Drei Stationen für Prävention - VIDEO

16 neue HIV-Infektionen seit Jänner in Südtirol: Kampf gegen das Stigma

Mittwoch, 26. November 2025 | 14:38 Uhr

Von: mk

Bozen – Am Mittwoch, den 26. November wurde die Aktion „STOP HIV!” bei einer Medienkonferenz vorgestellt. Im Rahmen dieser Initiative findet vom 27. bis 29. November eine dreitägige Tour mit Stationen in Bruneck, Meran und Bozen statt, bei der kostenlose anonyme Tests und Informationen rund um das Thema angeboten werden.

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Anlässlich des bevorstehenden Welt-AIDS-Tages am 1. Dezember organisiert der Südtiroler Sanitätsbetrieb in Zusammenarbeit mit dem Italienischen Roten Kreuz Komitee Bozen, der Caritas sowie den Vereinen Pro Positiv und Arcigay Centaurus diese wichtige Aktion zur HIV-Prävention. An Bord eines vom Roten Kreuz zur Verfügung gestellten mobilen Ambulanzwagens bieten Mitarbeitende des Südtiroler Sanitätsbetriebes und Freiwillige allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern anonyme und kostenlose HIV-Tests sowie nützliche Informationen zur Behandlung dieser nach wie vor weit verbreiteten Infektionserkrankung an.

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Die Aktion findet am 27. November in Bruneck am Gilmplatz, am 28.11. in Meran, Freiheitsstraße – beim Brunnen in der Nähe Sandplatz – und am 29.11 in Bozen auf der Talferbrücke, jeweils von 10.00 bis 17.00 Uhr, statt.

Der Landesrat für Gesundheit Dr. Hubert Messner betonte zu Beginn der Medienkonferenz: „Prävention ist unsere stärkste Waffe gegen HIV. Mit den kostenlosen und anonymen Testangeboten im mobilen Ambulatorium bringen wir wichtige Gesundheitsdienste direkt zu den Menschen. Ich lade die Bürgerinnen und Bürger ein, dieses niederschwellige Angebot zu nutzen: Ein Test schafft Klarheit, nimmt Unsicherheiten und ermöglicht rechtzeitige Unterstützung. Wissen und Vorsorge schützen uns alle und sind ein zentraler Baustein für ein gesundes Miteinander.“

Sanitätsdirektor Dr. Josef Widmann ging auf den beachtlichen Fortschritt der Therapien gegen HIV ein: „Die medizinische und pharmazeutische Forschung haben die Therapiemöglichkeiten für AIDS erheblich verbessert. In der Vergangenheit war die Prognose für eine HIV-Infektion schlecht. Heute jedoch verfügen wir über wirksame Medikamente, mit denen infizierte Menschen dieselbe Lebenserwartung wie nicht von AIDS betroffene Menschen haben. Dennoch gilt es wachsam zu bleiben. HIV zirkuliert nach wie vor und wir müssen die Ansteckungskette durch zielgerichtete Information und Prävention unterbrechen. Aus diesem Grund begrüße ich Aktionen wie diese, nicht zuletzt auch deshalb, weil dem Stigma, dem Menschen mit HIV oft ausgesetzt sind, etwas entgegengehalten werden muss.“

Auch die Primaria der Abteilung für Infektionskrankheiten am Krankenhaus Bozen, Dr.in Elke Maria Erne, rief dazu auf, die Aufmerksamkeit hochzuhalten: „Noch ist das HI-Virus nicht verschwunden. Und der erste Dezember ist ein wichtiges Datum, um die öffentliche Meinung zu sensibilisieren und diejenigen zu würdigen, die zu den großen Fortschritten im Kampf gegen AIDS beigetragen haben.“

Die Primaria betonte, dass die Zukunft des Kampfes gegen HIV äußerst ermutigend sei: „Obwohl noch keine endgültige Heilung möglich ist, sind HIV-Infektionen heute dank neuer Therapien einer chronischen Erkrankung mit einer nahezu normalen Lebenserwartung gleichzusetzen. Tatsächlich stehen uns immer wirksamere Medikamente zur Verfügung. Die neueste Therapie sind langwirkende Injektionen, sogenannte „Long-Acting“, die das Virus blockieren können und nur alle zwei Monate verabreicht werden müssen.“

