Von: apa
Im Zusammenhang mit der Signa-Pleite hat es am Mittwoch Hausdurchsuchungen an mehreren Standorten gegeben. Insolvenzverwalterin Andrea Fruhstorfer bestätigte in einer Aussendung “im Zuge eines europäischen Ermittlungsverfahrens Hausdurchsuchungen in mehreren Objekten der insolventen Signa-Gruppe – darunter auch in den Räumlichkeiten der Signa Development Selection AG in Wien sowie an Adressen in Innsbruck”.
Auslöser seien Rechtshilfeersuchen sowie europäische Ermittlungsanordnungen von der Staatsanwaltschaft München I und von der italienischen Procura della Repubblica di Trento – Direzione Distrettuale Antimafia (DDA) gewesen. Gegenstand der Ermittlungen seien “unter anderem strafrechtliche Vorwürfe gegen René Benko und weitere Beschuldigte”. Bewilligt wurden die Hausdurchsuchungen vom Landesgericht für Strafsachen Wien auf Antrag der WKStA, durchgeführt von der SOKO Signa des Bundeskriminalamts.
Laut “profil” fanden Hausdurchsuchungen im Palais Ferstl in der Wiener Herrengasse statt und zur selben Zeit auch in weiteren Signa-Büros in Wien, Innsbruck, in einem Signa-Lager in Korneuburg, in dem die Aktenberge rund um die nahezu unzähligen Signa-Projekte der vergangenen Jahre aufbewahrt werden. Eine Hausdurchsuchung fand auch im Büro der Laura Privatstiftung in Innsbruck statt sowie in René Benkos Zuhause. Es seien Lagerräume und Tiefgaragen, Dachböden und Kellerabteile durchsucht worden.
Andere Tatkomplexe als bei bisherigen Hausdurchsuchungen
Die Staatsanwaltschaft München I ließ auf APA-Anfrage wissen: “Die Hausdurchsuchungen finden auf Basis eines entsprechenden Rechtshilfeersuchens auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft München I statt und beziehen sich auf andere Tatkomplexe und Firmen als diejenigen, welche bislang von den in Österreich durchgeführten Durchsuchungen betroffen waren”. Im “Standard” heißt es dazu, “die deutsche Justiz suchte Unterlagen zu zwölf verschiedenen Gesellschaften rund um Münchner Immobilienprojekte, darunter eines am Bahnhofplatz (“Projekt Franz”) und die Alte Akademie. Zudem forschten die Behörden nach Dokumenten und Verträgen, aus denen man Finanzierungen, Vermögensverschiebungen und Ähnliches ableiten könnte.” Gesucht werde nach Unterlagen in der Zeit zwischen Jänner 2017 und heute, schreibt die Zeitung unter Berufung auf die Ermittlungsanordnung aus Deutschland.
Inhaltlich gehe es um rund 113 Mio. Euro aus Saudi-Arabien, die am 17. März 2022 geflossen sein sollen. Die Zweckbindung für das “Projekt Franz” hätten die Beschuldigten “nur zum Schein” akzeptiert, das Geld sei noch am selben Tag an die Signa Prime überwiesen worden, schreibt die Zeitung. Laut “profil” flossen 2022 bei diesem Deal 187 Mio. Euro vom saudi-arabischen Staatsfonds PIF, von denen 180 Mio. noch am selben Tag Signa-intern “weitergereicht” worden seien. Damit hätten die Signa-Manager gegen die Zweckbindung von mindestens 113 Mio. Euro sowie gegen die vertraglich geregelte Bildung einer Liquiditätsreserve von sechs Millionen Euro verstoßen, vermuteten die Ermittler.
Benko derzeit in U-Haft
Benko sitzt derzeit in Wien in Untersuchungshaft. Diese ist erst am Dienstag um zwei Monate verlängert worden. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) sieht bei ihm Verdunkelungs- und Tatbegehungsgefahr. Insbesondere wird ihm vorgeworfen, eine Rechnung gefälscht und versucht zu haben, Vermögen zu verheimlichen und dem Zugriff von Behörden, Masseverwaltern und Gläubigern zu entziehen.
Aktuell sind 2 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen