Keine Anforderung der Architektur war für das Bozner Unternehmen zu knifflig

Stahlbau Pichler verhilft dem Tower Riem in München zu neuem Glanz

Donnerstag, 19. Januar 2017 | 10:47 Uhr

Bozen/München – Seit Montag, 16. Januar läuft in München die BAU 2017 – Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme. Für die Stahlbau PICHLER GmbH aus Bozen steht die große Neuigkeit allerdings nicht auf der Messe, sondern davor. Mit Ende 2016 hat die Brainlab AG ihr Hauptquartier von Feldkirchen in einen Neubau auf dem ehemaligen Flughafen München-Riem verlegt – direkt an der neuen Messe München.

Als Teil des neuen Gebäudes überragt der historische Tower des ehemaligen Weltstadtflughafens, in nahezu unveränderter Gestalt, den, trotz Breite und Wucht, luftig leicht erscheinenden Neubau. Die gläserne Außenhaut und die transparente Eingangshalle stammen vom Reißbrett des Aachener Teams kadawittfeldarchitektur. Hingestellt, oder besser hingezaubert, hat sie Stahlbau Pichler. Schwerer Stahl, in dünner Luft schwebend – dass das machbar ist, beweist das Bozner Unternehmen gerade auch mit der neuen Berg- und Talstation der Seilbahn Zugspitze. Beim Brainlab-Headquarter war, neben höchster Qualität und Präzision in der Fertigung, Geschwindigkeit Trumpf – ein großer Teil der Fassade wurde durch Stahlbau Pichler „just in time“ produziert.

Am 2. Messetag, Dienstag, den 17. Januar lud Stahlbau Pichler zu einer exklusiven Besichtigung und Führung des Neubaus – über 60 Architekten aus Italien, Deutschland, Österreich, Schweiz und Südtirol nutzen die Gelegenheit und haben den Messebesuch mit diesem exklusiven Event verbunden.

Brainlab

Brainlab, Global Player in Sachen softwaregestützte Medizintechnologie, hat sich für sein neues Zuhause ein symbolträchtiges Setting ausgesucht: Der denkmalgeschützte Tower des Flughafens, der schon bei dessen Einweihung 1974 ein Zeichen für Weltoffenheit und Weitsicht gesetzt hatte, spielt hier nicht die Rolle eines Museumsstücks aus vergangenen Wirtschaftswunderjahren. Aus 35 Metern Höhe darf er jetzt gleichsam wieder Signale in die Zukunft senden – flankiert von zwei „Flügeln“ aus Glas und Stahl. Ein Halbrund verbindet die langgestreckten Flügel – einer rechteckig, einer konisch sich verjüngend – miteinander, aus dessen „Höhlung“ sich der Tower erhebt. Dem neuen Nutzer verdankt der denkmalgeschützte Flughafenturm auch seinen neuen Namen – Brainlab Tower.

Fassadenbau

Die großflächig transparente Fassade bildet eine zweite Haut um den Gebäudekern, der auf rund 24.500 m² die Büros, einen Forschungs- und Entwicklungsbereich sowie eine Produktionsstätte von Brainlab enthält. Wie ein transparenter Schild umschließt der Neubau den historischen Tower, der als Ausstellungs- und Eventfläche für Brainlab dient. Die bautechnische Herausforderung des Projekts bestand, Stahlbau Pichler zufolge, im Übergang zwischen den unterschiedlichen Konstruktionen der Fassaden und ihrer Bauweisen. „Die gläserne Elementfassade schließt an Aluminium-Pfosten-Riegel- Fassaden oder Stahl-Pfosten-Riegel-Fassaden mit einem Stahlaufsatzsystem an, in ein- oder zweischaliger Bauweise.“ erklärt Daniele Maio, Geschäftsführer der Stahlbau Pichler GmbH. Das angestrebte Ziel, eine Optik von Nahtlosigkeit, wurde damit sichtlich erreicht. Dabei mussten Anforderungen an Wärme- und Schallschutz berücksichtigt werden, die je nach Funktion des Gebäudeteils unterschiedlich streng waren. Vor allem die Vorgaben an die Luftschalldämmwerte reichten dabei bis zu R’w R≥43dB.

Zu liefern war eine sich krümmende Screenfassade, ausgeführt als Doppelfassade, aus gebogenen Verbundsicherheitsgläsern in einer Größe 2500 mm x 4000 mm, mit horizontaler LED-Beleuchtung. Dank ihrer hauseigenen Möglichkeiten der Vorfertigung konnten die Bozener 6050 m² Fläche des verwendeten und objektspezifisch angepasstem Schüco-Elementfassadensystems USC 65 mit 45-Grad-Eckstoßverbindung in dieser Rekordzeit hochziehen: „Aufgrund der Elementbauweise konnten wir auf unserer Fertigungsstraße rund 75m² Fassadenfläche pro Tag produzieren.“ beschreibt Hannes Market, Technischer Leiter bei Stahlbau Pichler, den Produktionsprozess. “Dabei half uns unsere für Sonderkonstruktionen eingerichtete 4-Kopf-Eckverbinderpresse, mit der wir die Rahmenkonstruktion für die Elemente zusammenfügten.“ so Market weiter. „Auf der Baustelle können so die vorgefertigten Elemente am Baukörper verankert und an den Strom angeschlossen werden.“

Stahlbau Pichler fertigte die Bauteile inklusive Verglasung, Paneele und Verblechungen. Die Ausstattung mit Kabelleerrohren samt Verkabelung für den außenliegenden Sonnenschutz, in Form automatisch betriebener Raffstores, erfolgte direkt im Haus.

Keine Anforderung der Architektur war für das Bozner Unternehmen zu knifflig, selbst Sonderteile für die Eckbereiche entstanden – außerhalb der Fertigungslinie – an Ort und Stelle. Aufgrund der knappen Terminsituation wurde „just in time“ gefertigt: „Die Fertigungslose wurden exakt den Montagelosen angepasst. So konnten wir die Ausführungsqualität der Vorhangfassade besser überwachen und termingerecht liefern. Jeden Tag erreichte ein Lkw mit Elementen die Baustelle.“

 

Von: luk

Bezirk: Bozen