Von: mk
Bozen – Die jüngsten Aussagen von Landesrat Christian Bianchi zur Verteidigung des faschistischen Siegesdenkmals in Bozen findet die Süd-Tiroler Freiheit empörend. Sie seien ein politischer Skandal und ein Schlag ins Gesicht all jener unserer Vorfahren, die unter der faschistischen Unterdrückung in Südtirol gelitten hätten, erklärt die Bewegung in einer Aussendung.
„Dass ein Landesrat im Jahr 2025 ein solches Schandmal noch immer als ‚nationales Denkmal‘ verteidigt, zeigt, wie tief das Unverständnis für die historische Wahrheit und für die Empfindungen der deutsch- und ladinischsprachigen Bevölkerung sitzt“, betont die Süd-Tiroler Freiheit.
Wenn Landesrat Bianchi behaupte, man könne Geschichte nicht „auslöschen“, verdrehe er die Tatsachen, ist die Bewegung überzeugt. „Niemand will die Geschichte auslöschen. Aber das Denkmal selbst ist ein Versuch, die Geschichte Südtirols zu verfälschen – indem es den Sieg des Faschismus über die Südtiroler Bevölkerung in Stein meißelt. Das Denkmal ist kein Ort des Lernens, sondern ein Relikt der Demütigung“, schreibt Werner Thaler, Leitungsmitglied der Süd-Tiroler Freiheit.
Ebenso absurd sei Bianchis Behauptung, das Denkmal sei heute dank der Musealisierung ein „Symbol der Reflexion und des Bewusstseins“. „In Wahrheit ist es weiterhin ein Symbol der Spaltung. Es steht nicht für Aufarbeitung, sondern für das Festhalten an einem kolonialistischen Machtanspruch. Die Musealisierung mag den Text erklären, aber sie nimmt dem Bauwerk nicht seine ideologische Botschaft und den verletzenden Charakter“, so Thaler weiter.
Besonders scharf zurückzuweisen sei Bianchis Unterstellung, es handle sich bei den Abrissforderungen um „Provokationen der deutschen Rechten“. „Hier versucht ein Landesrat, berechtigte Forderungen nach Respekt und Gerechtigkeit zu delegitimieren, indem er sie als extremistisch abstempelt. In Wirklichkeit sind es breite Teile der Bevölkerung, die dieses Denkmal seit Jahrzehnten als Schandmal empfinden. Die wahren Extremisten sind jene, die 100 Jahre nach Mussolini ein faschistisches Machtsymbol immer noch verteidigen!“, so die Süd-Tiroler Freiheit.
Wenn Bianchi davon spreche, dass heute angeblich die italienische Volksgruppe in Südtirol diskriminiert werde, sei das blanker Hohn. „Das Siegesdenkmal ist kein Symbol gegen Diskriminierung, sondern eines für Unterdrückung. Es erinnert tagtäglich daran, dass Südtirols deutsch- und ladinischsprachige Bevölkerung gegen ihren Willen einem Staat unterworfen und ihre Kultur gewaltsam bekämpft wurde. Dass ein amtierender Landesrat dies relativiert und das Denkmal in Schutz nimmt, ist politisch untragbar“, argumentiert Thaler.
Landesrat Bianchi habe mit seinen Aussagen offen gezeigt, dass er nicht gewillt sei, die historische Verantwortung ernst zu nehmen und die Gefühle der Südtiroler Bevölkerung zu respektieren. „Wer als Mitglied der Landesregierung ein faschistisches Monument verteidigt, stellt sich gegen die Prinzipien der Demokratie und gegen die notwendige Aufarbeitung der Diktatur“, erklärt Thaler.
Die Süd-Tiroler Freiheit fordert daher die Landesregierung zu einer Klarstellung auf, dass derartige Relativierungen der faschistischen Vergangenheit keinen Platz in der Politik dieses Landes hätten.
Hintergrund
Das Siegesdenkmal wurde 1928 auf Befehl Mussolinis errichtet, nicht als neutrales Kriegsdenkmal, sondern als Machtsymbol eines totalitären Regimes. Es wurde bewusst an der Stelle errichtet, an der zuvor das Kaiserjägerdenkmal erbaut worden ist, um die Erinnerung der Südtiroler auszulöschen und stattdessen die faschistische Herrschaft zu demonstrieren. Die lateinische Inschrift verkündet den Anspruch, Südtirol durch italienische Sprache, Gesetze und Kultur zu „zivilisieren“ – ein offener Affront gegen die deutsch- und ladinischsprachige Bevölkerung, deren Sprache, Kultur und Rechte zur Zeit des Faschismus systematisch unterdrückt wurden.
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