Von: luk
Bozen – 68 Prozent der Südtiroler arbeiten im Team, 50 Prozent in arbeitspsychologisch besonders vorteilhafter selbstbestimmter Teamarbeit: Dies geht aus der vom AFI | Arbeitsförderungsinstitut nach europäischem Standard geführten Erhebung der Arbeitsbedingungen EWCS (European Working Conditions Survey) hervor. „Selbstbestimmte Teamarbeit hat positive Auswirkungen auf die Motivation der Mitarbeiter und verbessert das gute Miteinander von Chef und Belegschaft“, sagt AFI-Präsident Dieter Mayr.
Teamarbeit ist in der Arbeitswelt schon lange kein Fremdwort mehr. Aber Teamarbeit ist nicht gleich Teamarbeit. Wenn Teams nur Anweisungen von außen umsetzen müssen, verpuffen wichtige Faktoren wie Motivation und eigenständiges Mitdenken. „Das Zauberwort ist daher Selbstverantwortung. Je mehr Selbstverantwortung ein Team hat, desto mehr wird es zusammenhalten und seine Aufgaben gemeinsam anpacken“, erklärt AFI-Forscher und Arbeitspsychologe Tobias Hölbling. Diese selbstbestimmte Teamarbeit ist dann möglich, wenn das Team einerseits Verantwortung für sein Handeln hat und gleichzeitig der Arbeitsablauf (Aufgabenverteilung, Zeitplan, Wahl des Gruppenleiters) nicht von außen vorgegeben, sondern selbst festgelegt werden. Sind die genannten Faktoren ganz oder größtenteils von außen vorgegeben, spricht man von eingeschränkter Teamarbeit.
Die vielen Vorzüge der selbstbestimmten Teamarbeit
Die EWCS-Umfrage untermauert mit wissenschaftlichen Daten die Vorteile des selbstbestimmten Teamworks. So wird die soziale Managementqualität (welche die menschliche Seite des unmittelbaren Vorgesetzten misst) in selbstbestimmten Teams auf einer Skala von 0 bis 100 mit 75 Punkten bewertet, während sie bei Arbeitnehmern in eingeschränkter Teamarbeit mit 71 und bei Einzelarbeitern mit 68 Punkten angegeben wird. Mit anderen Worten: Selbstbestimmte Arbeitsgruppen bringen mehr als eingeschränkte Teams oder Einzelkämpfer.
Die Situation in Südtirol
Wie eingangs erwähnt, gehört die Hälfte der Südtiroler (50 Prozent) der Kategorie „Selbstbestimmte Arbeitnehmer“ an, übertroffen nur von der Schweiz (52 Prozent). Etwa jeder Fünfte der verbleibenden Arbeitnehmer (18 Prozent) arbeitet zwar ebenfalls in einem Team, dem aber Aufgaben, Zeitplan und/oder auch der Gruppenleiter von außen vorgegeben werden.
In der Vergleichsgruppe (D-A-CH-I) und bei Betrachtung des EU-Durchschnitts sind die Südtiroler Werte zur Teamarbeit im oberen Bereich anzusiedeln. Hinzu kommt, dass Südtirol mit 32 Prozent an „Einzelkämpfern“ den geringsten Wert in der Vergleichsgruppe hat. Für Italien ist das Verhältnis umgekehrt: Mehr als die Hälfte der italienischen Arbeitnehmer (53 Prozent) gibt an, nie gemeinsam mit anderen an der Erledigung einer Aufgabe zusammenzuwirken, und nur 29 Prozent können selbstbestimmte Gruppenarbeiten ausführen.
Südtirols Teamworker im Fokus
Doch zurück zu Südtirol: Wie sieht es dort mit der Teamarbeit nach Berufsgruppen aus? Führungskräfte bzw. leitende Angestellte sind am häufigsten mit anderen Arbeitnehmern vernetzt und haben gleichzeitig komplexe Arbeitsaufgaben, was sich in der Auswertung widerspiegelt (60 Prozent selbstbestimmte Teamarbeit, 31 Prozent eingeschränkte Teamarbeit). Darauf folgen jene Berufsgruppen, für die eine akademische Ausbildung erforderlich ist (79 Prozent selbstbestimmte Teamarbeit, 5 Prozent eingeschränkte Teamarbeit). Demgegenüber stehen laut EWCS-Studie handwerkliche und verwandte Berufe (39 Prozent selbstbestimmte Teamarbeit, 16 Prozent eingeschränkte Teamarbeit), die Bediener von Anlagen und Maschinen sowie Arbeitnehmer in Montageberufen (49 Prozent, 18 Prozent) und Hilfsarbeitskräfte (30 Prozent, 16 Prozent). Zusammengefasst lässt sich sagen: Je komplexer die zu lösenden Arbeitsaufgaben, desto vernetzter müssen Arbeitnehmer sein.