Kommentar

Alex Schwazer: Sündenbock und Bauernopfer

Donnerstag, 11. August 2016 | 18:01 Uhr

Bozen – Noch am Montag wartete Südtirol, Italien und die halbe Leichtathletikwelt auf das Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs im Fall Alex Schwazer, aber das Gericht entschied, nicht zu entscheiden und vertagte das Urteil erneut. Aber dann ließ man die Bombe platzen und sperrte Alex Schwazer zu nicht weniger als acht Jahren.

Aber rekapitulieren wir: Nachdem die angebliche zweite positive Dopingprobe öffentlich bekannt wurde, hatte Alex Schwazer nur sehr wenige Freunde. Der italienische wie der internationale öffentliche Tenor war, dass dieser bereits bekannte Dopingsünder halt schon wieder erwischt wurde.

Nachdem aber immer mehr undurchsichtige und zutiefst verdächtige Hintergründe bekannt wurden und Nachforschungen von Investigativmedien ergeben hatten, dass die Geschichte hinten und vorne stinkt, begann sich der Wind zu drehen. Immer mehr Menschen, vom Insider und Sportfunktionär bis zum einfachen Olympia-Fernsehsportler, finden, dass Alex Schwazer Opfer einer Intrige sein könnte.

Die angebliche zweite positive Dopingprobe stammt vom 1. Jänner, das Ergebnis wurde erst am 21. Juni veröffentlicht und erst zwei Tage vor dem 20-Kilometer-Gehwettbewerb wurde Alex Schwazer gesperrt.

Es ist ein unrühmliches Kapitel. In Brasilien würde man es eine sportgerichtliche Telenovela nennen. Der Weg zum sauberen Sport ist noch lang. Es geht eben nicht nur um Substanzen, Labore und gedopte Athleten. Es geht auch um einen Sumpf von Interessenskonflikten, politischen Entscheidungen, Freundler- und Vetternwirtschaft und natürlich um Korruption.

Der einzelne Athlet ist in diesem Sinne nur ein Rädchen im System und Alex Schwazer nur ein Sündenbock und Bauernopfer, an dem sich das System nun reinwaschen kann.

Von: ka