LH Kompatscher unterzeichnet in Rom Abkommen mit Post

Post: Umweg über Verona ist Geschichte

Mittwoch, 05. April 2017 | 11:58 Uhr

Bozen – Von einem autonomiepolitischen Erfolg und einer Qualitätsgarantie spricht Landeshauptmann Kompatscher nach der Unterzeichnung des Abkommens mit der Post.

Die Schaffung eines neuen Verteilungszentrum in Bozen, die Beibehaltung aller Postämter und samt Personal, die Postverteilung an sechs Wochentagen und neue Dienstleistungen: Das können sich die Südtiroler von der Vereinbarung mit der italienischen Post erwarten, die Landeshauptmann Arno Kompatscher heute in Rom unterzeichnet hat.

Als autonomiepolitischen Erfolg wertet Landeshauptmann Arno Kompatscher das Abkommen, das heute (5. April) im Landesaußenamt in Rom unterzeichnet worden ist: „Wir ernten heute die Früchte jahrelanger Arbeit und ich rechne damit, dass jeder Südtiroler und jede Südtirolerin persönlich aus dem heute unterzeichneten Vertrag Nutzen ziehen wird.“

Das Abkommen zwischen Land Südtirol und dem größten italienischen Dienstleister, der Gesellschaft Posteitaliane, wurde von Südtirols Landeshauptmann und Post-Geschäftsführer Francesco Caio unterzeichnet. “Wir setzen heute unsere Unterschrift unter das Ergebnis langwieriger Verhandlungen, die stets konstruktiv und von einer guten Zusammenarbeit gekennzeichnet waren“, kommentierte der Landeshauptmann die heutige Unterzeichnung. „Das Mailänder Abkommen von Ende 2009, das unter anderem Südtirols Beteiligung an der Abdeckung der Staatsschulden regelt, haben wir zur Finanzierung staatlicher Dienste in Südtirol genutzt und damit auch für deren Verbesserung“, so der Landeshauptmann

Für Post-Chef Caio reiht sich die Vereinbarung mit dem Land Südtirol in den von Posteitaliane eingeschlagenen Weg des Austausches mit den Regionen, Ländern und Gemeinden. “Unser Ziel ist es, den veränderten Bedürfnissen unserer Kunden bestmöglich gerecht zu werden und die Umstellung hin zu einer digitalen Wirtschaft und zu einer verstärkten Wettbewerbsfähigkeit zu begleiten”, sagte Caio. Solche Abkommen, so der Postchef, stärken den umfassenden und kapillaren Postdienst einerseits und kämen der Nachhaltigkeit des Unternehmens zugute, das sowohl eine soziale Rolle zu erfüllen habe, sich aber auch am Markt behaupten müsse.

Aber was sind die Inhalte des Abkommens zwischen Land und Post? Das Land stellt auf der Grundlage des Mailänder Abkommens zur Entlastung des Staatshaushaltes und für die Übernahme des postalischen Universaldienstes 3,2 Millionen Euro zur Verfügung. Hinzu kommen weitere 6,8 Millionen Euro, mit denen zusätzliche Maßnahmen finanziert werden, darunter die Wiederinbetriebnahme eines selbständigen Verteilungszentrums in der Landeshauptstadt und die Modernisierung der Dienstleistungen.

lpa

Als wichtigstes Ergebnis wertet Landeshauptmann Kompatscher die Garantie und Zukunftsperspektiven, die das dreijährige Abkommen Südtirols 129 Postämtern mit 370 Beschäftigten und 503 Postboten bietet: „Keines der derzeit landesweit rund 130 Postämter wird geschlossen. Zur Verbesserung des Postdienstes wird wesentlich auch das selbständige Verteilungszentrum beitragen, das in Bozen wiedererrichtet wird und wo voraussichtlich auch neue Stellen entstehen werden. Sicher ist, dass Südtirol einen zusätzlichen Postdirektor oder eine Postdirektorin für den Bereich der Postzustellung erhält. Was die Postzustellung angeht, so wird diese – zumindest was die Versandprodukte angeht – an sechs von sieben Tagen vorgenommen.“

Zudem sollen die Postboten mit moderner Technologie ausgestattet werden, um die Zustellung und Nachverfolgbarkeit von Postsendungen zu verbessern. Vorgesehen ist auch die Einrichtung zweier Paketverteilerzentren in Bozen und Meran. „Schließlich ist es auch unser Bestreben, Schritt für Schritt die Einhaltung von Zweisprachigkeitspflicht und Proporz zu erreichen“, ergänzt Landeshauptmann Kompatscher.

Damit dieses neue Organisationsmodell möglichst gut funktionieren kann, soll eine sechsköpfige Kommission, in der Post und Land vertreten sind, die Umsetzung begleiten. Die Kommission soll 30 Tagen nach der Unterzeichnung der Vereinbarung ernannt werden und sich mehrmals jährlich treffen, um die Umsetzung des Abkommens zu überwachen und auch neue Initiativen und Verbesserungen anzuregen. “Denn”, ist Landeshauptmann Arno Kompatscher überzeugt, “ein gut funktionierendes Postwesen ist ein wichtiger Standortfaktor für den ländlichen Raum.”

Schiefer: “Endlich gute Aussichten”

SVP-Abgeordneter Oswald Schiefer bezeichnet das frisch unterzeichnete Postabkommen als großen Gewinn für Südtirol und sagt: „Landeshauptmann Arno Kompatscher und unsere Parlamentarier in Rom haben hier großartige Arbeit geleistet“.

