Von: mk
Bozen – Agrar- und Forstlandesrat Arnold Schuler hat heute im Beisein des Direktors der Landesabteilung Landwirtschaft Martin Pazeller, des Direktors der Landesabteilung Forstwirtschaft Mario Broll, des Direktors des Versuchszentrums Laimburg Michael Oberhuber, des Direktors der Agentur Landesdomäne Albert Wurzer sowie des Bildungsdirektors Gustav Tschenett den neuesten Agrar- und Forstbericht vorgestellt.
Vorausschauend sprach Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler die anstehende Neuausrichtung der Landwirtschaft an. Diese vollziehe sich sowohl in Südtirol, indem momentan auf Hochtouren an der Fertigstellung des Konzeptes “Landwirtschaft 2020 – 2030” gearbeitet werden. Aber auch auf europäischer Ebene sind Veränderungen am Laufen. “Im Jahr 2020 laufen die Förderprogramme aus. Nun gilt es die Weichen für 2027 und darüber hinaus richtig zu setzen”, sagte Schuler. Die EU plane künftig ihre ländlichen Entwicklungsprogramme überwiegend auf staatlicher, nicht mehr auf regionaler Ebene anzusetzen. Dadurch sei jedoch für Südtirol (und andere Regionen Italiens, aber auch anderer europäischer Staaten) zu befürchten, dass sich Laufzeiten verlängern und Verwaltungswege verkomplizieren. “Wir haben uns hier unter den Regionen vernetzt, um gemeinsam besser vorgehen zu können”, berichtet der Landesrat.
Jahrhundertereignis Vaia: Dank Zusammenarbeit gut gemeistert
Als prägend für das vergangene Jahr bezeichnete Landesrat Arnold Schuler den Jahrhundertsturm Vaia, der insgesamt 1,5 Millionen Kubikmeter Holz innerhalb weniger Stunden gefällt hat. Landesforstdirektor Mario Broll bezeichnete in diesem Zusammenhang die geleistete Arbeit aller beteiligten Seiten als “großartig”, gleichzeitig dürfe man nicht vergessen, dass auch das Ökosystem Wald eine einzigartige Leistung vollbracht habe. So seien Wassermengen im Ausmaß des Fassungsvermögens des Stausees am Reschen vom Wald aufgefangen worden. Im Hinblick auf die Wanderwege hielt Broll fest, dass der Sicherheitsgedanke hier immer vorgehe. Dennoch sei man aktuell bemüht, gemeinsam mit den betroffenen Tourismusvereinen Lösungen zu finden, um auch hier schnellstmöglich alle Wege freigeben zu können.
Auch das Thema Großraubwild habe in Südtirols Landwirtschaft im Vorjahr einen großen Stellenwert eingenommen. Südtirol habe reagiert und dazu auch vom Verfassungsgerichtshof Recht bekommen. “Nun geht es an die Umsetzung, die wir in Zusammenarbeit mit der Höheren Anstalt für Umweltschutz und Forschung ISPRA erarbeiten”, sagte Schuler.
Bildung und Forschung als wichtige Säulen
Wichtige Partner der Südtiroler Forst- und Landwirtschaft sind zum einen die Fachschulen, deren organisatorische Struktur von Bildungsdirektor Gustav Tschnett kurz vorgestellt wurden. “Auch wenn die Schulen autonome Körperschaften sind, legen wir dennoch großen Wert auf eine enge Abstimmung und Kooperation mit unserem Umfeld”, sagte Tschenett.
Während die Schulen ihren Fokus auf Aus- und Weiterbildung legen, geht es im Versuchszentrum Laimburg um wissenschaftliche Forschung, die in Abstimmung mit Partnern aus der Praxis erfolge, berichtete Direktor Michael Oberhuber. Für 2019 seien 44 neue Projekte in Planung, diese ergänzen die 331 bereits vorgesehenen Tätigkeiten und Projekte des Vorjahres. Zu jenen Vorzeigeprojekte, die im Jahr 2018 umgesetzt wurden, zählte Oberhuber die komplexe Erforschung der Schädlingsbekämpfung am Beispiel der Kirschessigfliege. Pflanzenschutzmittel kämen hierbei erst als letzte Möglichkeit zum Einsatz, das Ziel jedoch sei es verstärkt auf natürliche Gegner zu setzen. Weitere umgesetzte Projekte seien die App Frudistore, mit der frühzeitig Lagerschäden erkennt werden können, oder Re-Cereal, bei dem es um den Anbau von natürlich glutenfreier Hirse und Buchweizen ging. “Es handelt sich hierbei um zusätzliche Möglichkeiten für die Berglandwirtschaft, die sich zudem positiv auf die Artenvielfalt auswirken”, erklärte Oberhuber.
Der größte Teil der Versuche erfolgt auf den Flächen der Landesdomäne, für die seit 1. Mai Direktor Albert Wurzer verantwortlich zeichnet. Diese verwaltet insgesamt rund zehn Prozent der gesamten Landesfläche. Wurzer berichtete aus seinem Verwaltungsgebiet, das neben 16 Gutshöfen auch das Aquatische Artenschutzzentrum, die Forstschule Latemar oder die Botanischen Gärten von Schloss Trauttmansdorff umfassen. Bis zum Jubiläumsjahr der Botanischen Gärten im Jahr 2021 stünden dort umfangreiche strukturelle Erneuerungsarbeiten an, welche man lediglich in den drei besucherfreien Monaten von Dezember bis Februar durchführen könne.
Zukunftsthema Artenvielfalt
Ein wichtiges Anliegen, das auch die kommenden Jahre weiterverfolgt werde, sei es Südtirol als Land der Artenvielfalt zu stabilisieren. Die unterschiedlichen Abteilungen würden bereits jeder in seinem Bereich intensiv daran arbeiten: das Aquatische Artenschutzzentrum sei bereits dabei autochthone Fisch- und Krebsarten wie die Marmorierte Forelle und den Dohlenkrebs zu züchten, um diese schließlich wieder in den Gewässern des Landes heimisch zu machen.
Zudem müsse man sich auch den aktuellen Herausforderungen, wie dem Klimawandel aktiv stellen. Abteilungsdirektor Martin Pazeller berichtete in diesem Zusammenhang unter anderem von dem Pilotprojekt Dürreindex. Dieser sei in Zusammenarbeit mit Laimburg, Eurac Research und dem wissenschaftlichen Institut der Stiftung Edmund Mach in San Michele an der Etsch entwickelt worden und stelle die Basis für die Dürreversicherung dar. “Wenn es Dürreschäden gibt, muss nicht mehr ein Techniker der Versicherungsgesellschaft den Schaden feststellen, sondern dieser wird automatisch berechnet“, erklärte Pazeller. Ziel sei es nun den Umstieg auf eine satellitengestützte Berechnung umzusteigen, um noch präzisere Daten erheben zu können.
Die bereits bestehende Vielfalt in Südtirols Agrar- und Forstwirtschaft kann im Bericht 2018 nachgelesen werden, der in Kürze online auf der Landwirtschaftsseite des Landes verfügbar ist. Auf knapp 200 Seiten enthält das umfangreiche Nachschlagwerk interessante Zahlen und Fakten aus dem vergangenen Jahr: 86.924 ist zum Beispiel die Anzahl der Tiere, die in Südtirol im Sommer 2018 auf Almen gebracht wurden und 15.442 km ist die Gesamtlänge der Hof-, Wald- und Almerschließungswege.