Von: mk
Bozen – Ein warmes Bett im kalten Winter stellen zehn Privatpersonen vom 10. November 2021 bis Ende März 2022 insgesamt 25 obdachlosen Menschen in Bozen zur Verfügung. Die Haselsteiner Familien-Privatstiftung stellt dem neu gegründeten Verein housing first bozen dafür ein dreistöckiges Gebäude in der Rittner Straße 25 für 30 Jahre bereit. Das Haus sollte ursprünglich umgebaut werden, um wohnungs- und obdachlosen Menschen langfristig Wohnraum in kleinen Einheiten zu ermöglichen. Aber „weil es Politik und Verwaltung aber auch heuer wieder verabsäumt haben, im Winter ausreichend menschenwürdige Schlafplätze bereitzustellen“, haben die Vereinsmitglieder entschieden, das Haus auszuräumen und mit Betten auszustatten, wie es in einer Aussendung heißt. Sie nennen das Winterprojekt „dormizil, Nachtquartier für obdachlose Menschen, dormitorio per persone senzatetto“. Es dürfe nicht sein, dass in einer reichen Stadt wie Bozen mindestens 130 Menschen auf der Straße dem Erfrieren ausgesetzt werden, betonten die Vertreterinnen und Vertreter von Bozens Zivilgesellschaft heute bei einer Pressekonferenz.
Das Nachtquartier wird ausschließlich von Freiwilligen geführt. Unterstützung durch Zeit, Spenden, Hygieneartikel und Lebensmittel ist daher willkommen und notwendig. Vor fast genau einem Jahr – am 20. Oktober 2020 – haben Magdalena Amonn, Paul Tschigg, Christian Anderlan, Sigrid Bracchetti, Norbert Pescosta, Wolfgang Aumer, Martina Schullian, Helmuth Niedermayr, Verena von Aufschnaiter und Birgit Bragagna Spornberger den Verein „housing first bozen“ gegründet. Sie haben den Termin bewusst gewählt: Drei Tage davor, am 17. Oktober wurde der jährliche internationale Tag zur Bekämpfung von Armut begangen. Der Verein „housing first bozen“ will Wohnungs- und Obdachlosigkeit in der Landeshauptstadt nachhaltig bekämpfen, neue Lösungsansätze nach Südtirol bringen und die Gesellschaft zum herausfordernden Thema Obdachlosigkeit sensibilisieren. Auf mehr als 130 Menschen in Südtirols Landeshauptstadt wartet heuer wieder ein eisiger Winter auf Parkbänken, unter Brücken, in Abbruchhäusern und Zelten am Rand der Flüsse. Wieder sei es die engagierte Zivilgesellschaft, die auf die Not dieser Menschen hinweist und tatkräftig anpackt: Von diesem Engagement überzeugt, stellte die Haselsteiner Familien-Privatstiftung in der Rittner Straße 25 ihre dreistöckige Immobilie unkompliziert und kostenlos für 30 Jahre bereit.
Das Nachtquartier dormizil wird am 10. November seine Tore öffnen und bis 31. März jede Nacht geöffnet sein. Es wird ausschließlich von Freiwilligen in jeweils zweiköpfig besetzten Turnussen geführt. Abends sperren sie das Nachtquartier um 19.30 Uhr auf und stellen den obdachlosen Menschen Tee, Kekse und ein offenes Ohr bereit. Ab 22.00 Uhr ist Nachtruhe. Am Morgen werden die Freiwilligen abgelöst, damit sie ihrer regulären Arbeit nachgehen können. Zwei weitere Personen übernehmen das Vorbereiten des Frühstücks. Die Bewohner können zwischen 7.30 und 8.15 Uhr frühstücken und verlassen das Haus spätestens um 8.30 Uhr. Der Bedarf an Freiwilligen ist groß. Wer mitarbeiten möchte, kann sich über volunteers@dormizil.org melden. In der kommenden Woche stellen die Vereinsmitglieder potentiellen Freiwilligen am Montag, 18. und Mittwoch 20. Oktober zwischen 19 und 20.30 Uhr und am Samstag, 23. Oktober zwischen 9.00 und 10.30 Uhr die Abläufe, Aufgaben und Tätigkeiten im dormizil vor.
Die Führungskosten des Hauses werden ausschließlich durch Spenden finanziert. Die Vereinsmitglieder haben Spendenpakete für jede Dicke von Brieftasche geschnürt: So kosten Strukturerhalt und Frühstück für eine Übernachtung im dormizil sieben Euro (Nachtpaket). Das Wochenpaket – sieben Nächte – ist um 49 Euro erhältlich. Ein Frühstückspaket – Frühstück für alle 25 Gäste – kostet 80 Euro. Wer die Strukturerhaltungskosten wie Heizung, Strom, Reinigung der Bettwäsche und Müll für einen Monat tragen möchte, ist eingeladen, das Wärmepaket um 460 Euro zu übernehmen. Aber auch jede andere Spende ist willkommen. Die Spendenpakete und Einzelspenden können über die Webseite www.dormizil.org abgewickelt werden. Einzahlungen sind per Banküberweisung, paypal oder Kreditkarte möglich. Wer Angehörigen, Freunden oder Mitarbeitern ein Spendenpaket schenken möchte, bekommt vom Verein Spenden-Geschenkgutscheine zugemailt. Ethical Banking, Raiffeisenkasse Bozen und Raiffeisen Landesbank Südtirol haben dem Verein ihre Zusammenarbeit und finanzielle Unterstützung zugesichert.
Der Vorstand des Vereins housing first bozen besteht aus Magdalena Amonn (Vorsitzende), Paul Tschigg (stellvertretender Vorsitzender) und Christian Anderlan (Schriftführer). Birgit Bragagna Spornberger übernimmt die Vereinsbuchhaltung. Die Koordination des Projektes dormizil im kommenden Winter übernehmen Paul Tschigg, Sigrid Bracchetti, Verena von Aufschnaiter und Christian Anderlan. Sie teilen die Freiwilligen ein, betreuen die Hotline, machen die Einkäufe und sind für alle Fragen da. Die anderen Vereinsmitglieder übernehmen vor allem Nachtdienste. Weitere Informationen: www.dormizil.org