Schiefer weiß, wovon er spricht. Seit einiger Zeit engagiert sich der Unterlandler Landtagsabgeordnete für eine Verbesserung der Postdienste in Südtirol. „Diese ließen in den vergangenen Jahren sehr zu wünschen übrig“, sagt Oswald Schiefer. Er erinnert an die Schließung der Postämter, an die Reduzierung der Öffnungszeiten, an die ständige Verzögerung bei der Zustellung von Briefen und Paketen und an den akuten Personalmangel, der bisher unlösbar schien. Zahlreiche Reklamationen, unerwartete Hiobsbotschaften und unklare Informationen häuften sich. Auch im Südtiroler Landtag standen die Post und ihre Zukunft immer wieder zur Debatte.

„Wir mussten – vor allem mit der Schließung einiger Postämter – zwar Federn lassen, doch jetzt dürften wieder Qualität und Verlässlichkeit Einzug halten.“ Schiefer ist sich sicher, dass die Südtirolerinnen und Südtiroler das schon sehr bald spüren werden. „Das Paket, das unser Landeshauptmann aus Rom mitbringt, ist nicht nur aus autonomiepolitischer Sicht sehr wertvoll, es enthält gar einige interessante Elemente“, unterstreicht Schiefer. Südtirol bekommt ein neues Verteilerzentrum, es wird kein weiteres Postamt geschlossen, Öffnungszeiten werden nicht reduziert, keine Postangestellten werden entlassen, die Postverteilung wird künftig an sechs Wochentagen erfolgen und die Briefträger/innen können mit Hilfe moderner Technologien zusätzliche Kundendienste durchführen.

Erfreut zeigt sich Schiefer auch darüber, dass die Einsetzung einer Kommission geplant ist, welche Post und Land vertreten wird. Die Mitglieder der Kommission werden die Umsetzung des Abkommens überwachen und neue, für Südtirol interessante Initiativen vorantreiben. „Vielleicht schaffen wir es dann sogar, bereits geschlossene Postämter wieder zu eröffnen“, bemerkt Schiefer zuversichtlich. Die Basis dafür sei jetzt geschaffen.

BISHER

Der Postdienst stand in den vergangenen Jahren in Südtirol immer wieder massiv in der Kritik. Sporadische Zustellungen, Post die zu spät ankam oder manchmal auch gar nicht. Immer wieder wurden Forderungen laut, dass das Land aktiv werden solle.

Heute nun wird Südtirols Autonomie in diesem Bereich ausgebaut, schreibt das Tagblatt Dolomiten. Zehn Mio. Euro investiert das Land in einen Zusatzvertrag, der dafür sorgen soll, dass alle Postämter erhalten bleiben und die Zeitung weiterhin sechs Mal pro Woche ausgeliefert wird. Wie es derzeit aussieht, dürfte auch die normale Post weiterhin an fünf Tagen pro Woche zugestellt werden.

„Wir nutzen die Spielräume unserer Autonomie aus und stellen gute Rahmenbedingungen für Bürger und Unternehmen her“, sagte Landeshauptmann Arno Kompatscher Anfang Februar. Damals schien das Abkommen mit der Post bereits unterschriftsreif. Im letzten Moment fehlte aber ein Gutachten, und alles verschob sich. Seither schien Gras über die Sache gewachsen zu sein.

Ist es aber nicht. „Dolomiten“-Informationen zufolge wird die Zusatzvereinbarung mit der Post heute Vormittag vom Landeshauptmann sowie vom Geschäftsführer der Post, Francesco Caio, besiegelt. Sie ist auf 3 Jahre ausgerichtet und kostet dem Land 10 Mio. Euro. 3,2 Millionen laufen über das sog. Mailänder Abkommen und sind ein Null-Summen-Spiel, weil das Geld sonst sowieso an den Staat ginge. 6,8 Millionen stammen aus dem Landeshaushalt.

Wichtig: Mit dem Abkommen wird garantiert, dass in Südtirol keine weiteren Postämter geschlossen werden. Dies gilt auch für Teilschließungen am Vormittag oder Nachmittag, sodass alle 129 Postämter mit ihren 370 Angestellten und 503 Briefträgern aufrecht bleiben.

Laut Abkommen sind Verlagsprodukte an sechs von sieben Tagen pro Woche zuzustellen. Damit kommen Tageszeitungen weiterhin täglich bei ihren Abonnenten an.

Bei der normalen Post scheinen die Pläne, wonach die Zustellung in Gemeinden unter 5.000 Einwohnern staatsweit nur mehr drei Mal pro Woche erfolgen soll, vom Tisch zu sein.

Festgelegt ist zudem, dass die Post aus Südtirol keinen Umweg mehr über Verona nimmt. Dazu wird in Südtirol wieder das Verteilerzentrum in der Bozner Reschenstraße in Betrieb genommen wird. Verbessert wird auch die Zustellung von Paketen. In Bozen und Meran sollen Verteilerzentren entstehen.

Lediglich in Südtirol wird es künftig zwei Postdirektoren geben: Einen für die Postämter und Bankdienste; den zweiten für die Postverteilung. Ebenfalls nur in Südtirol können Briefträger künftig auch Sendungen wie eingeschriebene Briefe entgegennehmen. Dazu sollen sie mit POS-Geräten ausgestattet werden.

Der Vertrag mit der Post ist auf drei Jahre ausgerichtet und kündbar. Als Kunde kauft das Land bei der Post eine Dienstleistung ein. Wie bei allen Verträgen kommt es nun darauf an, dass diese Dienstleistungen auch erbracht werden. Darauf wird das Land in einer Kommission pochen, die zu gleichen Teilen mit Vertretern von Post und Land besetzt ist, berichtet das Tagblatt Dolomiten.

Von: luk

Bezirk: Bozen