Wichtige Voraussetzung in Südtirol

Diese Nachlässigkeit könnte einem 23-Jährigen den Job kosten

Dienstag, 19. Dezember 2023 | 10:58 Uhr

Meran – Ein 23-Jähriger aus Meran riskiert, seine Anstellung im Betrieb für Sozialdienste in Bozen zu verlieren, weil er etwas vergessen hat: die Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung. So eine Nachlässigkeit kann in Südtirol den Job kosten.

Carlo Alberto Carretta ist im Alter von zwölf Jahren nach Südtirol gezogen. Während seine Mutter aus Taranto stammt, ist sein Vater Friulaner. Obwohl seine Eltern geschieden sind, arbeiten sie noch immer hier im Land. Der 23-Jährige fühlt sich durch und durch als Südtiroler italienischer Muttersprache. Gleichzeitig sucht auch die öffentliche Verwaltung händeringend nach qualifiziertem, zweisprachigem Personal.

Dass allerdings auch er eine Bescheinigung über die Sprachgruppenzugehörigkeit als Volljähriger benötigt, daran hat Carretta nicht gedacht. Nun zögert die öffentliche Verwaltung, ihn einzustellen, da eine solche Bescheinigung zu den Voraussetzungen zählt.

Der 23-Jährige wandte sich deshalb eiligst ans Gericht in Bozen, um die Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung zu beantragen. Die Antwort, die er dort erhielt, fiel allerdings mehr als ernüchternd aus: Die Wartezeit beträgt 18 Monate.

Weil der junge Mann die Arbeit dringend nötig hat, reichte er Rekurs ein, der allerdings abgeschmettert wurde. Carretta beanstandet die Regelung, die eine so lange Wartezeit vorsieht. „Es kommt mir absurd vor, dass ich wegen eines Zertifikats, das im Grunde nur bestätigt, was ich bereits bin, meine Arbeit verlieren könnte“, erklärt der 23-Jährige laut einem Bericht der Zeitung Alto Adige. Seiner Ansicht nach würde es genügen, wenn er die Bescheinigung erhält – mit dem Versprechen, dass er die Sprachgruppenzugehörigkeit nicht so leicht wechseln kann.

In der Hoffnung, dass das Gericht eine Ausnahme macht, wie es in der Vergangenheit bereits passiert ist, hat sich Carretta an die Volksanwaltschaft gewandt. Gleichzeitig hat er sich in der Zwischenzeit arrangiert: Als Übergangslösung absolviert er beim Betrieb für Sozialdienste ein Praktikum, das ihm seine Mutter finanziert.

Von: mk

Bezirk: Bozen