Kommentar

Bebenkatastrophe – Italien hat die Wahl

Donnerstag, 01. September 2016 | 15:20 Uhr

Bozen – Die Bebenkatastrophe, die in Mittelitalien Dörfer und Existenzen zerstörte und mehreren hundert Menschen das Leben kostete, hat nicht nur italienweit, sondern auch weit darüber hinaus eine riesige Welle der Anteilnahme und Solidarität ausgelöst. Auch in Südtirol wurden fleißig Geld und Lebensmittel gesammelt und Helfer und Retter ins Notstandsgebiet geschickt.

Nach kaum einer Woche beginnt sich selbst in Italien, das mediale Interesse langsam zu legen. Es werden nur mehr wenige Tage vergehen und kaum eine Kamera wird sich mehr zwischen den Trümmern und in den Zeltstädten blicken lassen. Dabei wäre eine umfassende Ursachenforschung so notwendig. Vergangene Bebendesaster haben leider gezeigt, dass nicht nur schlecht gebaut und Altgebäude selten erdbebensicher gemacht worden waren, sondern dass die nach den Katastrophen für den Wiederaufbau bereitgestellten Gelder oft in fremde Taschen geflossen sind.

In Amatrice, Arquata und ihren Nachbargemeinden hat man nun Gelegenheit, es besser zu machen und dafür zu sorgen, dass die ganze Hilfe bei jenen ankommt, die sie brauchen. Um der Landflucht vorzubeugen und die Dorfgemeinschaft zu erhalten, sind die Dörfer an Ort und Stelle wieder aufzubauen. Besonderen Wert sollte man auf die Erneuerung der wirtschaftlichen Strukturen legen, damit Bauern und Handwerker wieder eine Zukunft in ihrer Heimat sehen. Es wäre gelacht, wenn ein 60-Millionen-Land wie Italien nicht imstande wäre, mehrere Dörfer wieder aufzubauen.

Für ein Land in der Krise ist es eine Nagelprobe: Entweder man sagt „Wir schaffen das“ und nimmt einen Musterwiederaufbau einer ganzen Bergregion in Angriff oder man begeht die Sünden der Vergangenheit und füllt die Taschen der Mafia, während die Bebenopfer noch nach Jahren in Containern hausen müssen. Italien hat die Wahl: Initialzündung für eine bessere Zukunft oder Misswirtschaft wie eh und je.

twitter/Vigili del Fuoco
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Von: ka