Von: mk
Bozen – Das Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe ist sehr heterogen, mit erheblichen Unterschieden zwischen den einzelnen Branchen. Für 2021 erwarten die Unternehmen weiterhin schwierige Rahmenbedingungen. Sie hoffen aber auf eine Erholung der Auslandsnachfrage, wie von den jüngsten Exportdaten teilweise bereits bestätigt. Dies geht aus dem Wirtschaftsbarometer des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervor.
Ertragslage im Verarbeitenden Gewerbe: Rückblick bis 2020 und Erwartungen für 2021
Obwohl das Verarbeitende Gewerbe während der zweiten Pandemiewelle keinen neuen Stillstand erlitten hat, ist das Geschäftsklima durch die Krise stark beeinträchtigt. Dreißig Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer bewerten die Ertragslage im Jahr 2020 als schlecht. Siebzig Prozent berichten von einem Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr, vor allem auf dem Südtiroler und auf dem italienischen Markt. Die Exporte haben verhältnismäßig weniger abgenommen, denn die Verluste der ersten Corona-Welle im Frühling konnten in der zweiten Jahreshälfte Großteils wettgemacht werden. 2020 betrug der Gesamtwert der Südtiroler Exporte, ohne landwirtschaftliche Produkte, rund 4,3 Milliarden Euro und somit 5,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Die größten Exportverluste verzeichneten der Automotive-Bereich (-16,6 Prozent) und der Maschinenbau (-13,8 Prozent).
Die Situation auf dem Arbeitsmarkt war relativ stabil, auch aufgrund des Entlassungsverbots und vor allem wegen der massiven Inanspruchnahme der Lohnausgleichkasse. Im Jahr 2020 blieb die durchschnittliche Zahl der unselbständig Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert (-0,2 Prozent). Die jüngsten Daten für Februar 2021 zeigen sogar einen leichten Anstieg von 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Für die kommenden Monate erwarten die Unternehmen jedoch keine Zunahme der Beschäftigung.
Verarbeitendes Gewerbe: Ertragslage nach Branchen
Die Erwartungen der Unternehmen für das Jahr 2021 sind verhalten, weil eine Verschlechterung der Rahmenbedingungen angenommen wird, insbesondere im Hinblick auf die Produktionskosten und die Zahlungsmoral der Kunden. Die Unternehmen gehen zwar von einer Erholung der Exporte aus, die Inlandsnachfrage wird aber voraussichtlich schwach bleiben. Aus diesen Gründen rechnet ein Viertel der Unternehmen auch im laufenden Jahr mit einer unbefriedigenden Ertragslage. Die Investitionen sollten jedoch stabil bleiben.
Das Geschäftsklima ist im Verarbeitenden Gewerbe sehr heterogen, mit deutlichen Unterschieden zwischen den einzelnen Branchen. Besonders schwierig ist die Lage in der Nahrungsmittelproduktion und bei den Druckereien, während im Textil- und Bekleidungssektor die Einschätzungen der einzelnen Unternehmen sehr unterschiedlich ausfallen. Eine optimistischere Stimmung ist in der Metallverarbeitung zu beobachten.
Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, erklärt: „Die Erholung des Auslandsmarktes ist ein positives Zeichen für die Südtiroler Wirtschaft. Die Handelskammer unterstützt die Unternehmen auch im Bereich des Exports, indem sie Zuschüsse für Internationalisierungsprojekte gewährt und Beratungen zu den bürokratischen und technischen Aspekten des internationalen Handels anbietet.“
Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände
„Die Erwartungen zur Ertragslage im Verarbeitenden Gewerbe sind nicht rosig, was nicht nur an den direkten Auswirkungen der Krise auf die Nachfrage liegt, sondern auch am Anstieg der Rohstoffpreise, der die Unternehmen in Schwierigkeiten bringt und ihre Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen könnte. Hinzu kommt die Notwendigkeit der Bereitstellung von ausreichender Liquidität durch das Kreditsystem“, erklärt Claudio Corrarati, Präsident vom CNA-SHV.
„Durch die verantwortungsvolle Umsetzung der Sicherheitsprotokolle hat das Verarbeitende Gewerbe bewiesen, dass es möglich ist, in Sicherheit zu arbeiten und Arbeitsplätze zu erhalten. Neben den Soforthilfen für besonders betroffene Betriebe, gilt es nun auch an die Zukunft zu denken: Es braucht ein schnelleres Tempo bei den Impfungen, Reformen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Investitionen in Aus- und Weiterbildung, Innovation und Infrastrukturen“, betont hingegen Federico Giudiceandrea, Präsident des Unternehmerverbandes Südtiro.l
„Das Handwerk spürt die Auswirkungen der Corona-Pandemie je nach Sektor unterschiedlich stark. Was die gesamte Wirtschaft jetzt benötigt, sind Investitionsmaßnahmen, ein klarer Wirtschaftsfahrplan und sichere Perspektiven für die Zukunft“, erklärt lvh-Präsident Martin Haller.
Das Verarbeitende Gewerbe umfasst alle Tätigkeiten, welche mit der Herstellung von Waren verbunden sind, wie zum Beispiel die Produktion von Nahrungsmitteln, Textilien und Bekleidung, von Holzgegenständen und Möbeln, chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen, Kunststoffwaren, Metallerzeugnissen, Maschinen, Geräten, Fahrzeugen usw.