Von: mk
Bozen – Nach der Anklageerhebung der Staatsanwaltschaft im mutmaßlichen Betrugsfall zulasten des Hotel Palace in Meran hat sich auch Hotel-Eigner Pietro Tosolini als Nebenkläger in das Strafverfahren eingelassen. Medienberichten zufolge haben sowohl der ehemalige Hoteldirektor, Massimiliano Sturaro, und Dr. Carmen Salvatore, Ex-Leiterin der Abteilung Schönheitsmedizin im Hotel, auf ein verkürztes Verfahren verzichtet und wollen es offenbar auf eine Hauptverhandlung ankommen lassen.
Beiden wird bekanntlich erschwerter Betrug vorgeworfen. Die Anschuldigungen betreffen den Zeitraum von 2010 bis 2014. Rund 1,6 Millionen Euro sollen dem Hotel durch die mutmaßlichen Betrügereien insgesamt entgangen sein. Laut den Vorwürfen wurden diverse Einnahmen für Behandlungen der Buchhaltung des Hotels unterschlagen, indem die Klienten direkt dafür bezahlen mussten. Sturaro wies bei der Anhörung vonseiten der Staatsanwaltschaft, sämtliche Anschuldigungen zurück, wonach er Gelder für sich einbehalten habe. Die Anklage vermutet allerdings, dass Sturaro über Dienstleistungen, die als gratis verbucht wurden, monatlich 10.000 Euro abgezwackt hat. Insgesamt geht es um 330.000 Euro.
Am Mittwoch wurde zudem Überraschendes bekannt: Sturaro scheint derzeit als mittellos auf. Offenbar hat er sich in der Vergangenheit sämtlichen Eigentums entledigt und alles, was er besaß, verkauft. Dabei taucht die Frage auf, ob es sich um eine Strategie handelt, einer möglichen Pfändung im Fall einer Verurteilung zu entgehen. Die Verkaufsunterlagen sollen kurz vor der Mitteilung über die Beendigung der Vorerhebungen unterzeichnet worden sein.
Doch bei der ersten Anhörung am Mittwoch kam es noch zu einer zweiten Überraschung. Richter Ivan Perathoner erklärte, den Fall wegen Befangenheit nicht übernehmen zu können, da er der Bruder von Christoph Perathoner, dem Präsidenten der SAD ist, an der auch Tosolini Anteile hält. Gerichtspräsidentin Elsa Vesco muss nun entscheiden, ob tatsächlich ein anderer Richter nominiert werden muss oder ob keine reale Unvereinbarkeit vorliegt.
In der Zwischenzeit wurde bekannt, dass die Mitangeklagte Carmen Salvatore derzeit in Dubai ansässig ist. Dies teilte das entsprechende Gemeindeamt in Bologna mit, wo Salvatore bis vor Kurzem ihren Wohnsitz hatte.