik aus industriellen Prozessen in alpinen Gewässern. Bei einem Partnertreffen Anfang Juli in Bozen wurden aktuelle Fortschritte präsentiert.

Das Projekt „MICRO-ALPS – Reduktion von Mikroplastik aus industriellen Aktivitäten in alpinen Gewässern“ wird im Rahmen des Interreg VI-A Italia–Österreich 2021–2027 Programms umgesetzt. Beteiligt sind das Kompetenzzentrum Certottica in Longarone (Leadpartner), die Universität Ca’ Foscari Venedig, das Ökoinstitut Südtirol / Alto Adige sowie die Fachhochschule Kärnten (Villach, Österreich).

Fragebogen: Industrie unter der Lupe

Im Zentrum des Partnertreffens Anfang Juli, das vom Ökoinstitut Südtirol organisiert und in der Abfall- und Wasserbehandlungsanlage eco center in Bozen durchgeführt wurde, stand die Vorstellung eines umfassenden Fragebogens. Dieser wurde an Brillenlinsenproduzenten und Optiker im Alpenraum verschickt und läuft noch bis zum 31. Juli online.

„Mit dem Fragebogen möchten wir konkrete Einblicke in die Herstellungsprozesse und die Mikroplastikfreisetzung in der Brillenlinsenproduktion gewinnen“, erklärt Sonja Abrate, Projektleiterin und Geschäftsführerin des Ökoinstituts. „Ziel ist es, Optimierungspotenziale bei der Abfallvermeidung und Wiederverwertung aufzuzeigen.“

Schwerpunkte der Umfrage sind:

  • die durchgeführten Bearbeitungsschritte in der Linsenproduktion,
  • mögliche Mikroplastikfreisetzungen in das Abwasser sowie
  • bestehende oder denkbare Maßnahmen zur Rückgewinnung und Wiederverwertung von Kunststoffabfällen.

Wiederverwertung von Kunststoffabfällen im Fokus

Ein weiteres Kernthema des Projekts ist die Erforschung von Möglichkeiten zur Wiederverwertung von Kunststoffabfällen aus der Brillenlinsenindustrie – insbesondere für den Einsatz im 3D-Druck. Ziel ist es, aus diesen Abfällen neue Materialien für Produkte innerhalb der Brillenindustrie zu entwickeln.

„In dieser ersten Phase haben wir zwei der am häufigsten verwendeten Materialien aus der Linsenproduktion vermahlen und verarbeitet, um reale Industrieabfälle so authentisch wie möglich im Labor nachzubilden“, erläutert Marco Calvi, Group Research & Innovation Manager bei Certottica.

In den kommenden Monaten werden reale Abfälle aus Betrieben der Brillenindustrie gesammelt, untersucht und für weiterführende Tests aufbereitet. Parallel dazu arbeiten die Universität Ca’ Foscari Venedig und die Fachhochschule Kärnten an der Optimierung eines geeigneten 3D-Druck-Materials.

Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung

Das Projekt MICRO-ALPS legt neben Forschung und Entwicklung großen Wert auf Bewusstseinsbildung. Geplant sind Workshops, Living Labs und Informationsveranstaltungen für Schüler:innen, Bürger:innen und Unternehmen, um die Auswirkungen von Mikroplastik auf Umwelt und Gesundheit sichtbar zu machen.

Hintergrund zum Projekt MICRO-ALPS
Das Interreg-Projekt MICRO-ALPS zielt darauf ab, Mikroplastikeinträge im Abwasser aus industriellen Prozessen der Brillenlinsenproduktion zu identifizieren und zu reduzieren, innovative Verwertungskonzepte für Kunststoffabfälle zu entwickeln und die Öffentlichkeit für die Problematik zu sensibilisieren. Die Zusammenarbeit von Forschungseinrichtungen und industriellen Partnern soll dazu beitragen, ökologische Belastungen in den sensiblen alpinen Regionen spürbar zu verringern.

Bezirk: Bozen

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