Rätsel um tödlichen Unfall im Belluno - drei Menschen starben

Angelika Hütter hatte in Bozen einen Hammer bei sich

Samstag, 08. Juli 2023 | 12:22 Uhr

Santo Stefano di Cadore/Bozen – Die 31-jährige Deutsche Angelika Hütter, die in Santo Stefano di Cadore im Belluno am Donnerstagnachmittag mit ihrem Auto eine Familie gerammt und drei Menschen getötet hat, ist in Bozen nur wenige Wochen zuvor angezeigt worden. Offenbar befand sich die Frau im Besitz waffenähnlicher Gegenstände, berichtet die Nachrichtenagentur Ansa.

Wie die italienische Tageszeitung Alto Adige präzisiert, ist es zu dem Zwischenfall in Bozen vor rund eineinhalb Monaten im Einkaufszentrum Twenty bei der MediaWorld-Verkaufsstelle gekommen. Aus nicht völlig geklärten Gründen hatte die Frau mit einem der Angestellten einen Streit vom Zaun gebrochen.

Der Streit

Die Diskussion heizte sich derart auf, dass ein Sicherheitsbeauftragter im Kaufhaus befürchtete, die Situation könnte weiter eskalieren, und deshalb die Polizei verständigte. Den Ordnungshütern gelang es, die Gemüter zu beruhigen. Gleichzeitig bemerkten sie, dass aus dem Rucksack der 31-Jährigen der Griff eines größeren Werkzeugs herausragte. Wie sich herausstellte, handelte es sich dabei um einen Hammer.

Weil es keinen triftigen Grund dafür gab, einen Hammer mit in das Einkaufszentrum zu nehmen, wurde die Deutsche angezeigt. Angelika Hütter hatte bislang noch keine Vorstrafen. Darauf setzte die Frau ihren Weg fort, ohne dass weitere Maßnahmen gegen sie ergriffen wurden – bis es am Donnerstag dann in Santo Stefano di Cadore im Belluno zur Tragödie kam.

Der Unfall

Die Frau, die aus Deggendorf in Bayern stammt, hat mit ihrem Auto eine Familie gerammt und drei Menschen getötet. Sie soll mit ihrem Auto mitten im Zentrum mit hoher Geschwindigkeit gefahren sein. Die 65-jährige Großmutter Mariagrazia Zuin, der Vater Marco Antonello (48) und sein zwei Jahre alter Sohn Mattia starben bei der Kollision. Der Unfall hat sich auf der Straße in Richtung Plodn (Sappada) im Friaul ereignet.

Wie deutsche Medien berichten, kam die Mutter mit leichten Verletzungen davon. Der Großvater, der sich zum Zeitpunkt des Aufpralls offenbar etwas weiter hinten befunden hatte, erlitt einen Schock und musste deshalb ins Krankenhaus gebracht werden.

Die Nachrichtenagentur Ansa schreibt, dass der Wagen die Menschen auf einem Bürgersteig neben der Straße angefahren hat. Die Betroffenen wurden rund 30 Meter durch die Luft geschleudert.

Keine Reue

Beim Verhör vor den Carabinieri soll Angelika Hütter keine Anzeichen von Reue gezeigt haben. Ihre Aussage wurde mithilfe einer Übersetzerin aufgenommen. Demnach hat die Frau erklärt, sie sei arbeitslos und befinde sich in Italien, um eine „Tour zu machen“. Anschließend hüllte sie sich in Schweigen. Die 31-Jährige muss sich wegen mehrfacher Tötung im Straßenverkehr verantworten.

Deutschen Medienberichten zufolge überprüfen Experten der Polizei, ob die Frau möglicherweise durch ihr Handy abgelenkt war und so die Kontrolle über das Auto verlor. Auf Fotos vom Unfallort war zu sehen, dass der Audi heftig demoliert worden war.

Keine Bremsspuren

Laut Alto Adige handelt es sich um ein Leihauto, mit dem Hütter unterwegs war. Offenbar hat sie in dem Auto auch übernachtet, wie Decken im Inneren des Wagens zeigen.

Dass sich die Lenkerin nicht an das vorgeschriebene Tempolimit von 50 Stundenkilometern gehalten hat, davon sind die Carabinieri überzeugt. Gleichzeitig fehlten am Unfallort jegliche Anzeichen von Bremsspuren.

Als Hütter gleich nach dem Unfall aus dem Wagen ausgestiegen ist, machte sie einen verwirrten Eindruck. Einer toxikologischen Untersuchung zufolge, der die Frau am Freitag in Padua unterzogen wurde, stand sie zum Zeitpunkt des Unfalls allerdings nicht unter Drogen- oder Alkoholeinfluss.

Von: mk

Bezirk: Bozen