Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen schränken ihre Tätigkeit ein, Besuchseinschränkungen bei Krankenanstalten

Coronavirus: Weitere Maßnahmen sollen Virus-Ausbreitung verlangsamen

Mittwoch, 11. März 2020 | 21:04 Uhr

Innsbruck – Mit aktuellem Stand gibt es in Tirol derzeit 57 bestätigte Coronavirus-Erkrankungen, die größtenteils sehr mild verlaufen. In zwei Fällen waren die Symptome etwas stärker ausgeprägt – diese befinden sich aber bereits beide wieder auf dem Weg der Besserung. Zwei erkrankte Personen von diesen 57 positiv Getesteten sind zudem bereits wieder vollständig genesen.

„Die Gesamtsituation hat sich weiter zugespitzt. Der heutige Mittwoch brachte den stärksten Anstieg von bestätigten Coronavirus-Erkrankungen seit den ersten beiden positiv getesteten Fällen vor über zwei Wochen. Die Zahl hat sich im Verlauf des heutigen Tages von 30 auf nun 57 positive Fälle erhöht“, informiert LH Günther Platter und ruft die Bevölkerung zum Zusammenhalt auf: „Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation, die unser tägliches Leben maßgeblich beeinträchtigt. Wichtig ist nun, dass wir in Tirol zusammenstehen und diese Krise gemeinsam meistern.“

Verlangsamung der Virus-Ausbreitung als Ziel

Die bereits gesetzten sowie alle weiteren geplanten Maßnahmen zielen darauf ab, die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen und zu verlangsamen. Deshalb wird ab Samstag, 14. März, auch der Skibetrieb in Ischgl für zwei Wochen untersagt. „Die Gesundheit und Sicherheit der Bevölkerung und der Gäste hat höchste Priorität. Es bedarf deshalb weitreichender Maßnahmen, um dies bestmöglich zu gewährleisten“, so LH Platter.

TirolerInnen in Italien werden noch diese Woche zurückgeholt

Das Außenministerium arbeitet derzeit daran, österreichische Touristen, die mit dem Zug oder per Flugzeug nach Italien gereist sind und nun dort festsitzen, noch diese Woche nach Österreich zurückzuholen. Betroffen sind davon auch TirolerInnen, die mit der Bahn nach Italien bzw. Südtirol auf Urlaub gefahren sind. „Die Tirolerinnen und Tiroler, die sich aktuell noch in Italien befinden, werden wir nicht im Stich lassen. Wir stehen hierzu in engem Austausch mit dem Bund zur weiteren Vorgehensweise“, betont LHStvin Ingrid Felipe. Für betroffene Personen hat das Außenministerium eine eigene Hotline eingerichtet: +43 (0) 50 11 50 4411.

Veränderungen im Schul- und Kindergartenbetrieb

Die Tiroler Landesregierung gab am Abend die Veränderungen im Bereich der (vorschulischen) Bildungseinrichtungen bekannt: „Ab kommenden Montag, 16. März 2020, werden Schülerinnen und Schüler ab der neunten Schulstufe zuhause bleiben und ab Mittwoch, 18. März 2020, gibt es Einschränkungen für Pflichtschülerinnen und Pflichtschüler sowie Kindergartenkinder. Diese Maßnahmen im Bildungsbereich gelten voraussichtlich bis Ostern“, erklärte LRin Beate Palfrader. Der Bedarf für eine Betreuung wird jetzt erhoben, dann wird es auch entsprechende Angebote in Schulen und vorschulischen Einrichtungen geben. Dazu sind wir auch im Austausch mit den Gemeinden.” Die Bildungslandesrätin richtete noch einen Appell an die Eltern: „Eltern, die die Betreuung ihrer Kinder zuhause abwickeln können, sollen dies bitte auch tun.“ Weiters stellte sie fest, dass dort, wo eine Betreuung zu Hause nicht möglich ist, die Betreuung in öffentlichen Einrichtungen sichergestellt wird.

“Die Maßnahmen wurden mit Augenmaß getroffen – auf radikale Schulschließungen wurde verzichtet, auf Herausforderungen im Bereich der Betreuung Bedacht genommen. Als Bildungslandesrätin ist es mir wichtig, dass die Sicherung des Unterrichtsertrags und die Erfüllung des Bildungsauftrages nicht gefährdet sind. Es geht jetzt um die Änderung der Form des Unterrichts – es gibt keine unterrichtsfreie Zeit, sondern einen „Ersatzbetrieb“, beispielsweise durch ein umfangreiches altersgemäßes Onlineangebot. Es geht jetzt auch darum, Kindern die zu Hause bleiben, Materialien für die Festigung und Vertiefung des Unterrichtsstoffes bereitzustellen. Die Zeit soll sinnvoll genutzt werden.“

Unterricht gibt es bis auf weiteres auch nicht an den Tiroler Landesmusikschulen. Der Musikwettbewerb „Prima la musica“, der vorerst verschoben wurde, kann nun definitiv nicht stattfinden.

Besuchseinschränkungen an Tirols Spitälern

„Der Schutz der Patientinnen und Patienten und des Krankenpersonals hat nun oberste Priorität – darum gilt ab sofort ein generelles Besuchsverbot in allen Tiroler Spitäler. Wir ersuchen die Tiroler Bevölkerung um Verständnis, dass an den Tiroler Spitälern ab sofort Besuchseinschränkungen zum Wohl der Patientinnen und Patienten eingeführt werden“, gab LR Bernhard Tilg bekannt. Nur gesunde KrankenhausmitarbeiterInnen können PatientInnen behandeln.“ Deshalb liegt das Hauptaugenmerk der Tiroler Spitäler derzeit unter anderem darauf, möglichst lange zu verhindern, dass das Coronavirus den Weg in die Krankenhäuser findet“, so der Gesundheitslandesrat. Ein weiterer Grund ist der Schutz aller PatientInnen, die sich derzeit im Krankenhaus befinden.

Ausnahmen sind Besuche bei Kindern und PatientInnen in Palliativbetreuung – hier ist pro PatientIn und Tag ein/e BesucherIn erlaubt. Bei Geburten ist eine Begleitperson gestattet. Außerdem erlaubt sind notwendige Begleitpersonen für Gehörlose, PatientInnen mit Demenz, Menschen mit Behinderung, Übersetzer, usw.

Um dennoch einen Informationsfluss zwischen Angehörigen und dem Behandlungsteam zum Gesundheitszustand der jeweiligen PatientInnen zu ermöglichen, bieten die Tiroler Spitäler ein zusätzliches Service an: Jede/r PatientIn kann bei der Aufnahme ein Kennwort vergeben, das er seinen Angehörigen nennt und in den Klinik-/ Spitalsinformationssystemen gespeichert wird. So ist garantiert, dass bei telefonischer Nachfrage nur berechtigte Personen Auskunft über den Gesundheitszustand erhalten.

Von: ka