Drogenproblematik verlagert sich

58-Jähriger tot in Bozen aufgefunden – vermutlich Überdosis

Dienstag, 08. Juli 2025 | 08:10 Uhr

Von: mk

Bozen – Ein 58-jähriger Bozner ist tot in seiner Wohnung in der Reschenstraße aufgefunden worden. Vermutet wird eine Überdosis. Nachbarn, die einen starken Verwesungsgeruch wahrnahmen, schlugen Alarm. Als Polizei und Sanitäter die Wohnungstür eintraten, fanden sie den Leichnam vor. Der Mann war bereits seit mehreren Tag oder sogar Wochen tot, berichtet die italienische Zeitung Alto Adige.

Um die genaue Todesursache zu bestimmen, wurde eine Autopsie angeordnet. Niemand hatte sich mit dem 58-Jährigen in der Wohnung aufgehalten. Hinweise auf Fremdeinwirkung oder gar einen gewaltsamen Tod wurden nicht gefunden.

Der letzte Todesfall in Südtirol aufgrund einer Überdosis hatte sich im April ereignet. Wie berichtet, war eine 30-Jährige aus dem Burggrafenamt leblos in einem Bed & Breakfast-Betrieb aufgefunden worden. Die Spurensicherung hatte mehrere Medikamente sichergestellt. Die junge Frau war von den Sozialdiensten betreut worden.

„Während die Zahl der Todesfälle durch Heroin-Überdosen in Südtirol rückläufig ist, zeichnet sich ein besorgniserregender Trend ab: Kokain etabliert sich zunehmend als die Droge der Wahl“, erklärt Bettina Meraner, Primaria des Dienstes für Abhängigkeitserkrankungen des Südtiroler Sanitätsbetriebs. Gemeinsam mit Marihuana gehöre Kokain mittlerweile zu den am häufigsten konsumierten Substanzen von jungen Menschen.

Im Jahr 2024 befanden sich in Südtirol etwas mehr als 800 Personen in Behandlung. Bei der Mehrheit davon handelt es sich um Einheimische. Aber auch Saisonarbeiter, die ihren Behandlungsprozess in einer anderen Region begonnen haben, werden hier betreut. Allein in Bozen kümmert sich der Landesdienst für Abhängigkeitserkrankungen um 120 Jugendliche unter 25 Jahren.

„Todesfälle durch Überdosen sind oft auf einen Mix von Substanzen oder auf den Konsum von Kokain bei sehr fragilen Personen mit Vorerkrankungen zurückzuführen“, erklärt Meraner. Während für Heroin spezifische Behandlungen existieren, gibt es für Kokain keine dedizierten Medikamente. Die Behandlung konzentriert sich hier auf psychologische Therapien. “Kokain hat eine kurze Wirkungsdauer und führt oft zu einem unbändigen Verlangen nach erneuter Einnahme”, so Meraner. Hinzu kommt der vergleichsweise geringe Preis der Substanz.

Ganz anders verhält es sich bei der Opioidabhängigkeit. Wird ein Patient hier nicht umgehend behandelt, kann die Abhängigkeit chronisch werden und erfordert eine medikamentöse Therapie, beispielsweise mit Methadon. Die Todesfälle sind in diesem Bereich deutlich seltener.

Die beliebteste Konsumform von Kokain ist das Schnupfen. „Es vermittelt ein Gefühl von Stärke, führt aber oft zu Aggressivität. Schlafstörungen, Gedächtnisprobleme und Konzentrationsschwierigkeiten sind häufige Folgen“, betont Meraner. Viele Betroffene, die Hilfe suchen, berichten von einem Kontrollverlust, der sich in massiven finanziellen, familiären und beruflichen Problemen niederschlägt.

Die genaue Anzahl der Todesfälle durch Überdosen pro Jahr ist schwer zu erfassen. In Italien liegt der Durchschnitt bei etwa 300 Todesfällen. Im Vergleich zu den 1980-er Jahren gibt es glücklicherweise einen deutlichen Rückwärtstrend. Damals existierten auch noch keine Behandlungsmethoden.

Ein interessantes Detail geht aus dem neuen Bericht an das Parlament über den Drogenkonsum hervor: Im Jahr 2024 wurden in Italien insgesamt 16.890 drogenabhängige Personen inhaftiert. Dies entspricht 39 Prozent aller 43.489 Gefängniszugänge. Im Bozner Gefängnis in der Dantestraße liegt dieser Wert sogar bei über 65 Prozent.

Bezirk: Bozen

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