Von: apa
Im Fall der drei Nonnen, die Anfang September gegen den Willen ihres Ordensoberen aus dem Seniorenheim in das leerstehende Kloster Goldenstein bei Salzburg zurückgekehrt sind, stehen die Zeichen weniger auf Entspannung denn je: Wie Kathpress am Mittwoch informierte, haben sich nach dem zuständigen Propst Markus Grasl nun auch die drei dort lebenden Nonnen an den Vatikan gewandt. In einem Schreiben bitten die 82- bis 88-jährigen Frauen um die Entpflichtung Grasls.
Sie fordern, dass ein neuer Apostolischer Kommissar eingesetzt wird, der für sie die Verantwortung übernimmt. Die Einsetzung einer vom Papst mit besonderen Aufgaben und Befugnissen ausgestatteten Person war in Goldenstein überhaupt erst notwendig geworden, weil die auf wenige Mitglieder geschrumpfte Klostergemeinschaft zu klein geworden war, um sich selbst zu verwalten. Seit Oktober 2022 heißt der zuständige Apostolische Kommissar für die drei Ordensschwestern Propst Grasl. Monate davor hatten die Nonnen ihre Liegenschaft und Schule an die Erzdiözese Salzburg und das Stift Reichersberg übergeben.
Wie die Nonnen nun schreiben, habe die Ernennung zwar ihrem damaligen Wunsch entsprochen, dieser Wunsch habe sich jedoch später “als Irrtum erwiesen”. Grasl habe gegen die kirchenrechtliche Vorgabe verstoßen, “die Untergebenen wie Kinder Gottes zu behandeln” und “deren freiwilligen Gehorsam im Respekt vor der menschlichen Person zu fördern” sowie “sie gerne anzuhören”. Konkret führen die Ordensfrauen hier die nach Krankenhausaufenthalten erfolgte Umsiedlung aus dem Kloster in ein Altenheim an, die gegen ihren Willen und entgegen vormaliger anderslautender Zusage geschehen sei. Zudem kritisierten die Frauen eine “Verweigerung direkter Kommunikation” aufseiten des Probstes.
Ex-Schülerin sagt, sie leide bis heute unter dem Regime einer der Schwestern
Der Streit zwischen den Nonnen und Grasl wird mittlerweile auch auf einer zweiten Front weitergeführt. Nachdem am Mittwoch in den “Salzburger Nachrichten” eine ehemalige Internatsschülerin und andere frühere Zöglinge berichteten, in den 1970er Jahren von einer der drei Schwestern Drill, Strafen und psychischer Gewalt ausgesetzt gewesen zu sein, konterte der Probst. In einer Stellungnahme an Kathpress reagierte er “mit großer Betroffenheit” auf die medialen Vorwürfe. Er bedauere die Vorfälle und Übergriffe zutiefst und nehme die Hinweise ernst.
Entsprechend der Verfahrensordnung der katholischen Kirche habe er am Mittwoch in dieser Sache die zuständige diözesane Ombudsstelle in Salzburg informiert und empfehle diesen Schritt auch allen Opfern von Übergriffen, sei es von psychischer oder von physischer Gewalt. Grasl: “Meine Gedanken und mein Mitgefühl sind bei jenen Menschen, die Gewalt erfahren haben und sich nun an die Öffentlichkeit wenden.”
Vergleichsangebot vergangene Woche gescheitert
Bereits in der Vorwoche hatte Grasl den Schwestern ein Angebot vorgelegt, das ihnen den Verbleib im Kloster “bis auf Weiteres” zusichern sollte. Allerdings unter bestimmten Auflagen. Voraussetzung dafür war etwa das Einstellen der Social-Media-Aktivitäten – die drei Nonnen hatten zuletzt 243.000 Follower bei Instagram – oder ein Zutrittsverbot in die Klausurbereiche für ordensfremde Personen.
Alle drei Schwestern haben aus juristischen Gründen jedoch beschlossen, diese Vereinbarung nicht zu unterzeichnen – etwa, weil der Vorschlag keine rechtsverbindlichen Zusagen hinsichtlich der Dauer des Verbleibs enthalte. Daraufhin wandte sich Propst Grasl laut Angaben seines Sprechers Harald Schiffl an den Vatikan als die “nächste Instanz”, um von dort eine Entscheidung zu erwirken.




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