Als wichtigste Waffen zur Überwindung der Epidemie bezeichnete Dr.in Erne die Verhinderung neuer HIV-Infektionen, vermehrte Tests, um die Zahl der frühzeitigen Diagnosen zu erhöhen, sowie die Präexpositionsprophylaxe (PrEP): „Ein weiterer Grundpfeiler ist die antivirale Therapie für HIV-infizierte Menschen, welche die Viruslast auf nicht mehr nachweisbare Werte senkt und wodurch die Übertragung auf sexuellem Weg praktisch unmöglich wird.“

Dr.in Angela Pieri, Infektiologin am Krankenhaus Bozen und Verantwortliche des HIV-Ambulatoriums erläuterte die Daten zu HIV in Südtirol: „Unsere Ambulanz betreut über 700 Patientinnen und Patienten mit einem Durchschnittsalter von 40 Jahren. Seit Januar 2025 haben wir in Südtirol 16 neue Infektionen registriert; dies lässt sich mit der nationalen Inzidenz vergleichen. Die neuen Fälle betreffen elf Männer und fünf Frauen.“

Der Präsident des Roten Kreuzes, Dr. Manuel Pallua, begrüßte die Aktion: „Wir vom Roten Kreuz sind stolz, den Südtiroler Sanitätsbetrieb bei dieser wichtigen Aufklärungsaktion über HIV zu unterstützen. Prävention und korrekte Information sind grundlegend, um die Gesundheit aller zu schützen. Mit unseren Freiwilligen stellen wir Kompetenz, Präsenz vor Ort und die Bereitschaft zuzuhören zur Verfügung, damit noch mehr Menschen Zugang zu Tests erhalten, sichere Verhaltensweisen kennen und sämtliche Stigmata überwunden werden. Von diesem Engagement sind wir zutiefst überzeugt, denn Schutz und Information bedeuten letztlich Leben zu retten.“

Die Direktorin des Vereins Pro Positiv Südtiroler AIDS-Hilfe, Dr.in Arianna Miriam Fiumefreddo, betonte ebenso wie wichtig Präventionsmaßnahmen gegen die Ausbreitung von AIDS seien: „Auch dieses Jahr wird die Arbeit des Netzwerks in Südtirol, das sich für HIV-Prävention engagiert, wieder konkret und für die Bürgerinnen und Bürger sichtbar in den Mittelpunkt gestellt. Unser Engagement beschränkt sich nicht auf die drei geplanten Tage, sondern erstreckt sich das gesamte Jahr. Der Verein Pro Positiv hat das Angebot für HIV-, Syphilis- und Hepatitis-Tests ausgebaut. Aus den gesammelten Daten von Menschen, die im Jahr 2025 einen Test durchgeführt haben, wird ersichtlich, dass noch mehr grundlegende Informationen zur Verfügung gestellt werden müssen.“

Ebenfalls bei der Pressekonferenz anwesend war Dr. Pierpaolo Patrizi, Psychologe und Leiter des Caritas-Projektes Iris: „Seit der Gründung von Iris im Jahr 1992 steht die Caritas an vorderster Front an der Seite jener Menschen, die mit HIV leben, sowie ihrer Familien und Freunden. Auch dieses Jahr betonen wir vor allem unser echtes und konkretes Engagement zur Überwindung des Stigmas, das nach wie vor den Menschen, die mit seropositivem Status leben, anhaftet. Wir glauben, dass die Synergie aus Prävention, psychosozialer und medizinischer Aufklärung eine gewinnbringende Strategie ist, um die Zahl der Neuinfektionen zu reduzieren und eine Lebensqualität zu erreichen, die dem Alltag mit dieser Erkrankung gerecht wird.“

Bezirk: Bozen

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