Von: mk
Bozen – „Wir freuen uns, dass die Landesregierung das Thema Nachhaltigkeit aufgegriffen hat, wünschen ihr aber gleichzeitig mehr Mut bei der Definition von konkreten Maßnahmen. Die weitere Autonomie unseres Landes verpflichtet uns auch zu einer größeren Verantwortung“: so der Präsident des Unternehmerverbandes Südtirol, Heiner Oberrauch, nach der Vorstellung des Strategiepapiers “Everyday for future” für die Wirtschaftsverbände durch Landeshauptmann Arno Kompatscher.
„Es reicht heute nicht mehr aus, über Nachhaltigkeit im Allgemeinen zu sprechen. Südtirol muss sich ehrgeizige Ziele stecken: wir müssen uns auch in diesem Bereich durch Alleinstellungsmerkmale hervorheben und durch eine umfassende Vision klar positionieren“, sagt Oberrauch. Es brauche starke, erlebbare Zeichen in allen Bereichen: zum Beispiel der Umstieg aller Busse des öffentlichen Personenverkehrs auf Elektro- oder Wasserstoffantrieb, sichere Fahrradabstellplätze an allen Bahnhöfen, eine steuerliche Entlastung für unterirdische Bauen oder eine stärker auf nachhaltige Entwicklung ausgerichtete Regelung der Förderbeiträge für die verschiedenen Sektoren, angefangen bei der Landwirtschaft.
Die Umsetzung einer mutigen Nachhaltigkeitsstrategie wird nur möglich sein, wenn sich die gesamte Gesellschaft an dieser Strategie daran beteiligt, angefangen bei den Unternehmen. „Wir sind bereit, Verantwortung zu übernehmen: den ökologischen Wandel werden wir nur mit dem entscheidenden Beitrag schaffen können, den die Unternehmen durch Innovation und technologische Entwicklung leistet“, unterstreicht Oberrauch. Der ökologische Umbau wird nicht kostenlos sein und wird auch für die Konsumenten in einigen Fällen zu höheren Preisen führen: „Damit diese Investitionen auch für Unternehmen stemmbar sind, muss die Politik Betriebe bevorzugen, die einen ökologischen Umbau vorantreiben“.
Das Beispiel der Südtiroler Industriebetriebe, die sich von der einstigen „Schwerindustrie“ immer mehr zur High-Tech-Produktion gewandelt haben, zeigt, dass diese Veränderung möglich ist. Auf diesem Weg gelte es weiterzuarbeiten: „In Generationen zu denken, in Innovation zu investieren, neue Denkweisen einzuführen, liegt im DNA unserer Unternehmen. Enkeltaugliches Wirtschaften wird immer mehr zu unserer Aufgabe. Die Wirtschaft kann für die Bewältigung der Klimaerwärmung und CO2 Emissionen nicht nur an die Politik delegieren, sondern muss das Heft selbst in die Hand nehmen. Es braucht dafür den gemeinsamen Einsatz aller Sektoren: produzierende Industrie, industrienahe Dienstleistungen, Baugewerbe, Landwirtschaft, Tourismus, Handwerk und Handel können alle einen wichtigen Beitrag leisten“, so Oberrauch weiter.
Der ganzheitliche Zugang zum Thema Nachhaltigkeit wird positiv beurteilt: Es brauche ökologische – oberstes Gebot der Stunde –, aber genauso auch wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit. „In diesem Sinne wird es entscheidend sein, den Landeshaushalt zu überdenken, unproduktive Ausgaben zu vermeiden und auf wirklich strategische Investitionen und Dienstleistungen zu setzen“, unterstreicht der Präsident des Unternehmerverbandes. Zugleich werde es notwendig sein, in die Ausbildung der jungen Talente bzw. in die berufliche Weiterbildung zu investieren sowie auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu setzen, um hochqualifizierte Arbeitsplätze und das notwendige Steueraufkommen zur Sicherung der öffentlichen Leistungen und der Investitionen in ein nachhaltiges Wirtschaften zu garantieren, so Oberrauch abschließend.