Der Fall Elisa L. beschäftigt das Internet

Bizarres Fahrstuhl-Video vor dem Verschwinden

Sonntag, 02. April 2017 | 18:13 Uhr

Los Angeles – War es Selbstmord oder Mord? Im Fall der Studentin Elisa L. ist beides unwahrscheinlich. Trotzdem wurden die Ermittlungen bereits vor Jahren abgeschlossen. Seit ein Video im Internet kursiert, das die letzten Momente im Leben der jungen Frau zeigt, lässt der Fall viele nicht mehr los.

Die kanadische Studentin tourte mit dem Rucksack durch Kalifornien. In Los Angeles, in der Nähe des Zentrums, checkt sie in das heruntergekommene Hotel “Stay on Main” ein. Vom 26. bis zum 31. Jänner wollte sie bleiben, doch dann ging etwas schief, wie stern.de berichtet. Die Eltern der Studentin, bei denen sie sich bislang regelmäßig gemeldet hatte, warteten vergeblich auf eine Nachricht von ihrer Tochter.

Als die Sorgen ins Unerträgliche wuchsen, schalten die Polizei ein und flogen selbst nach Los Angeles. Trotz intensiver Befragung möglicher Zeugen und des Einsatzes von Spürhunden blieb Elisa L. vermisst.

Rund zwei Wochen nach dem Verschwinden veröffentlichten die Ermittler das Video einer Überwachungskamera aus einem der Fahrstühle des Hotels. Die Bilder wirken verstörend.

Die Studentin trägt eine rote Jacke und einen dunklen Rock. Nachdem sie den Fahrstuhl betreten hatte, drückte sie zahlreiche Knöpfe – der Aufzug f setzte sich nicht in Bewegung. Das Video zeigt, wie die Studentin hinaus auf den Flur tritt, um die Ecke blickt und wieder zurück in den Fahrstuhl geht. Sie gestikuliert mit den Armen und stützt sich an der Wand ab, bis sie wieder mehrere Knöpfe drückt. Dann geht sie wieder hinaus und gestikuliert erneut mit den Armen. Das Ganze dauert rund zweieinhalb Minuten, bis die Studentin im Flur des Hotels verschwindet.

Im Internet hat das Video eine Reihe von Fragen aufgeworfen: Hat Elisa L. Drogen genommen? Kämpfte sie mit psychischen Problemen? Oder war sie sogar besessen? Wollte sie sich vor jemanden verstecken? Oder wurde das Video manipuliert? All die Fragen bleiben bis heute unbeantwortet.

Erst rund zwei Wochen später, nachdem das Video veröffentlicht worden war, kam etwas mehr Licht in den Fall. Ein Mitarbeiter, der wegen Beschwerden über die Wasserzufuhr in den Zimmern die Tanks auf dem Dach des Hotelgebäudes kontrollieren wollte, stellte fest, dass die Luke eines Wassertanks offen war. Nachdem er mit Hilfe einer Leiter hochgeklettert war, um hineinzusehen, erschrak er: Im Wasser treibt der nackte Leichnam der Studentin.

Doch der Fall bleibt rätselhaft. Bei der Obduktion ergeben sich keine Hinweise auf einen Angriff oder ein Sexualdelikt. Auch Drogen- oder Alkoholmissbrauch wurde von den Ermittlern ausgeschlossen.

Laut Aussagen des Hotelpersonals ist das Dach alarmgesichert sei. Unklar ist auch, wie die 21-Jährige in den Tank ohne Leiter klettern und wie sie den schweren Deckel bewegen konnte.

Wie kann eine erwachsene Frau in dem Tank mit dem verhältnismäßig niedrigen Wasserstand überhaupt ertrinken?

Feststeht, dass die 21-Jährige an einer bipolaren Störung litt. Auch eine Depression war diagnostiziert worden. Trotzdem gab es Hinweise, dass sie eine Verzweiflungstat plante.

Auch die Autopsie bringt die Ermittler bei dieser Frage nicht weiter. Und selbst wenn: Die Ungereimtheiten zum Weg der Studentin auf das Dach bleiben.

Ein populärer Erklärungsversuch bleibt die Mord-Theorie. Immerhin klingt die Geschichte wie ein klassisches Krimi-Drehbuch: Eine junge Frau, die alleine reist, verschwindet in einem zwielichtigen Hotel und wird später tot in einem Wassertank auf dem Dach aufgefunden. Trotzdem gibt es keine Verdächtigen – und es bleiben viele Fragen offen.

Wieso wurde etwa vor dem Verschwinden in der Umgebung des Hotels ein Tuberkolose-Testprogramm aufgelegt, das den “L.-ELISA” trägt. Offenbar handelt es sich um einen reinen Zufall. Der Name soll eine gängige Abkürzung sein. Doch wie sollte ein möglicher Mörder die Leiter an der Außenwand mit einer Leiche besteigen? Wurde bei der Autopsie geschlampt. Antworten auf diese Fragen gibt es wohl keine.

Von: mk