Von: mk
Bozen – Erst vor wenigen Tagen ist ein Mitarbeiter des Sanitätsbetriebs in der Notaufnahme im Bozner Krankenhaus von einem betrunkenen Patienten angegriffen worden. Paola Cappelletti, die Präsidentin der Berufskammer der Krankenpfleger, und Massimo Ribetto von der Gewerkschaft Nursing Up sprechen dem Betroffenen ihre volle Solidarität aus, berichtet die Tageszeitung Alto Adige. Denn leider handle es sich um keinen Einzelfall.
Wüste Beschimpfungen, Personal, das angeschrien wird – all das gehöre mittlerweile zur Tagesordnung. Betroffen seien vor allem die Spitäler in Bozen und Meran, aber nicht nur dort eskalieren Situationen.
Für Cappelletti und Ribetto ist das Maß voll. „Jeden Tag muss das Krankenhauspersonal in vielen Abteilungen verbale Attacken, Beleidigungen und sogar Bedrohungen ertragen. Manchmal kommt es sogar zu Handgreiflichkeiten“, beschweren sich die beiden.
Der Mitarbeiter, der von dem Betrunkenen angegriffen worden war, hat laut Röntgenaufnahmen eine Mikrofraktur an einer Rippe davongetragen. Eine Heilungsdauer von 20 Tagen wurde prognostiziert.
Der Trend scheint im gesamten Staatsgebiet zuzunehmen. Betroffen sind vor allem geriatrische Abteilungen, wo viele Patienten unter Demenzerkrankungen leiden und Psychiatrien, aber auch Gesundheitszentren, Ambulatorien und Wartesäle.
Ursache für die Auseinandersetzungen ist häufig die gefühlte Unzufriedenheit des Patienten oder seiner Angehörigen, weil dem Problem scheinbar zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird oder weil eine Behandlung als unzureichend empfunden wird.
Auch Verwaltungspersonal gerät oftmals ins Visier der Attacken – und vor allem Mitarbeiter in den Notaufnahmen. In Südtirol gilt dies in erster Linie für Bozen und Meran. Einerseits sind die Notaufnahmen oft mit Personen mit nicht dringenden Beschwerden überfüllt, die auch zum Hausarzt gehen könnten. Andererseits herrscht ein effektiver Mangel an ärztlichem und Pflegepersonal.
Die Mischung ist in manchen Fällen explosiv. „Wir können nicht darauf hoffen, dass der Gesetzentwurf zur Verschärfung der Strafen im Fall von Körperverletzung vom Parlament abgesegnet wird und dass mehr Ressourcen losgeeist werden. Um den Problem zu begegnen, muss bei der Ausbildung des Personals und bei der Präventionsarbeit angesetzt werden“, erklärt Cappelletti. Doch auch diese Maßnahmen seien nicht kostenlos.
Am 16. Oktober findet in Rom ein Symposium zu Gewalt an Arbeitsplätzen statt, das von der Beobachtungsstelle von Nursing Up organisiert wurde. Auch Gewerkschaftsvertreter aus Südtirol werden daran teilnehmen.